Bad Teinach-Zavelstein will vor Hochwasser gerüstet sein. So wurde an einigen Stellen investiert. Doch auch private Eigentümer seien gefragt.
Wenn plötzlich sintflutartige Regenfälle das Gefühl entstehen lassen, die Welt würde – überspitzt gesagt – untergehen, sitzt der Schreck oft tief. Von einem solchen Starkregenereignis blieb auch Bad Teinach-Zavelstein etwa im vergangenen Herbst nicht verschont. Knapp 65 Liter Wasser pro Stunde und Quadratmeter hatte es an einem Tag im September 2022 über Zavelstein und Emberg ergossen.
Es zeichnete sich ein Bild ab, das sich wohl in etliche Köpfe gebrannt hat: Die Straßen waren voller Schlamm, etliche Keller vollgelaufen und ein Waldweg wurde regelrecht weggesprengt.
Vor dem Schlimmsten gerüstet Und auch wenn es nie eine 100-prozentige Vorbereitung auf Naturgewalten gebe, will die Stadt vor dem Schlimmsten gerüstet sein. Schon in der Septembersitzung vergangenen Jahres war das Starkregenrisikomanagement ein Thema: Ein Experte stellte die Ergebnisse einer Analyse des gesamten Stadtgebiets vor – empfahl etwa den Bau von Regenrückhaltebecken, Gräben oder Staudämmen.
Geröll und Schlamm zurückhalten Was hat sich in der Zwischenzeit – rund ein Jahr später – alles getan? Eine ganze Menge, wie Bürgermeister Markus Wendel auf Nachfrage unserer Redaktion erläutert. „Als Konsequenz aus dem Starkregenereignis am letzten Septemberwochenende 2022 haben wir in der Aischbachklinge zwischen Zavelstein und Bad Teinach und im Bereich Mittelbach zwischen Sommenhardt und Kentheim weitere Grobrechen eingebaut, um Geröll und Schlamm dort zurückhalten zu können.“
Felsen durch Sturzbäche mitgerissen
Eine wichtige Maßnahme, denn der Starkregen im Herbst 2022 machte die Gefahren mehr als deutlich. Wendel erinnerte sich im vergangenen Jahr ein paar Tage nach dem verheerenden Unwetter daran, dass die Felsen, die durch die Sturzbäche mitgerissen wurden, „so groß wie ein Stuhl“ gewesen seien.
Technische Anlagen schützen Seit der Expertenvorstellung im Rat seien einige Gebäude in den Blickpunkt gerückt. Und nicht nur das: Die Stadt hat an vielen Stellen schon angepackt. Dran sei man etwa beim Bad Teinacher Freibad, bei dem vor allem der Schutz der technischen Anlagen im Vordergrund stehe. „Die Hochwasserschutzeinrichtungen für das Freibad, insbesondere sind das Sperren, die in spezielle Schienen eingeschoben werden, sind bereits geliefert. Sie werden nach Abschluss der Freibadsaison installiert und dann in den Hochwasseralarmplan der Stadt eingebunden“, so Wendel. Auch das Feuerwehrmagazin in Rötenbach soll nach dem Feuerwehrbedarfsplan bis 2028 um- und ausgebaut werden – mit besonderem Blick auf Hochwasserschutzmaßnahmen.
Mit Sandsäcken behelfen Und: „Im Bauhofgelände in der Silcherstraße in Sommenhardt ist das Untergeschoss bei Starkregen gefährdet. Dort behelfen wir uns derzeit im Falle des Falles noch mit Sandsäcken; langfristig sind hier aber auch bauliche Maßnahmen geplant“, sagt Wendel.
Der Gemeinderat muss abwägen
Weiteren Schritten stünden derzeit noch Wasserrechtsverfahren – eine Erlaubnis, die besagt, dass ein Gewässer zu einem bestimmten Zweck in einer bestimmten Art und Weise benutzt werden darf – im Weg, genauso wie eine Einigung mit Grundstückeigentümern. Und letztlich müsse der Rat im Zuge der Haushaltsplanungen abwägen, ob und in welchem Umfang Maßnahmen umgesetzt werden.
Auch private Eigentümer am Zug Klar ist für Wendel aber trotzdem: „Das Thema Starkregenrisikovorsorge ist durch die klimabedingten Wetterextreme zu einer Aufgabe geworden, die immer mehr Raum einnimmt.“ Daher appellierte er auch an private Eigentümer, sich vor Starkregen zu schützen – was laut dem Experten im Gespräch vergangenen Jahres schon mit der Abdichtung von Lichtschächten oder frei zugänglichen Kellertreppen beginnen sollte.