Eine Delegation des Börstinger Dorfmuseums durfte sich darüber informieren, wo und wie die Bilder der "Alltagskunst" ihren Platz gefunden haben. Foto: Bieger Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Delegation des Börstinger Dorfmuseums und die Künstlerin Helene Vincon besuchen Freudenstädter Flaschenver­schlussfabrik

Starzach-Börstingen (ab). Die Bilderausstellung "Alltagskunst und Kohlensäure" mit Gemälden von Helene Vincon aus Wurmlingen, die im vergangenen September im Börstinger Dorfmuseum beim Aktionstag "Rad und Kunst 2017" großen Anklang fand, hat Johannes Fetscher, Inhaber der Freudenstädter Flaschenverschlussfabrik, auf den Plan gerufen. Er erwarb sieben der Bilder, die Porzellanverschlüsse für kohlensäurehaltige Getränke zeigen, und hat sie in seinem Betrieb an exponierter Stelle als "Blickfang" angebracht. Den Großteil des Verkaufserlöses hat die Künstlerin umgehend dem Dorfmuseum gespendet.

Eine Delegation des Börstinger Dorfmuseums mit der Vorsitzenden Monika Laufenberg und der Künstlerin durfte sich kürzlich an Ort und Stelle im Betrieb darüber informieren, wo und wie die Bilder der "Alltagskunst" ihren Platz gefunden haben und erfahren, wie sie auf Besucher wirken und welche Erinnerungen sie heute wecken.

Denn im Unternehmen Fetscher werden seit 1895 eben jene Flaschenverschlüsse aus Porzellan und Draht für die Getränkeindustrie hergestellt. Hauptgeschäftszweig ist heute die Drahtverarbeitung für Bügelartikel und Drahtmassenartikel.

Bekanntermaßen sind die Kohlensäureflaschen aus Börstingen und Umgebung schon früh in die nähere und weitere Umgebung verschickt worden. Verschiedene Technologien ermöglichten zwischen 1870 und 1910 den Übergang zu einer weitgehend automatisierten Massenproduktion, bei der Ton- und Glasflaschen verwendet wurden, die durch Korkstopfen mit Wachs oder Pech und Bindfaden verschlossen wurden. Ende der 1870er-Jahre gab es dann das erste bahnbrechende Patent für den Bügel-Hebelverschluss mit weißem Porzellankopf und rotem Gummiband, der weit über die 1960er-Jahre im Gebrauch blieb.

Mit eben diesen Hebelverschlüssen beschäftigte sich die Wurmlinger Emaille-Malerin Helene Vincon in ihren Bildern. Im Katzenbachtal hat sie sie bei einem Spaziergang zufällig gefunden: "Wie Kieselsteine lagen die Porzellanverschlüsse dutzendfach im Wasser, brachen das Sonnenlicht, die Wellen". Ein kleiner Junge, so erzählte sie, habe die Verschlüsse dort versteckt, wie sie später erfuhr.

Helene Vincon hat sich von den schön gestalteten Verschlüssen in "wässrig-luftleichten" Gemälden inspirieren lassen und man staunt beim Betrachten, wie scheinbar unscheinbar alltägliche Gebrauchsgegenstände aus der Sicht der Künstlerin als Kunst empfunden werden können.

Alle Anwesenden waren sich einig, dass sich die Gemälde in den Geschäftsräumen der Firma Fetscher am richtigen Platz befinden.