Mit neuen Ideen zurück von den Azoren: Frank Fierke und Monika Golla Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Die Macher des Kunstort Eleven haben ein Schwester-Projekt im Atlantik gefunden

Die Macher des Kunstorts Eleven in Starzach surfen auf einem Azoren-Hoch in die neue Saison. Monika Golla und Frank Fierke ist es gelungen, auf der Atlantik-Insel Pico eine Partnerschule zu finden.

Starzach-Börstingen. Golla: "Wir nutzen die Winterpausen nicht nur, um selbst künstlerisch zu arbeiten, sondern auch, um uns andere Residencies und verwandte Projekte anzuschauen. Bei einer solchen Recherche sind wir auf Terry Costas Miratec Arts auf den Azoren aufmerksam geworden. Und weil die Temperaturen im Winter dort angenehmer sind als in der alten Börstinger Schule, sind wir dort hingeflogen." Die kleine Inselgruppe liegt zwischen Europa und Amerika mitten im Atlantik.

Eine der vielen Parallelen des Kunsthauses von Terry Costa zum Kunstort Eleven: Die Gemeinde Starzach hatte Golla und Fierke vor drei Jahren angeboten, die ehemalige, ungenutzte Schule als Artist Residency – so heißen diese Kunst- und Wohnorte auf Zeit – zu nutzen. Fierke: "Terry hat genau dasselbe Angebot von seinem Dorf Mirateca bekommen." Golla: "Das sind natürlich erstaunliche Parallelen zu unserer Situation: Beide Projekte bieten den Künstlern – abgeschieden von der Großstadt – ruhige Arbeitsmöglichkeiten und intensiven internationalen Austausch. Dazu kommen Kontakte und Kooperationen mit Anwohnern und Künstlern vor Ort, Ausstellungen, Festivals. Sowohl das Dorf als auch die Künstler profitieren jeweils davon. Wir haben uns mit Terry gleich gut verstanden und verabredet, neben dem Erfahrungsaustausch auch gemeinsame Projekte anzudenken und zu entwickeln." Fierke: "Auch vom Ort her passen die Azoren zu uns: Die Insel liegt genau zwischen Europa und den USA. Sie schlägt eine Brücke – und das ist das, was wir hier in der alten Schule erreichen wollen." Golla: "Auf den Azoren gibt es viele Heimkehrer aus den USA und Auswanderer aus der EU, die neue Impulse einbringen und vor allem die Kultur dort initiieren. Insofern sind wir Seelenverwandte."

Jetzt warten beide ab, wie sich das Azoren-Projekt entwickelt und ab wann Costa die Schule mit neuem Leben füllen kann. Im Winter soll dann die Zusammenarbeit konkret werden, wenn alles klappt.

Und mit dieser Perspektive startet es sich jetzt gleich noch beschwingter in die neue Saison im Kunstort Eleven in Starzach-Börstingen, wie Golla sagt. "Für die erste Hälfte von Mai bis Mitte Juli haben wir schon 21 Künstler, die bei uns sein werden." Und die kommen aus der ganzen Welt: China, Südkorea, Kanada, Nepal, USA, Türkei oder Italien.

Golla und Fierke haben für die neue Saison auch wieder ein Programm für das geneigte Publikum zusammengestellt. Los geht es am 17. Mai mit der Lesung von Susanne Fritz aus ihrem aktuellen Buch "Wie kommt der Krieg ins Kind?". Die Freiburger Autorin begleitet die Lesung mit dem Klavier.

Das erste Outdoor-Highlight dann am Wochenende des 26. und 27. Mai: Der Fakers Club ist wieder da – die Truppe, die schon einmal vor zwei Jahren spektakulär Dach, Wände und den Rasen der ehemaligen Schule bespielt hat! Golla: "Denen hat es so gut bei uns gefallen, dass sie jetzt zwei Wochen lang hier arbeiten werden. Normalerweise arbeiten die fünf Tänzer in Großstädten. Fangen beispielsweise plötzlich an der Ampel an, mit ihrer Choreographie die Menschen in ihren Bann zu ziehen. Hier auf dem Land gibt es diese Menschen, die zufällig in großer Menge an Ampeln stehen, nicht. Es gibt ja auch keine Ampeln. Deshalb will das Ensemble hier an einem ganz neuen Format arbeiten."

Am 7. und 8. Juni kommt das "Theater ohne Garantie". Das sind die Schauspielerin Brigitte Walter aus Wachendorf mit ihrem Sohn und Regisseur Jacob Jensen. Nächster Programmpunkt: Katja Uffelmann und Barbara Stoll von der württembergischen Landesbühne Esslingen bringen "Herbstmilch" in einer szenischen Lesung am 20. Juli in den Kunstort Eleven.

Es werde auch wieder Künstlergespräche auf dem "Roten Sofa" geben, kündigt Fierke an. Klingt so, als ob der Kunstort Eleven wirklich auf dem Azoren-Hoch surft.

Weitere Informationen: www.kunstort-eleven-artspace.net