Der 17-jährige Stefan Ott aus Grosselfingen sucht nach wie vor nach einer Stammzellenspende. Foto: Familie Ott

Eine Welle der Solidarität rollt durch die Region: Nach wie vor sucht Stefan Ott einen Stammzellenspender. Der 17-Jährige hat Leukämie und ist auf einen Spender angewiesen. Das Bangen hat begonnen: Wird er seinen Lebensretter finden?

Grosselfingen - Schon gut eine Woche nach dem Anruf haben sich fast 1000 Menschen gemeldet, die potenzielle Stammzellenspender für Stefan Ott und damit zu Lebensrettern werden könnten. Die Resonaz ist "überwältigend", sagt Annika Schirmacher von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), der Organisation, die die Kampagne organisiert, auf Nachfrage. Die zahlreichen Rückläufe stimmten sie optimistisch: "Gerade das spornt mich an, weiter zu machen und ich bin sicher, dass wir auch im Zollernalbkreis noch viele Menschen mehr finden, die sich gerne registrieren möchten." Auch für die kommenden Wochen sind weitere Maßnahmen geplant, um die Menschen zu erreichen.

Das ist auch notwendig, denn wie Schirmacher berichtet, schicken nur sechs von zehn Menschen ihr Registrierungsset wieder an die DKMS zurück. Von der hohen Zahl der Registrierungen darf man sich also nicht täuschen lassen. Schirmacher: "Deshalb eine große Bitte an alle: Registriert euch. Teilt diesen Aufruf in euren Netzwerken. Schickt die Registrierungssets so schnell wie möglich zur DKMS zurück. Nur so können sie Leben retten."

Wie wahrscheinlich ist es, dass Stefan einen passenden Spender findet? Wie Schirmacher auf Nachfrage erklärt, findet jeder zehnte Patient in Deutschland keinen Stammzellenspender. Das hängt mit den Genen zusammen und in welcher Kombination diese jeweils vorkommen. Schirmacher spricht in diesem Zusammenhang von HLA-Kombinationen, die unterschiedlich selten vorkommen. Selbst die in Europa häufigste Merkmalskombination findet sich nur bei etwa einer Person von insgesamt 300 Personen. Dazu kommt, dass ein passender Spender registriert sein muss, um gefunden zu werden und auch verfügbar sein muss – soll heißen: Er muss für die DKMS erreichbar sein. Außerdem muss der Spender gesund sein und auch spenden wollen.

Vor der Spende wird ein Gesundheitscheck durchgeführt

Besonders dramatisch ist, wenn sich einfach kein Spender findet. "Das musste ich in meinen fast zehn Jahren bei der DKMS schon häufiger erleben", berichtet Schirmacher. Wie sie sagt, schieden Monat für Monat Spender aus Altersgründen aus der Datei aus, da eine Spende ab 61 Jahren nicht mehr möglich ist. Im Jahr 2020 wurden aufgrund der Altersgrenze rund 76 000 Ausschlüsse durchgeführt. Dazu kommen Ausschlüsse durch Krankheit oder aus anderen Gründen. Deshalb ist die Neuaufnahme von Spendern so wichtig.

Nehmen wir an, Stefan findet einen geeigneten Spender. Wie geht es weiter? "Kommt man als Spender für einen Patienten in Frage, kommt es zu einer Bestätigungstypisierung", erklärt Schirmacher. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich der potenzielle Spender endgültig entscheiden muss, ob er für den Patienten zur Verfügung stehen will. Wenn er zustimmt, wird bei ihm ein gründlicher Gesundheits-Check durchgeführt. Die bloße Registrierung bei der DKMS beinhaltet zunächst nicht die bindende Verpflichtung zu einer tatsächlichen Stammzellspende, denn oft kommt es erst nach Jahren zu einer Anfrage für eine Stammzellspende und in dieser Zeit können im Leben eines Spenders Umstände, etwa Krankheiten, eingetreten sein, die eine Stammzellspende unmöglich machen.

Wer gesund und zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, kann Stefan und anderen Patienten helfen und sich mit wenigen Klicks über www.dkms.de/stefan die Registrierungsunterlagen nach Hause bestellen. Besonders wichtig ist es, dass die Wattestäbchen nach dem erfolgten Wangenschleimhautabstrich zeitnah zurückgesendet werden. Erst wenn die Gewebemerkmale im Labor bestimmt wurden, stehen Spender für den weltweiten Suchlauf zur Verfügung. Auch Geldspenden helfen, Leben zu retten, weil der DKMS für die Neuaufnahme eines Spenders Kosten in Höhe von insgesamt 35 Euro entstehen.

Wie läuft eine Stammzellenspende ab?

Es gibt zwei Entnahmeverfahren:

n Häufigere MethodeDie wesentlich häufigere Methode (80 Prozent) ist die periphere Stammzellentnahme: Dem Spender wird über mehrere Tage ein Medikament verabreicht, welches die Produktion der Stammzellen im Knochenmark anregt und diese in die Blutbahn ausschwemmt. Nach dieser Vorbehandlung werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt.

Seltenere Methode:

Bei 20 Prozent aller Spenden wird etwa ein Liter Blut-Knochenmark-Gemisch unter Vollnarkose direkt aus dem Beckendamm entnommen – nicht aus dem Rückenmark. Das Knochenmark bildet sich nach zwei Wochen vollständig nach.