Bis zu 28 Flüchtlinge wird das Tübinger Landratsamt in den drei Wohnungen des Gebäudes Eyacher Straße 14 im Starzacher Ortsteil Felldorf (Bild) vorübergehend unterbringen. Foto: Bieger

Landratsamt und Bürgermeister geben bei Infoveranstaltung Auskunft. "Die Menschen sind eine Bereicherung."

Starzach-Felldorf - Der Flüchtlingsstrom und die damit verbundenen Ängste, Befürchtungen und Ungewissheiten, aber auch Hoffnungen und Chancen der Einheimischen haben jetzt auch den 754 Einwohner zählenden Starzacher Ortsteil Felldorf erreicht.

Das Landratsamt Tübingen wird in den drei Wohnungen des Privatgebäudes Eyacherstraße 14 vorübergehend bis zu 28 Flüchtlinge unterbringen, die Belegung jedoch sobald wie möglich, spätestens ab 1. Januar 2018, auf 20 Personen reduzieren. Mieter und zuständig für Unterkunft, Einrichtung, Verwaltung und Nebenkosten ist der Landkreis Tübingen.

Um die Bevölkerung zu informieren und ihre Fragen dazu zu beantworten, hat das Landratsamt am Freitagabend die Bevölkerung zu einer Informationsveranstaltung ins Felldorfer Bürgerhaus eingeladen. Über einhundert Interessierte waren gekommen und erhielten vom zuständigen Dezernenten, Karlheinz Neuscheler, und Starzachs Bürgermeister Thomas Noé aus erster Hand Informationen, Auskünfte und Erfahrungsberichte zur Flüchtlingsproblematik im Landkreis und speziell in Felldorf. Darüber hinaus wurde der Verteilerschlüssel der Kontingente auf Länder, Landkreise und Gemeinden einwohnerbezogen erläutert.

Noé: Nicht mehr und nicht weniger Konflikte und Kriminalität als bei den Einheimischen

Augenblicklich sind in Starzach bereits 67 Flüchtlinge vorläufig untergebracht: in Bierlingen 18, Felldorf 4, Börstingen 13, Wachendorf 27, Sulzau 0. Dazu die gute Nachricht: Monika Hertkorn aus Wachendorf ist seit zwei Jahren dort ehrenamtlich für die Flüchtlingen tätig. "Ich kann nur Gutes berichten; die Menschen sind für uns eine Bereicherung." Ähnliches berichteten auch Brigitte Walter und Werner Alexander aus Bierlingen: "Wir erfahren hautnah bis dahin unbekannte, fremde Kulturen, Religionen und Bräuche; die Menschen sind dankbar und integrieren sich in die Dorfgemeinschaft unproblematisch. Man soll sich trauen, sich bei den Helfern melden und einfach mitgehen."

Gleiches erfuhr man auch vom Landratsamt und vom Bürgermeister. "Es gibt bei den Asylsuchenden nicht mehr und nicht weniger Kriminalität und Konflikte als bei den Einheimischen. Eine solch humane Willkommens- und Integrationskultur, wie sie in Starzach und insbesondere im Ortsteil Wachendorf anzutreffen ist, ist vorbildlich und verdient höchste Anerkennung", freute sich Bürgermeister Noé und dankte den Helferinnen und Helfern.

Um die Neuankömmlinge in Felldorf zu versorgen, sind zwei Sozialbetreuer, die vorgestellt wurden, vor Ort: Kira Wagner und Daniel Assman, sowie ein Hausmeister.

Dass es auch Berührungsängste und Befürchtungen, Zwischenfälle und Spannungen geben kann, ist nicht ausgeschlossen, räumte der Referent unumwunden ein. Die Felldorferin Manuela Rebmann: "Was ist mit unseren Kindern?", fragte sie mit Blick auf Kriminalität und fremde, unbekannte Kulturen sorgenvoll, und ob genügend Platz um das Gebäude für so viele Menschen sei, wollte ein anderer Besucher wissen. Nachgefragt wurde auch nach dem Gesundheitszustand der Ankömmlinge, ob zum Beispiel ansteckende Krankheiten zu befürchten seien und wie man sich in solchen Fällen zu verhalten habe – und ob alle Flüchtlinge registriert sind.

Bürgermeister Noé versicherte, dass es bislang in Starzach keinerlei nennenswerte Problem gegeben hat. "Aber im Ernstfall sind wir sofort zu Stelle, gegebenenfalls werde man Personen auch ausweisen." Er bat inständig um einen Vertrauensvorschuss, räumte aber ein: "Wir wissen nicht, welcher Nationalität die Ankömmlinge sind und ob es sich um Familien oder Einzelpersonen handelt." Dass es in Felldorf nur Männer sein werden, schloss Neuscheler auf Nachfrage aus.

Am Schluss der Informationsveranstaltung hatte man den Eindruck, dass die Ängste, Mutmaßungen und Befürchtungen der Felldorfer seitens der Behörden sehr ernst genommen werden, aber gleichzeitig auch die Hoffnung, dass es wie bisher in den andren Starzacher Ortseilen gut gehen wird.