Der Bildstock mit der „Stalingradmadonna“ der Bildhauerin Andrea Wörner aus dem Jahr 2006 Foto: Carsten Kohlmann

Bildstöcke mit religiösen Motiven sind im Schwarzwald seit Jahrhunderten ein Teil der Kulturlandschaft.

Auf dem „Rundweg um Schramberg“ und dem teilweise mit ihm identischen „Schramberger Burgenpfad“ kommt man nicht weit vom Sammelweiher des Gewerbeparks Junghans kurz vor der Einmündung des Trombachs in den Lauterbach zu einem Bildstock, der in ein stimmungsvolles Waldheiligtum eingebettet ist.

 

Unter hohen Tannen, mitten unter Granitfelsen und neben einem in den Talgrund murmelnden Bach lädt eine liebevoll gepflegte Anlage mit fünf Bänken zur Besinnung ein, die mit ihrer dem Frieden gewidmeten Botschaft in einer Zeit großer Kriegssorge nicht aktueller sein könnte.

Der Bildstock wird von einem Rhododendron umrahmt und zeigt mit der „Stalingradmadonna“ des evangelischen Pfarrers, Künstlers und Arztes Kurt Reuber (1906 – 1944) aus Kassel eines der bekanntesten Kunstwerke aus dem Zweiten Weltkrieg.

2006 als Relief geschnitzt

2006 wurde die Zeichnung von der Bildhauerin Andrea Wörner aus Schiltach in ein Relief geschnitzt, wie das Original umgeben von den Worten Licht, Leben und Liebe.

Als Soldat nahm Kurt Reuber an der schicksalhaften Schlacht um Stalingrad teil und opferte sich als Arzt für die Verwundeten in seinem Frontlazarett auf. Zu Weihnachten 1942 malte er – bereits vier Wochen von der Roten Armee eingeschlossen – auf die Rückseite einer russischen Landkarte eine in inniger Liebe mit ihrem Kind verbundene Madonna.

Ikone der Erinnerung

Zusammen mit anderen Zeichnungen des Künstlers wurde es mit dem letzten Flugzeug aus Stalingrad gerettet. Der Künstler starb noch vor Kriegsende in russischer Gefangenschaft. Seine „Stalingradmadonna“ wurde in Deutschland zu einer Ikone der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und ist seit 1983 in der „Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche“ in Berlin zu sehen.

Zahlreiche Nachbildungen

Kopien und Plastiken der Zeichnung gibt es in mehreren anderen Kirchen in Europa. In den Kreis dieser Nachbildungen gehört auch der Bildstock von Andrea Wörner.

Angelegt wurde die Andachtsstätte zwischen im Jahr 2006 von einem Freundeskreis, der an ein älteres Marienheiligtum an dieser Stelle anknüpfte, über dessen Entstehung bisher leider keine Quellen gefunden werden konnten. Im Jahr 1965 war in der Lokalpresse aber ein Foto erschienen, das den Bildstock zeigt, wie er damals aussah.

Tradition fortgesetzt

Auf einem Baumstamm befand sich ein Bild der Muttergottes mit dem Jesuskind, bereits damals ein Ziel zahlreicher Beter mit ihren Anliegen.

Die heutige „Stalingradmadonna“ setzt die Tradition des älteren Bildes fort. Die Geschichte des Kunstwerkes wird auf einer Metalltafel erklärt und religiös interpretiert.