Alexander Bothner würde gerne wissen, wie es seinem Knochenmark-Empfänger heute geht. Foto: Thiercy

Alexander Bothner ist Lebensretter: Er hat Knochenmark gespendet für einen an Krebs erkrankten Jungen aus Italien. Das ist mehr als fünf Jahre her und der Balinger würde seinen genetischen Zwilling gerne kennenlernen. Das geht aber nicht.

Es ist mehr als acht Jahre her, als Bothner sich bei einer Typisierungsaktion der TSG Balingen als Stammzellspender hat typisieren lassen. Zunächst passierte gar nichts, bis sich 2016 die Deutsche Knochenmarkspender-Datei (DKMS) bei dem Balinger meldete. Im Frühjahr 2017 war es soweit, in der Tübinger Uniklinik wurde ihm Knochenmark entnommen.

 

Für Bothner war es eine kleine Operation – für ein Kind in Italien die Chance auf ein gesundes Leben. Der Junge war damals zwei Jahre alt. „Ich habe damals über die DKMS gehört, dass es ihm gut geht“, sagt Bothner. Er hatte direkt bei der Organisation nachgefragt. Bis zu einer Antwort habe es Wochen gedauert. Und seit dem hat er auch keine Nachrichten.

Nicht in jedem Land ist ein Kennenlernen möglich

Bothner ging davon aus, dass er nach der Sperrfrist von fünf Jahren Kontakt aufnehmen kann. „Ich hätte das auch anonym gemacht“, meint er. Allerdings: „In Italien ist ein direkter Kontakt nicht erlaubt“, erklärt Jennifer Andersen, Sprecherin der DKMS.

In den meisten Ländern sei eine Anonymitätsfrist bindend. In den meisten Ländern, so auch in Deutschland, sei ein direkter Kontakt zwischen Spender und Empfänger nach frühestens zwei Jahren erlaubt. Vor Ablauf dieser Frist gibt es die Möglichkeit, anonym zu korrespondieren, erklärt Andersen weiter.

Die Typisierung tut nicht weh

Manche Länder würden nur einen einmaligen Briefwechsel erlauben, andere setzen voraus, dass der Patient den ersten Brief schreibe. „Nach der Transplantation dürfen Spender und Empfänger nur auf Nachfrage das Geschlecht sowie ungefähre Angaben bezüglich Herkunft und Alter des Partners erfahren.“

Grundsätzlich ist ein Kennenlernen also möglich, die Kontaktdaten werden über die DKMS oder die Transplantationsklinik ausgetauscht. Dass das in Italien nicht erlaubt ist, findet Bothner schade. Spenden würde er dennoch jederzeit wieder und anderen Mut machen, sich typisieren zu lassen. „Das tut nicht weh“, schmunzelt der Vermögensberater, mit einem Wattestäbchen wird Speichel genommen und ins Labor geschickt. Erst wenn ein möglicher genetischer Zwilling gefunden ist, wird beim Hausarzt Blut abgenommen.

Im Zollernalbkreis sind 25 800 Spender registriert

Und der Eingriff selbst? „Ein kleiner Schnitt unter Vollnarkose.“ Einen Tag nach der Mini-OP war der Balinger schon wieder zu Hause. Und ist damit laut DKMS einer von 349 Menschen aus dem Zollernalbkreis, die bereits Stammzellen gespendet haben und so einem Patienten irgendwo auf der Welt eine zweite Lebenschance gegeben haben.

Andersen weiß, dass im Landkreis mehr als 25 800 potenzielle Spender registriert sind, weltweit mehr als zwölf Millionen. „Alle zwölf Minuten erkrankt ein Mensch in Deutschland an Blutkrebs, weltweit alle 27 Sekunden.“