Die Rektorin der Schule Ute Petry plädiert für einen Neubau – und zwar dringend. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Starzachs Schulleiterin Ute Petry warnt eindrücklich vor weiteren Verzögerungen

Es ist – angesichts der Corona-Bedingungen – knallvoll in der Mehrzweckhalle Wachendorf. Die Mädels von der Jazz-Tanzgruppe machen draußen ihre Übungen. Denn: Grundschul-Rektorin Ute Petry informiert, was die Schule über die Neubau-Diskussion denkt.

Sta rzach-Wachendorf. Wer die Halle betritt, vernimmt nervige, laute Kinderstimmen aus den Lautsprechern. Rektorin Petry: "Das sind Originalaufnahmen aus unserem Mensa-Provisorium. 80 Kinder teilen sich 29 Quadratmeter – und das, was man durch die Lautsprecher hört, ist in diesem Raum mittags aufgenommen!"

Seit elf Jahren sei das eines der Provisorien, mit denen die Grundschule in Bierlingen umgehen muss. Deshalb war hier ein Schulneubau geplant. Geschätzte Kosten nach dem Architektenwettbewerb: 15 Millionen Euro.

Die "Zukunft Starzach" als Mehrheitsfraktion im Gemeinderat hatte durchgesetzt, dass auch der Standort Wachendorf als Alternativ-Standort für den Neubau durch eine Machbarkeitsstudie überprüft werden sollte. Die Mehrzweckhalle könne dabei als Schulturnhalle mit genutzt werden – so würden die Neubaukosten dafür in Bierlingen wegfallen.

Rektorin Petry: "Die Ausstattung in der Mehrzweckhalle entspricht nicht den Anforderungen an den Schulsport. Eine Halle braucht dafür Reck, Taue, Sprossenwand. Auch wenn man sich bemühen würde, die Mehrzweckhalle umzubauen – das gibt die Statik hier nicht her. Dazu gibt es Vorschriften für eine Sporthalle für eine zweizügige Grundschule – die Mehrzweckhalle hier erreicht nicht das geforderte Mindestmaß."

Im Gemeinderat wurde auch darüber debattiert, ob eine gemeinsame Nutzung der Mehrzweckhalle von Schule und Vereinen geht.

Rektorin Petri dazu: "Aus meiner Sicht wird es zur Kollision zwischen der schulischen Nutzung und den Vereinen kommen. Schon jetzt ist die Gruppe nach draußen gewandert. In unserem Logo steht: Miteinander. Das geht aber nicht mit den Vereinen, wenn wir uns immer wieder in die Quere kommen."

Petry erinnert daran, dass eine Schulsporthalle auch für Regenpausen, Schulfeiern, Autorenlesungen oder für andere Aktivitäten genutzt werden kann. Petry: "Wenn die Kinder am Donnerstag für die Einschulungsfeier etwas aufbauen wollen, können wir es nicht über Nacht stehen lassen, wenn Vereine die Halle ebenfalls nutzen!"

Die "Zukunft Starzach" hatte auch argumentiert, dass es pädagogisch nicht sinnvoll sei, die Grundschule Bierlingen im laufenden Betrieb umzubauen. Und die Kinder dann in Container unterzubringen. Deshalb könnte ein Neubau in Wachendorf besser sein.

Petry: "Die vorhandene Klassenräume in Bierlingen sind top. Von der Größe her. Deshalb bekommen sie die Krone. Weil Mensa und Sporthalle an das bisherige Gebäude angebaut werden sollen, könnten wir die Schule so lange weiter benutzen."

Die zeitweise Unterbringung der Schüler in Containern – aus Sicht der Schulleiterin kein Problem: "Wir haben Rückmeldungen von anderen Schulen aus Tübingen. Die hatten Container – das geht gut. Aktuell mutet man den Kinder viel mehr zu. Das Hin und Her des Busfahrens zur Mehrzweckhalle oder ins Schwimmbad. Dass man keine Gemeinschaft bilden kann. Dass die Mensa viel zu eng ist! Wenn man eine Perspektive hat, dass die Zwischenlösung mit den Containern zwei Jahre dauern könnte, halten wir das auch noch aus."

Die Rektorin plädierte dafür, den Neubau so schnell wie möglich zu beginnen. Das Argument von Petry: Politisch sieht es so aus, dass spätestens im Jahr 2025 der Rechtsanspruch der Eltern auf Ganztagesbetreuung in der Grundschule kommen könnte.

Ute Petry: "Wenn wir das in Starzach aufgrund der räumlichen und sonstigen Vorschriften nicht bieten können, ist das ein Grund, beim Schulamt den Antrag auf Schulbezirkswechsel genehmigt zu bekommen. Die Eltern wandern dann mit ihren Kindern ab."

Schon jetzt zeigen sich steigende Zahlen: 90 Prozent der Erstklässler sind in der Ganztagsbetreuung. Petry: "Wenn der Trend so weitergeht, müssen wir in Zukunft Kinder beispielsweise beim gemeinsamen Mittagessen-Angebot ablehnen."

Deshalb plädiert sie: Möglichst schnell bauen. Und sie appelliert zu einem "Miteinander und einem sachlichen Umgehen miteinander. Weg von persönlichen Ressentiments."

Die Rektorin weiter: "Sachlichkeit und Ehrlichkeit sehe ich bei der Gemeinde. Im Gemeinderat vermisse ich die. Ich wünsche mir, dass dort persönliche Interessen zurückstehen."

Fakt ist: die anwesenden Gemeinderäte (unter anderem Rolf Pfeffer und Hans-Peter Ruckgaber von der ZS) machen sich ausführliche Notizen. Hinterher sagt ein ZS-Gemeinderat in der Diskussion mit den Zuhörern: "Das war wichtig, diese Einschätzung zu hören. Das hilft uns besser bei der Bewertung der Neubau-Alternativen!"

Petrys Worte – sie kann man auch als Kritik am Gemeinderat sehen. Starzachs Bürgermeister Thomas Noé versucht, die Wogen zu glätten an der "Extra-Runde", welche die ZS mit der Forderung einer Machbarkeitsstudie für Wachendorf durchgesetzt hatte.

Noé: "Ich muss den aktuellen Gemeinderat in Schutz nehmen. Ich selbst habe lange gebraucht, um mich durchzuringen, ob wir den Schulneubau finanziell stemmen können. Das wird einiges von uns abverlangen. Deshalb bin ich auch bereit, 40 000 Euro in die Hand zu nehmen, um heraus zu bekommen, ob der Standort Wachendorf wirklich besser ist. Wenn man diese Chance nicht nutzt, werden die Verteilungskämpfe nicht leichter. Wenn die Machbarkeitsstudie dazu beiträgt, ein besseres Gefühl zu bekommen bei der Entscheidung für einen Schul-Neubau, dann ist es das wert!"

Die Verzögerung durch die Studie sei nur ein halbes Jahr, so Bürgermeister Noé: "Dann sollte man aber zügig ohne Ausreden den einen oder den anderen Standort durchsetzen."

Rektorin Petry: "Da kann ich mitgehen. Wir haben nicht wirklich ein Problem, wenn es nur um ein halbes Jahr geht. Sondern damit, wenn plötzlich jemand sagt: ›Das wird alles zu teuer. Das können wir gar nicht stemmen.‹ Fangen wir an. Kosten wird der Neubau, egal wo. Wir brauchen ihn ganz dringend!"