Stephan Rößler, Leiter der Städtischen Galerie in Schwenningen, ermöglicht während der Finissage 60 Gästen noch einmal einen interessanten Einblick in die Ausstellung über Japan, deren Exponate sich zwischen Sehnsüchten und Wirklichkeit erstrecken. Foto: Bombardi

Neun Wochen lang war es in der Städtischen Galerie möglich unter dem Titel "Auf nach Japan!" in die Kultur eines ostasiatischen Lands einzutauchen, dessen Strahlkraft auf Europäer seit rund 150 Jahren zwischen Sehnsüchten und Realität pendelt. Wie zufrieden zeigt sich Galerie-Leiter Stephan Rößler mit dieser nicht alltäglichen Ausstellung?

VS-Schwenningen - Die außergewöhnliche und über Jahre hinweg vorbereitete Ausstellung spiegelte die bestehenden Dissonanzen zwischen einem imaginären und authentischen Japanbild wider. Galerie-Leiter Stephan Rößler sah sich während der Finissage in seinen bisher gesammelten Erkenntnissen bestätigt, dass die Städtische Galerie als eines der kulturellen Aushängeschilder des Oberzentrums die Besucher aus Nah und Fern willkommen heißen konnte.

Besucher kommen auch aus Schweizer Kulturmetropolen

Rund 80 Prozent aller Museumsbesucher kamen aus dem gesamten Umland, das sich in einem Radius zwischen der Schweiz bis in dem Stuttgarter Raum erstreckt. Insbesondere aus Zürich, aber auch aus Basel, der Kulturmetropole mit einer der höchsten Dichten an Museen in Europa, kommen regelmäßig Personengruppen vorbei, die die Städtische Galerie für ihr besonderes Ausstellungsangebot schätzen. Rößler ist überzeugt, dass die Galerie mit ihrem eingeschlagenen Weg zwischen neuartigen, modernen sowie traditionellen, fernen und heimatlichen Ausstellungsinhalten weiterhin das kulturelle Interesse beflügelt.

Von Wunsch- und Sehnsuchtsvorstellungen

Die zu Ende gegangene Ausstellung zeigte am Beispiel von Japan auf, wie sehr sich die Menschen von Wunsch- oder Sehnsuchtsvorstellungen leiten lassen und dabei bewusst oder unbewusst die Realität verkennen. Sie unterstrich zudem eindrücklich, dass um 1900 in den imaginären Vorstellungen über Japan und seiner Bevölkerung vor allem die Sehnsucht nach japanischen Klischees dominierte. Zu ihnen zählten in etwa die sich lange Zeit hartnäckig haltende Vorstellung von leicht bekleideten und immer freundlich lächelnden Geishas, die mit Fächer, im Kimono und mit Kirschblütenzweig ausgestattet waren.

Viele unterschiedliche Exponate

Entsprechend häufig sind derartige Motive in den Exponaten von Künstlern zu finden, die nie in Japan waren. Die Vorstellungen über Japan waren in der europäischen Bevölkerung eher rückwärtsgewandt, doch zu Zeiten der Industrialisierung eine wichtige Basis für die Entwicklung des Impressionismus. Doch auch die Japaner machten sich den Hype der Europäer zunutze, erkannten darin das finanzielle Potenzial und orientierten sich in ihren Kunstwerken am Westen. So findet sich unter den beliebten Holzschnitten einer, auf dem das japanische Kaiserpaar in einer Kutsche zu sehen ist. Die Szene fand so nie statt. Doch der Wert der zurückliegenden Ausstellung lag nicht nur darin, die Wunschvorstellung über Japan zu präsentieren, sondern präsentierte auch in unzähligen Exponaten die Wirklichkeit und Suche nach dem realen Japan und seine Umstände.

Variabilität der Ausstellungen nimmt zu

Für Rößler ist inzwischen klar, dass mit der für etwa im Jahr 2025 auf dem Areal der ehemaligen Württembergischen Uhrenfabrik geplanten Eröffnung eines Museumskomplexes, des Bürk-Areals, die Variabilität der Ausstellungen noch weiter zunimmt.

Info: So geht’s in der Städtischen Galerie weiter

Zwischen Montag, 5., und Freitag, 9. September, findet auf dem Areal der Städtischen Galerie erstmals ein Sommercamp statt, das sich mit den Themen Zukunft und Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Es ist der Auftakt zu der am 16. September beginnenden Ausstellung "Utopie Heimat", die sich auf die Suche nach diesem omnipräsenten Ort begibt. Weitere Informationen gibt es unter https://www.villingen-schwenningen.de/kultur-vielfalt/staedtische-galerie/ueber-die-staedtische-galerie/.