Stilecht wurde in der Villa über deren Zukunft diskutiert. Foto: Dold

Hochzeiten, Kommunionsfeiern, Geburtstage: Fast jeder Schramberger hat eine emotionale Bindung zur Villa Junghans. Daher stellen sich bei vielen die Nackenhaare, wenn ein Verkauf an einen privaten Investor auch nur erwogen wird.

Schramberg - Das wurde beim von Jochen Buhr ins Leben gerufenen Stammtisch in der Villa Junghans schnell klar. Mehr als 20 Personen beteiligten sich daran – darunter sogar ein Vertreter der Junghans-Freunde aus Luxemburg.

Fachbereichsleiter Uwe Weisser, Wirtschaftsförderer Ralf Heinzelmann sowie die Stadträte Thomas Brantner (CDU) und Tanja Witkowski (SPD) versicherten unisono, ein Verkauf des geschichtsträchtigen Prachtgebäude sei nie zur Debatte gestanden.

Pachtvertrag gekündigt

Unserer Redaktion wurde hingegen von Dritten nochmals bestätigt, dass der Gedanke eines Verkaufs der Villa Junghans bei der Stadtverwaltung zumindest erwogen wurde. Die Familie Weisser hat ihren Gastronomie-Pachtvertrag bekanntlich zum Jahresende gekündigt.

Schnell ging es bei der Diskussion in die Vollen: "Das Haus darf nicht in private Hände gehen. Das wäre ein Schildbürgerstreich", ereiferte sich Robert Mayer. Eine solche Örtlichkeit gebe es in ganz Schramberg nicht.

Kanonenofen in der Küche

Maria Deufel erzählte von beeindruckten Besuchern von auswärts und Siegfried Neff sah es so: "Dann muss man halt beim Schulcampus eine Million Euro wegnehmen, damit wäre das Geld für die Sanierung der Villa da."

Wirt Michael Weisser berichtete indes von undichten Fenstern und einer Küche, die nur mit einem Kanonenofen beheizt werde. Zudem sei von der Stadt bereits vor 16 Jahren eine Ausschankmöglichkeit im Freien für einen Biergarten versprochen worden – passiert sei aber nichts. Der Stadt, entgegnete Uwe Weisser, seien in vielerlei Hinsicht durch den Denkmalschutz die Hände gebunden – so auch beim Austausch der Fenster.

Proteste schon im Jahr 1975

Diskussionsteilnehmer Peter Weisser monierte: "Jeder Pächter hatte Probleme mit der Stadt, weil sie nie bereit war, zu investieren", sagte er. Und weiter: "Bürgermeister Geitmann wollte 1975 ein Jugendhotel daraus machen. Erst nach großen Protesten der Bevölkerung hat er das zurückgezogen. Vielleicht muss das jetzt wieder so sein."

Fachbereichsleiter Uwe Weisser verwies auf 800 000 Euro, die die Stadt in den vergangenen 16 Jahren für Unterhalt und Investitionen aufgebracht habe. "Stadt und Gemeinderat versuchen, das Gebäude am Leben zu erhalten", beteuerte Weisser. Zu einem Verkauf stellte er klar: "Ein solches Risiko ist gering, auch wenn man nie nie sagen kann." Er räumte Versäumnisse der Verwaltung bei Sanierungen ein. Diese müssten im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten behoben werden. Er verwies auf stark gesunkene Gewerbesteuereinnahmen und eine Vielzahl von Projekten.

Gemeinderat möchte gastronomische Nutzung

"Es gibt seit 2019 eine Liste von Mängeln. Wir wissen, wo es krankt", so Weisser. "Dann ist aber schon drei Jahre nichts passiert", sagte Jochen Buhr. Thomas Brantner sagte, der Gemeinderat wolle weiterhin eine gastronomische Nutzung.

Konrad Deufel regte gar die Gründung einer Bürgerinitiative an, um so Druck auf Verwaltung und Gemeinderat auszuüben.

Gutachten liegt Ende September vor

Letztlich einigten sich alle Beteiligten darauf, die Ergebnisse eines Gutachtens zur Zukunft der Villa Junghans abzuwarten. Dieses wird Ende September im Gemeinderat abgewartet.

Buhr wertete die emotionale Diskussion so: "Die Verwaltung ging schon mehrfach sträflich mit historischen Gebäuden um – beispielsweise beim Abriss der Berneckschule." Viele befürchteten daher ein ähnlich argloses Vorgehen bei der Villa Junghans.