Der Stuttgarter Stanley Grimmer hat schon mit George Clooney gedreht Foto: Leif Piechowski

Ihre Blicke können noch so verführerisch, ihre Körper noch so makellos sein: Männermodels stehen im Schatten ihrer Kolleginnen, die viel mehr verdienen. Stanley Grimmer aus Stuttgart hat es in der Welt der Schönen weit gebracht. In Berlin stand er mit George Clooney vor der Kamera.

Stuttgart - Wie spießig ist Filterkaffee? Über Jahre hatte Omas Lieblingsgetränk ein angestaubtes Image. Draußen nur Kännchen – das war einmal! Ein trendiger Zeitgenosse wie Model und Schauspieler Stanley Grimmer bevorzugt „brewed coffee“. Wir haben uns bei Starbucks im Königsbau verabredet und stehen erst einmal geduldig in der Schlange. Frisch aufgebrüht soll’s bei dem 22-Jährigen sein. In Berlin, so heißt es, ist ein Hype um Filterkaffee entstanden. Auch Stanley trinkt ihn, obwohl er kürzlich – what else? – den Nespresso-Helden der Crema kennengelernt hat. George Clooney.

Mit dem Hollywood-Star stand der junge Stuttgarter für „The Monuments Men“ in Berlin vor der Kamera. Der Film, der nächstes Jahr in die Kinos kommen soll, erzählt die wahre Geschichte von einer Gruppe alliierter Kunsthistoriker, die am Ende des Zweiten Weltkrieges Kunstwerke vor der Zerstörung durch die Nazis retten. Stanley spielte einen jungen Soldaten und konnte sein Glück kaum fassen. Denn wohin setzte sich George Clooney in der Drehpause beim Mittagsessen? Direkt an seinen Tisch!

Woher er komme, fragte der Superstar. Stuttgart? Ach, die Stadt kenne er. Autos! Kürzlich sei er in der Nähe in Baden-Baden gewesen. Der Oscar-Preisträger verteilte Komplimente. Stanley habe ein so markantes Gesicht, dass Clooney ihm Erfolg im internationalen Filmgeschäft zutraut. „Du musst aber sehr hart an dir arbeiten“, sagte der 52-Jährige, „es kommt auf das Einzigartige an – werde niemals austauschbar!“

Er will unverwechselbar Stanley sein

Kopien hat die Welt genug. Stanley hört es deshalb nicht gern, wenn man ihn mit einem Star der Erfolgsserie „Vampire Diaries“ vergleicht. Er will unverwechselbar Stanley sein – einer, der in alle Rollen schlüpfen kann, ohne immer nur schön zu sein.

Es geht nicht um ihn, sondern um das, was der Regisseur oder der Fotograf von ihm wollen. „Auf Eitelkeit kommt es bei uns nicht an“, sagt der 22-Jährige beim Filterkaffeetrinken vor dem Königsbau mit einer komfortablen Freundlichkeit. Er spricht und lächelt viel. Nur selten greift er nach der Tasse. Den Marmorkuchen, den er sich aus der Starbucks-Theke ausgesucht hat, rührt er in der Anwesenheit des Journalisten gar nicht an. Zum Abschied sagt er, warum er nichts gegessen hat. Er trage eine Zahnspange, die wolle er nicht rausnehmen, solange ein Pressefotograf dabei ist. Ganz ohne Eitelkeit geht es eben doch nicht.

Foto-Shootings für Magazine, auf dem Laufsteg bei der Fashion Week, gebucht für eine Mode-Schau von Starfriseur Udo Walz, eine kleine Nebenrolle in einem Hollywood-Film, die Hauptrolle in einem Anti-Aids-Werbespot – das Leben eines 22-Jährigen kann aufregend sein. Vor allem, wenn sich zu Können und gutem Aussehen Glück gesellt.

Im August 1990 ist er in Dresden geboren, zog im Alter von zwei Jahren mit der Mutter nach Bayern. 1994 ging’s nach Riedlingen. Der Ort auf der Schwäbischen Alb war zu eng für ihn. Er arbeitete als Altenpfleger, doch oft zog es ihn ins Nachtleben von Stuttgart. Dort kam er in Kontakt mit der Modelagentur von Marcus Brodbeck, genannt Brody – es war der Eintritt in ein neues Leben, das Verwandlungen vorsieht, wie sie sonst nur in der Zauberkunst möglich sind. Metamorphosen im Schnelldurchlauf: Stanley spielte in Musikvideos mit, gab den Mexikaner beim Los-Wochos-Werbespot von McDonalds, war in TV-Serien wie „Verbotene Liebe“ und „Alarm für Cobra 11“ zu sehen. Es ist ein schnelles Leben. Und ein ständiger Kampf. Die Konkurrenz der Schönen ist groß. Es kommen immer neue junge Models, an denen sich die Muskeln des Six-Packs sauber abzählen lassen.

Clooney: Arbeite hart an dir!

Die Worte von George Clooney hat Stanley verinnerlicht. Arbeite hart an dir! Wenn der junge Stuttgarter von seiner Begegnung mit ihm erzählt, hört er eine Frage oft: Hat sich der Hollywood-Star gar in ihn verguckt? Das Gerücht, der Dauer-Junggeselle sei schwul, hält sich hartnäckig in den Gazetten. Was weiß Stanley? „Es war wohl eher ein väterlicher Rat von ihm“, sagt er.

Der 22-Jährige kann unterscheiden. Die Modewelt, in der er sich bewegt, kennt alle Facetten des Lebens. So falsch es ist, dass es keine schwulen Fußballspieler gibt, so falsch ist es, dass alle Models schwul sind. Stanley ist ein Single, der auf Frauen steht. Demnächst spielt er in einem Film einen Toyboy, der seinen Kunden schlägt. Am schwersten falle es ihm, den Kollegen zu küssen. „Das habe ich noch nie gemacht“, sagt er und lächelt. Na und? Hat ihm das nicht George Clooney klargemacht? Nur wer Herausforderungen annimmt, kommt weiter als die anderen. Schönheit allein reicht schon lange nicht mehr.

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