Trotz Corona-Krise bleibt das Interesse an Tieren groß. Das Angebot bei Katzen ist inzwischen jedoch etwas ausgedünnt im Tübinger Tierheim und generell gestaltet es sich aufgrund der Umstände schwieriger Tiere zu vermitteln. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Tierschutz: Vermittlung schwierig / Nur Einzeltermine nach Vereinbarung / Gassi gehen ist weiterhin möglich

Nicht nur die Aktivitäten im Horber Tierheim "Renate Lang" sind wegen der Corona-Krise stark zurückgefahren worden, auch der Tierschutzverein Tübingen, dessen Tierheim zugleich auch Auffangstation ist, leidet unter der Pandemie.

Starzach/Kreis Tübingen. Wir sprachen darüber mit Annerose Hartmann, die sich neben ihrem Ehrenamt im Starzacher Gemeinderat auch sehr um das Tierwohl kümmert und erhielten Auskunft vom ersten Vorsitzenden des Tierschutzvereins Tübingen, Felix Wagner.

Auf unsere grundsätzliche Frage: "Hat die Corona-Krise auch Auswirkungen auf das Tierheim?" antwortete Wagner sehr ausführlich: Er betonte, dass die Kontaktsperre sehr wohl Auswirkungen auf das Tierheim habe. "Wir können unsere Öffnungszeiten nicht aufrechterhalten, sondern nur Einzeltermine nach telefonischer Absprache anbieten. Dadurch sind die Tier-Vermittlungen über die Hälfte zurückgegangen. Alles andere, zum Beispiel der Verkauf in unserem Laden oder der Lange Samstag, den wir einmal im Monat anbieten, sind komplett ausgefallen. Ob und wann das jährliche Tierheimfest stattfinden kann, ist ebenso unklar."

Verein hat keinen Anspruch auf Nothilfe

"Auch die Nachfrage nach Plätzen in der Tübinger Tier-Pension ist auf null zurückgegangen, da die Leute weder in Urlaub gehen noch OP-Termine wahrnehmen. Und Notfälle von Menschen in Corona-Quarantäne hatten wir bisher noch nicht", so Wagner.

Erschwerend kommt für ihn hinzu, dass man das Personal nur nachmittags auf Telefon-Dienst-Größe reduzieren kann. Und dies bei vollem Lohnausgleich. "Kurzarbeit ist nicht möglich, da wir keine kompletten Abteilungen nach Hause schicken können, sondern jederzeit alle Personalressourcen verfügbar haben müssen."

Wagner betonte weiter, dass diese Einnahmen zum Glück nur einen kleinen Teil des Gesamtbudgets darstellen. "Die Masse des Geldes kommt aus dem Vertrag über Fundtiere mit dem Kreis und den Gemeinden. Und es gibt ja auch noch Spenden – fragt sich nur wie lange noch! Anspruch auf Nothilfe haben wir allerdings nicht", bedauert der Vorstand. Zum einen handelt es sich um einen Verein und zum anderen wären noch Rücklagen vorhanden, nannte er die Gründe hierfür. "Dementsprechend ist es unklar, mit wie viel Minus wir aus der Krise herauskommen."

Auf die Frage: "Wurden Tiere aus Gründen, die mit der Krise zu tun, bei Ihnen abgegeben? Wenn ja, welche Gründe wurden angegeben?" konnte Wagner erfreulicherweise feststellen, dass dies nicht der Fall sei. "Wir hatten bisher nur zwei auffällige Fund-Tiere – ein Kaninchen und eine Schlange – die aber vermutlich schon vor der Corona-Krise ausgesetzt wurden oder entliefen. Wir rechnen auch nicht mit einer größeren Welle."

Das Gassi gehen ist nach wie vor möglich, da die Übergabe der Hunde ohne Körperkontakt in der Hundeschleuse möglich ist.

Auf die Fragen: "Werden derzeit weniger Tiere vermittelt? Hat das Interesse abgenommen?" wusste Wagner, dass das Interesse Grundsätzlich groß ist. "Aber da man nicht ›einfach mal gucken kann‹ ist die tatsächliche Vermittlungsquote geringer als üblich. Allerdings muss man auch sagen, dass das Angebot bei den Katzen inzwischen auch etwas ausgedünnt ist." Bei den Kleintieren mussten zwei Vermittlungen wegen der Krise "auf Eis gelegt" werden. Sie finden aber statt, wenn die Abnehmer wieder fit, beziehungsweise nicht mehr gefährdet, sind.

Falls über längere Sicht, zum Beispiel bis nach den Sommerferien, das "natürliche Gleichgewicht" von Zu- und Abgängen aus dem Tierheim gestört wäre, könnte man dies notfalls über die Pensions-Kapazitäten abfedern, glaubt der Vorsitzende des Tübinger Tierschutzvereins.

Annerose Hartmann ergänzte die Ausführungen ihres Vereinskollegen dahingehend, dass man auch immer tierliebe Menschen sucht, die zum einen Pflegetiere aufnehmen könnten zu denen auch Wildtiere wie Igel und Eichhörnchen zählen oder aber auch Auswilderungsstellen für verwilderte Haus-Katzen anbieten, den diese lassen sich nur schwer vermitteln. Und gerade in diesem Zusammenhang macht die Starzacher Tierschützerin auf die Pilot-Aktion der Gemeinde Starzach, die unter dem Titel "Kastration ist Tierschutz!" im vergangenen Jahr anlief, aufmerksam.

Kastrations-Aktion geplant

"Die einzig sinnvolle Methode, um die Population von Streunerkatzen, aber auch von Haus-Katzen, einzudämmen, ist deren Kastration". eine klare Aussage hierzu. Mitte dieses Jahres ist in Zusammenarbeit mit den Tierschutzorganisationen eine weitere Kastrations-Aktion geplant: "Freilaufende Katzen werden in den bekannten Problemgebieten in Starzach angefüttert, um eingefangen, kastriert und gekennzeichnet zu werden. Bereits gekennzeichnete Tiere werden selbstverständlich wieder freigelassen.

Die Aktion wird nochmals rechtzeitig in der Presse angekündigt, damit Tierhalter gegebenenfalls die notwendigen Vorkehrungen für ihre Katzen treffen können" steht im Flyer, der von der Gemeinde zu diesem Thema herausgegeben wird.

Eine abschließende, dringende Bitte der Starzacher Tierschützerin lautet: "Arbeiten sie mit der Gemeinde zusammen und füttern sie nur die Tiere, für die sie die Verantwortung übernehmen können. Und dies gilt nicht nur während das Coronavirus durch die Welt tobt."

Weitere Informationen: www.tierschutzverein-tuebingen.de