Zum zweiten Mal hat in Albstadt die Ausbildungs- und Studienmesse „Startklar“ stattgefunden. 55 Unternehmen, Behörden und Institutionen warben um die Gunst potenzieller Auszubildender; die Zahl der jungen Besucher war etwa zehnmal so hoch.
Rund 500 Schülerinnen und Schüler waren von weiterführenden Schulen in Albstadt und seinem Umland für die Neuauflage der Ausbildungsmesse „Startklar“ angemeldet worden; Nicole Schaal von der Veranstalterfirma „artistic werbewelten“ geht davon aus, dass die tatsächliche Besucherzahl noch ein wenig höher lag.
Einige der jungen Leute waren offensichtlich auf Initiative ihrer Eltern erschienen – in deren Begleitung und manchmal ohne große Begeisterung – und dann gab es auch noch ein paar, die tatsächlich aus eigenem Antrieb und zu Fuß gekommen waren, junge Tailfingerinnen, die laut eigener Aussage nicht weit entfernt vom Messeort, der Halle der Lutherschule, entfernt wohnen.
2024 war „Startklar“ in der Ebinger Festhalle über die Bühne gegangen – diesmal war Tailfingen dran.
Das Spektrum war breitgefächert; es reichte von A wie Acura bis V wie Volksbank. Die Industrie war unter anderem durch Lokalmatador Mayer & Cie., August Steinmeyer, die gebrüder Frei, Interstuhl, Trigema und Trumpf vertreten, das Handwerk durch Heinrich Schmid, Weinmann & Schanz aus Balingen und die Reutlinger Kammer, der Handel durch Möbel Rogg und Schreiber Baustoffe und das Dienstleistungsgewerbe durch die DAA, die Sigmaringer SRH Kliniken, die Hochschule Albstadt-Sigmaringen, Korn Recycling, die AOK, Veranstalter „artistic werbewelten“ und andere mehr.
Sogar der Justizvollzug wirbt für sich
Aber auch die Staatsmacht wirbt um Nachwuchs, das Landratsamt Zollernalb ebenso wie der die Bundeswehr, die Polizei und sogar der Justizvollzug, der eigens Beamte aus Rottweil für diese wichtige Aufgabe abgestellt hatte.
Was war geboten? Vor allem Beratung zu Berufen, Ausbildungsgängen und Karriere – aber nicht nur. Messeauftritte dürfen auch sexy sein: Das Auto-Team hatte ein kleine Rennbahn aufgebaut, am Stand von Mey lud eine Stickmaschine zum „Learning by doing“ ein, Korn Recycling lockte mit einem Fahrsimulator und Honeywell mit einem 3D-Drucker.
Ein künstliches Pferd – wie einst in Troja
Das Pferdesporthaus Loesdau hatte sogar ein Pferd mitgebracht, allerdings kein lebendiges, sondern ein künstliches. Zum Reiten war es nicht wirklich geeignet; es wäre zusammengekracht.
Genügt das, um pubertierende Jugendliche, die im Klassenverband auftreten, neugierig zu machen? Wer sie erreichen will, muss gewisse kommunikative Qualitäten besitzen: Er muss offensiv auf sie zugehen, ohne dabei aufdringlich zu wirken, muss ihre Sprache sprechen, ohne sich anzubiedern – nicht von ungefähr setzen die Unternehmen mit Vorliebe ihre Auszubildenden für Werbefeldzüge ein; da ist die Distanz von vorneherein geringer.
Absondern ist schwer
Im Übrigen hatten die Veranstalter die Wege, sich abzusondern und sich, statt Standbesuche zu absolvieren, dem Smartphone zu widmen, so gut wie möglich blockiert. Draußen war es kalt, die Raucherpausen gerieten daher nicht übertrieben lang, und die Umkleiden waren abgeschlossen und fielen als Separee aus.
Hat sich die Sache gelohnt? Eine Statistik der Ausbildungsverträge, die durch Messebesuche zustande kamen, gibt es nicht, aber insgesamt ist Nicole Schaal mit der zweiten „Startklar“-Messe zufrieden. Wenn am Donnerstag der Eindruck entstanden sein sollte, das Publikumsinteresse könnte größer sein, dann vor allem deshalb, weil man diesmal „Slots“ an die Schulen vergeben habe, damit nicht alle auf einmal kämen – das Besucheraufkommen am Freitagvormittag ließ vollends nichts zu wünschen übrig.
Weniger ist oft mehr
Im übrigen, so Schaal, sei weniger oft mehr: Viele der jungen Besucher zögen die Möglichkeit, sich im kleineren Rahmen intensiver beraten lassen, dem Massenauftrieb bei den Balinger „Visionen“ vor. Sie sah sich durch Besuchervoten bestätigt: „Wir waren letztes Jahr in Balingen. Da siehst du den Wald vor Bäumen nicht.“