Heidrun und Werner Hennig aus Bierlingen feiern heute ihre Goldene Hochzeit. Foto: Bieger Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehejubiläum: Goldene Hochzeit im Hause Hennig in Bierlingen / "Liebe kann im Alter sehr tief und wichtig sein"

Der 2. Dezember 1967 war wie heute ein Samstag. Für zwei Bierlinger Neubürger war es ein besonderer Tag mit einem Festakt im Standesamt des alten Rathauses.

Starzach-Bierlingen. Schon drei Wochen zuvor hing im Schaukasten damals das sogenannte Aufgebot. Mit Reißnägeln war das Blatt über einer darunter hängenden Mitteilung befestigt, sodass sich folgende Textkombination ergab: "Betrifft: das Einsperren von Hühnern, Gänsen und Enten – Aufgebot: Es wird zur Kenntnis gebracht, dass 1. der Student Werner Hennig, wohnhaft in Esslingen, Augustinerstraße 12.1 und 2. Jutta Heidrun Groß, Hauptlehrerin, wohnhaft in Bierlingen die Ehe eingehen wollen."

Da in drei Wochen kein Widerspruch gegen das Vorhaben gemeldet wurde, vollzog der damalige Bürgermeister Raimund Noll am 2. Dezember 1967 die standesamtliche Trauung.

Im Anschluss traf man sich mit der gesamten Schulgemeinde – Frau Hennig war zu Schuljahresbeginn als Lehrerin nach Bierlingen versetzt worden – im Schulhaus und anschließend mit Elternvertretern, Trauzeugen, Bürgermeister und den nächsten Verwandten im Wohnzimmer der winzigen Wohnung im Kindergarten St. Maria. Es waren deutlich mehr Personen im kleinen Wohnzimmer, als dieses Quadratmeter hatte.

Am 16. Dezember 1967 wurde schließlich in der alten Heimatstadt Stuttgart die kirchliche Hochzeit gefeiert.

In der Landeshauptstadt hatten sich die beiden in der Tanzstunde kennen gelernt und mit 15 Jahren verlobt.

Ab dem 23. Lebensjahr in Bierlingen eine neue Heimat gefunden

Damals hatten sie noch keine Ahnung, dass sie einmal in einem Dorf namens Bierlingen ab ihrem 23. Lebensjahr für den Rest ihres Lebens – und wie man weiß gerne – bleiben würden. Jutta Hennig war als Lehrerin und stellvertretende Schulleiterin der Grund-, Haupt- und Realschule in Bierlingen, Börstingen und Wachendorf bis 2006 tätig. Während 40 Jahren Dienstzeit lernte sie mehr als eine Generation von Starzacher Schülern und Eltern, drei Schulleiter, sechs Pfarrer und vier Bürgermeister kennen.

Werner Hennig kam als Studienreferendar ans Gymnasium Horb und gehörte am Ende zum Inventar, zuletzt als Studiendirektor und "Stellvertretender Schulleiter und ständiger Vertreter des Schulleiters". Als ehemaliger Latein- und Geschichtslehrer nimmt er heute noch regen Anteil an den globalen und örtlichen Geschehnissen.

Nach seinem Herzinfarkt schied er 1999 aus dem Schuldienst und begann, wie er sagte, sein zweites Leben: Zunächst war er nur fürs Kochen zuständig, da seine Frau noch sechs weitere Jahre als Rektorin im Schuldienst war. Seine Schulbücher wanderten in den Keller und nur die hauptsächlich für Fotoarbeiten (unter anderem Erinnerungshefte an die Arbeiten am Friedhof, Broschüre zu den religiösen Flurdenkmälern der Starzacher Höhengemeinden, Fotokollagen und Projektvorschauen) genutzte Computeranlage erinnerte an seine Schulzeit. Dann begann er mit der Neuanlage seines von vielen bewunderten Gartens. Der ist heute von Mauern und einem Turm – mit doppelwandigen Mauern aus alten Feldsteinen angelegt – geprägt. Maurer hatten ihm als Belohnung für seine Mitarbeit bei der Renovierung der Friedhofsmauer die handwerklichen Kenntnisse mitgegeben.

Ein mustergültiger und vielseitiger Nutzgarten, Insektenhotels, seltene Pflanzen wie Hanfpalme, Araukarie, Feigen und eine immer größer gewordene Anlage mit winterharten Kakteen sind für Passanten und Gäste beeindruckend wie auch der Seerosenteich mit Wasserfall.

Inzwischen ist das Ehepaar auch im Nordteil des Gartens zur Ganzjahresfütterung für Wildvögel übergegangen und es sind dort jetzt zum Teil weit über 50 Vögel gleichzeitig am Knabbern. Immer wieder können die Eheleute am Bildschirm den Vögeln mit den Bildern der Überwachungskameras zuschauen.

Auf die Frage, was sie in ihrem langen Eheleben am meisten beeindruckt habe, waren sie sich einig: "Es ist eine wunderschöne Überraschung, von der wir in jungen Jahren noch keine Vorstellung hatten, wie tief, schön und wichtig gerade im Alter die gegenseitige Liebe sein kann."

Gefestet wird heute im Kreise der Familie – drei Söhne und zwei Enkel –, mit Verwandten und Bekannten.