Ambros Bieger ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Foto: Ganswind

Ein halbes Jahrhundert schrieb Ambros Bieger als freier Mitarbeiter für den Schwarzwälder Boten: immer mit großer Leidenschaft und stets nah dran an seiner Gemeinde Starzach. Nun ist er am vergangenen Samstag im Alter von 86 Jahren gerstorben.

Starzach - Zu seinem 80. Lebensjahr hatte sich Bieger selbst ein Motto gesetzt: "Noch ist der Vogel im Flug." Voller Tatendrang war er auch noch in den Folgejahren, bis ihn 2019 der Beginn einer schweren Krankheit stoppte. Vor einem Jahr gab er auch seine zweite große Leidenschaft auf: Er war in allen Starzacher Ortsteilen als Organist tätig.

Missionsschüler

Seine Jugendjahre hatten ihn geprägt. Aufgewachsen in Haigerloch-Hart mit zwei Brüdern. Er trat als Missionsschüler in die strenge Internatsschule der Weißen Väter in Haigerloch ein. "Nur mit einem eisernen Willen und großer Robustheit kam man da durch", erzählte Bieger an seinem 80. Geburtstag.

Nach Hause ging es nur in den Ferien, Besuch war nicht gerne gesehen. Um 5.30 Uhr morgens aufstehen, Schweigezeiten, zum Beispiel beim Mittagessen. "Es war ein spartanisches Leben." Es muss ein harter Drill gewesen sein. Haltung bewahren, sich selbst zurücknehmen und sich in Selbstbeherrschung üben. Zur Missionsarbeit in Afrika, das grundlegende Ziel des Internats, konnte man ihn dann aber doch nicht bewegen. "Ich habe das Sakrament der Ehe dem Sakrament der Priesterweihe vorgezogen", erzählte er schmunzelnd.

Er machte sein Abitur 1957 im hessischen Großkrotzenburg bei Hanau am humanistischen Gymnasium der Weißen Väter. Den Kontakt zu den Weißen Vätern hat er in all den Jahren aufrecht erhalten. Nach dem Abitur folgte der Einstieg ins Berufsleben: bei der Oberpostdirektion Tübingen als Anwärter für den Gehobenen Postdienst. "Das war ernüchternd", erinnerte er sich an die Anfänge. "Man musste alle Abteilungen von der Pike auf kennenlernen. Zum Beispiel Briefe sortieren." Aufgaben, die ihn unterforderten. Doch auch hier half sein eiserner Wille. Bieger hatte ein Ziel: "Ich wollte Personalverantwortung übernehmen. Meine Stärke war immer der Umgang mit Menschen. Ich kann mich gut auf andere einstellen und einfühlsam sein."

Von 1960 bis 1980 war er Personalstellenleiter beim Postamt in Horb. Nicht immer waren die Behördenstrukturen so einfach. "Manchmal musste ich außerhalb der bürokratischen Wege versuchen, Probleme zu lösen."

Im Dienst der Diözese

Rechtzeitig erfuhr Bieger, dass das Postamt geschlossen werden soll. Er machte sich auf die Suche nach einer neuen Aufgabe: Er wechselte zum bischöflichen Ordinariat in Rottenburg. Dort baute er das Personalamt und die Verwaltung der bei der Diözese angestellten Laien auf. Eine Aufgabe, die ihn erfüllte. Als Bieger mit 65 Jahren als Oberfinanzrat und Stellvertreter des Abteilungsleiters in Pension ging, wollte man ihn am liebsten gar nicht gehen lassen, erinnert er sich. Auch nach seiner Pensionierung war er weiterhin ehrenamtlich für die Diözese tätig und engagierte sich stark bei der Gründung der Stiftung "Marchtaler Internate".

26 Jahre Gemeinderat

Auch für die Gemeinde Starzach übernahm er Verantwortung. Er war 26 Jahre Mitglied des Gemeinderats, davon 20 Jahre erster Stellvertreter des Bürgermeisters – erst Josef Oswald, dann Manfred Dunst. Er war "Gründungsmitglied" der Gemeinde, hat bei der Namensgebung "Starzach" mitgestimmt und alle Infrastrukturmaßnahmen in Starzach mitberaten und mitentschieden. Er sagte damals im Pressegespräch: "Die Bürger haben bei mir die gewisse Neutralität gesehen. Ich habe immer die Gesamtgemeinde im Auge gehabt." Ein Jahr lang leitete er sogar die Geschicke seiner Gemeinde, als er Josef Oswald aus Krankheitsgründen vertreten musste.

50 Jahre lang schrieb Bieger auch für unsere Zeitung. Ihm fiel es schwer, diese Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen aufzugeben. Er hoffte lange, wieder tätig werden zu können. Ein halbes Jahrhundert Schwarzwälder Bote: Immer absolut zuverlässig und einfach gut. Auch hier war ihm immer der einfühlsame Umgang mit Menschen wichtig. Er sagte damals: "Ich wollte Konflikte immer objektiv und nach besten Kräften vorurteilsfrei, unbeeinflusst und sachdienlich darstellen."

Bieger blieb auch bei dieser Aufgabe immer aufgeschlossen und fortschrittlich. Am Anfang entwickelte er noch die Bilder in der Küche selbst. Seine Frau Sieglinde, mit der er seit 1962 verheiratet war und die vor ihm verstarb, erinnert sich: "Dann hat er immer laut gerufen: ›Nicht reinkommen‹." Von der Schreibmaschine wechselte er an den PC. "Mein Vorteil war, dass ich diese Umstellung in meinem Beruf mitgemacht habe und mich nicht wie andere geweigert habe. Ich war eher neugierig." Bildbearbeitung, Internet, digitales Fotografieren: Für Ambros Bieger war das kein Problem.

Aufgaben in der Kirche

Und dann waren da noch die kirchlichen Aufgaben: Rund 20 Jahre war er Vorsitzender des Kirchengemeinderats, in dieser Zeit während der Pfarrer-Vakanz 1972/73 leitete er unter anderem eigenverantwortlich den Kirchenabbruch und Wiederaufbau der Bierlinger Kirche. Zeitweise war er auch Leiter der Brautleutetage auf der Liebfrauenhöhe in Ergenzingen. Von 1973 bis 2003 war er dazu Leiter des katholischen Kirchenchors in Bierlingen.

Eine große Leidenschaft war das Orgelspiel. Er war Organist in Bierlingen seit 1972 und über zehn Jahre auch in den anderen Starzacher Teilorten.

Bei so viel Einsatzgebieten musste seine Familie auf ihn oft etwas mehr verzichten, wie er bekannte. Bieger hinterlässt eine Tochter und einen Sohn. Große Freude hatte er an seinen Enkelkindern, denen er seine Aktivitäten stets mit den Worten aus der Antike "Vor den Erfolg setzten die Götter den Schweiß" vermittelte.