6. Juni 2024: Die SpaceX-Rakete „Starship“ startet nach drei nicht erfolgreich abgeschlossenen Anläufen zu einem vierten Testflug aufgebrochen. Foto: Uncredited/SpaceX/AP/dpa

Der Mensch beeinflusst quasi alle Teile der Erde – auch die Luft. Forscher beobachteten, was bei der Explosion der Mega-Rakete „Starship“ in großer Höhe passierte. Sie waren ziemlich überrascht von ihrem Fund.

Unerklärliche Vorfälle halten die britische Royal Air Force in Atem. Hochtrainierte Militärs verschwinden spurlos auf ihrem Weg zur Erde. Fallschirmspringer verlassen gesund das Flugzeug und was unten von ihnen ankommt, sind leere Hüllen. Was steckt dahinter? Strahlung? Eine übernatürliche Macht? Die Elite-Soldaten sind von Außerirdischen entführt worden, die für ihre Zivilisation männlichen Nachschub brauchen.

Loch im Himmel: Gibt es so etwas?

Die Story des britischen Science-Fiction-Films „Das Loch im Himmel“ (Originaltitel: „The Body Stealers“) aus dem Jahr 1969 ist ziemlich krude. Aber der deutsche Titel hat einen wissenschaftlichen Hintergrund. Denn es gibt so etwas tatsächlich – ein Loch im Himmel.

20. April 2023: Das Raumschiff «Starship» von SpaceX startet von der Starbase in Boca Chica. Mit viel Rauch und Feuer war das Raketensystem erstmals gestartet und wenige Minuten später explodiert und zerbrochen. Foto: AP/Eric Gay/dpa
rt von der Starbase in Boca Chica auseinander. Der erste Testflug des bisher längsten jemals gebauten Raketensystems „Starship“ ist wenige Minuten nach dem Start mit einem ungeplanten Auseinanderbrechen zu Ende gegangen. Foto: Eric Gay/AP/dpa

Als die „Starship“-Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX am 20. April 2023 beim ersten Testflug im Weltraumbahnhof in Boca Chica explodierte, entstanden nicht nur viel Feuer und Rauch. Auch ein Teil der Atmosphäre veränderte sich. In großer Höhe sei ein besonders großes Loch entstanden, schreiben Forscher im aktuellen Fachblatt „Geophysical Research Letters“. Es habe sich über tausende Kilometer erstreckt und fast eine Stunde existiert.

Neutralisierung von Luft in der Ionosphäre

Bei dem Loch handelt es sich der Studie zufolge um ein Gebiet, in dem die Luft neutralisiert wurde. Denn dort, in der sogenannten Ionosphäre in einer Höhe von etwa 60 bis 1000 Kilometern, sind normalerweise elektrisch geladene Teilchen vorhanden. Durch den „Starship“-Flug verringerte sich die Zahl dieser Teilchen, weil die Verbrennung des Raketentreibstoffs zum Ladungsaustausch führte.

„Starship“ ist das größte und leistungsstärkste Raketensystem, das bisher gebaut wurde. Foto: AP/Eric Gay/dpa

Juri Jasjukewitsch vom Institut für Solar-Terrestrische Physik im russischen Irkutsk erklärt, dass die Abgase verschiedener Raketen vorübergehende Löcher erzeugen könnten. Im Fall der SpaceX-Rakete sei der Effekt aber besonders groß gewesen, auch durch die Stoßwellen der Explosionen.

Auch Vulkanausbruch riss ein gewaltiges Loch

Die Ionosphäre reagiere auf verschiedene Dinge, erläutern die Astrophysiker. So könne sie sich bei Sonneneruptionen verändern, bei großen Meteoriten, außerdem bei Ereignissen auf der Erdoberfläche wie Erdbeben oder Vulkanausbrüchen.

Die Auswirkungen des „Starship“-Starts auf die Ionosphäre seien vergleichbar mit denen von großen Erdbeben oder dem Ausbruch des unterseeischen Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai nahe des Südsee-Königreichs Tonga im Jahr 2022.

Beim vierten Test in diesem Juni flog die Riesenrakete eine halbe Stunde im All, ehe eine kontrollierte Landung gelang. Foto: AP/Eric Gay/dpa

Jasjukewitsch war überrascht, wie viel Veränderung die Forschenden beobachten konnten. „Das bedeutet, dass wir die Prozesse, die in der Atmosphäre stattfinden, nicht verstehen.“Es könne sein, dass solche Ereignisse künftig Auswirkungen auf die Satellitennavigation haben, etwa für autonome Fahrzeuge.

Größte Rakete der Welt

„Starship“ ist das größte und leistungsstärkste Raketensystem, das bisher gebaut wurde. Beim Flug am 18. November 2023 von Texas aus trennte sich der „Super Heavy“-Motor nach knapp drei Minuten und explodierte kurz danach in einer Höhe von 90 Kilometern.

Die obere Stufe flog weiter bis auf 149 Kilometer und explodierte ebenfalls. Die Trümmer fielen laut der Studie nordöstlich von Puerto Rico ins Meer.

SpaceX-Rakete „Starship“. Foto: dpa-Infografik

Satellitensysteme liefern Daten

Um die Auswirkungen des „Starship“-Flugs und der Explosionen zu untersuchen, nutzten die Forschenden satellitengestützte Navigationssysteme (GNSS). Dabei kommunizieren Empfänger auf der Erdoberfläche mit Satelliten. Die Geschwindigkeit bestimmter elektromagnetischer Wellen verändert sich mit der Zahl der elektrischen Teilchen in der Ionosphäre.

Anhand dieser Daten konnten die Forschenden feststellen, dass die Zahl der elektrischen Teilchen in einem Bereich nach dem Start abnahm. Die Störungen breiteten sich V-förmig nach Norden aus, bis in eine Entfernung von 2000 Kilometern. „Dies scheint die erste Entdeckung eines nicht-chemischen ionosphärischen Lochs zu sein, das durch eine vom Menschen verursachte Explosion verursacht wurde“, resümieren die Forscher.

14. März 2024: SpaceX’s Mega-Rakete „Starship“ startet zu ihrem dritten Testflug von der Starbase in Boca Chica. Foto: AP/Eric Gay/dpa

Nach dem Erstflug folgten weitere unbemannte Starts von „Starships“ des privaten Raumfahrtunternehmens von Tech-Milliardär Elon Musk. Beim vierten Test in diesem Juni flog die Riesenrakete eine halbe Stunde im All, ehe eine kontrollierte Landung gelang. Raumschiff und Rakete sollen künftig wiederverwendet werden können. „Starship“ soll bemannte Missionen zu Mond und Mars ermöglichen.