Auch wenn es Thomas Kipp (Zweiter von rechts) bedauert – so einige Notwendigkeiten gibt es heute halt für eine Rheinfahrt, die es vor Jahrhunderten so nicht gab und beim Floßbau beachtet werden müssen. Foto: Wegner

Die Vorfreude ist groß, Wetter und Wasserstand könnten passen – die Zeit bis zum Start der großen Fahrt der Schiltacher Flößer auf dem Rhein rückt immer näher.

Schiltach - Die nummerierten Stämme liegen genau nebeneinander, auch die Drehung der Bäume stimmt genau, sodass die für einen heutigen Floßbetrieb auf einer der größten Schifffahrtsstraßen Deutschlands notwendigen Erfordernisse auch machbar sind. Auch wenn Initiator und Oberflößer Thomas Kipp nicht gerne darüber spricht: Metallene Verbinder der Baumstämme sind notwendig und zwei Außenbordmotoren für eine Genehmigung erforderlich. Es grenze schon fast an ein Wunder, meint der Vorsitzende der Flößer, Hartmut Brückner, dass es Thomas Kipp überhaupt geschafft habe, dieses Ziel zu erreichen – nämlich mit einem Floß wie "in guten alten Zeiten" vom Schwarzwald bis an den Niederrhein zu fahren.

Jede Fahrt anders verlaufen

Vor der Fahrt, so Brückner, habe er Respekt – aber keine Angst. Den Flößern sei es schon immer um Ernsthaftigkeit gegangen – "die war schon immer da", sagt er. Allerdings sei bisher jede Fahrt anders verlaufen, von daher sei es "schon ein großes Abenteuer", freut er sich auf das Bevorstehende. Und für die Vorarbeit und Arbeit von Thomas Kipp hat er nur lobenswerte Worte: "Es ist unglaublich, was er angestoßen hat".

Höherer Wasserstand von Vorteil

Nachdem im vergangenen Jahr die Fahrt wegen eines beruflichen Unfalls von Kipp nicht habe stattfinden können, habe man sie in diesem Jahr auf eine frühere Jahreszeit verlegt. Das hänge, so Kipp, mit mehreren Faktoren zusammen. Einer davon sei der zu erwartende Wasserstand des Rheins. Da der Fluss – in 30-jähriger Übersicht betrachtet – im Sommer in der Regel einen Niedrigwasserstand habe und Ende April sowie im Mai und Juni mehr Wasser führe, sei die Fahrt jetzt sicherer – eben weil je weniger Wasser im Fluss sei, desto enger gehe es her. Und darüber hinaus gehe es dann auch etwas schneller den Rhein hinunter, ergänzt der erfahrene Flößer aber eher schmunzelnd. Und der Juni schied dann als Monat für die Fahrt aus ganz anderem Grund aus: Da ist internationales Flößertreffen in Sarajevo, bei dem die Schiltacher natürlich dabei sei wollen.

Keine "Spaßfahrt"

Kipp ist es wichtig, dass das Vorhaben keine "Spaßfahrt" sei, sondern eine historische Sache, die eben auch mit dementsprechender Ernsthaftigkeit verfolgt werde. Deswegen sei als Zielpunkt auch das kleine Örtchen Hitdorf gewählt worden, heute ein Stadtteil von Leverkusen, aber früher ein wichtiger Anladehafen für Floße. Von dort aus seien die Stämme aus dem Schwarzwald und anderen Regionen (auch über den Main wurde geflößt) dann ins bergische Land gebracht worden – viele Fachwerkhäuser zeugten bis heute davon.

"Es wird dort kein Volksfest geben, wenn wir ankommen", betont Kipp, wohl aber ein kleineres Event, zumal Verwandte Kipps, die einst von Schapbach ins Rheinland gezogen sind, kommen werden. Und auch der dortige Heimatverein wird etwas auf die Beine stellen.