Städtischer Energieversorger Foto: Melanie Geitlinger

Haben Sie mitgezählt? Ich nicht. Weil es im Prozess der (ehemaligen) Polizeiärztin gegen das Land erwähnt wurde, weiß ich aber, dass Anette Franz am heutigen Samstag ihre sage und schreibe 86. Demo in der Lahrer Innenstadt veranstaltet. Woche für Woche, seit fast zwei Jahren, wettert die Lahrerin mit ihren Mitstreitern vornehmlich, aber nicht ausschließlich gegen die Corona-Maßnahmen. Und wir unterstützen sie dabei. Ja, doch, Sie auch. Und ich. Und alle anderen, die in Lahr Steuern zahlen.

Mussten Franz und Co. an ihrem ersten Standort, dem Rathausplatz, zunächst noch ihre Stimmen erheben, um ihre Botschaften unters Volk zu bringen, sorgen seit ihrem Umzug auf den Museumsplatz Mikrofon und Boxen für die nötige Lautstärke.

Gespeist werden die Geräte über einen städtischen Stromkasten, über den unter anderem auch die Energie für den Wochenmarkt bereitgestellt wird, hat man mir im Rathaus erklärt. Dafür zur Kasse gebeten wird die Demo-Verantwortliche nicht, sagt die Verwaltung – im Wortlaut: »Bei angemeldeten Kundgebungen und Versammlungen im öffentlichen Raum, für die nur kleinste Mengen an Strom benötigt werden, verzichtet die Stadt generell darauf, die Kosten in Rechnung zu stellen – der Verwaltungsaufwand wäre unverhältnismäßig hoch.«

Der ein oder die andere dürfte jetzt die Nase rümpfen, den Kopf schütteln oder mit einem anderen Körperteil sein Unverständnis zum Ausdruck bringen. Zu Unrecht. Wenn die Stadt alle gleich behandelt, dann muss das wirklich für alle gelten, die  sich auf rechtsstaatlichem Boden bewegen. Also auch für die Museumsplatz-Protestler. Dass manche von ihnen behaupten, wir lebten seit der Einführung der Corona-Maßnahmen nicht mehr in einer Demokratie, können wir mit ein paar Euro Stromkosten widerlegen. Das sollte es uns wert sein.