Schwarzer Gegenwartskunst widmet sich die Ausstellung „Le Sel Noir“ in der Städtischen Galerie in Schwenningen. Bei der Vernissage konnten die Besucher verschiedene Perspektiven erleben. Es gibt eine Kooperation mit der Hochschule Furtwangen.
Am Freitagabend wurde die Ausstellung „Le Sel Noir“ in der Städtischen Galerie in Schwenningen eröffnet. Die Schau zeigt bis Mitte Juni zehn Perspektiven Schwarzer Gegenwartskunst.
Wie geflochtene Zöpfe hängt Sonia E. Barretts Installation „Dreading the map“ von der Decke der Städtischen Galerie. Dabei sind diese Dreadlocks nicht aus Haaren gefertigt, sondern aus geschredderten Landkarten, die England und die Karibik darstellen.
Karten geschreddert und neu zusammengeflochten
Zusammen mit ihrem Künstlerinnenkollektiv aus afro-karibischen Frauen hatte Barrett rund 1800 historische und zeitgenössische Karten der Royal Geographical Society in London geschreddert und neu zusammengeflochten. „Wir haben mit sechs Frauen geschreddert, geflochten und darüber gesprochen, was das gerade mit uns macht“, erinnert sich die Künstlerin bei der Vernissage im Gespräch unter ihrer Rauminstallation.
Sie setzt der Unterdrückung der Jahrhunderte lang versklavten Menschen aus der Karibik und Westafrikas einen selbstermächtigenden Akt entgegen, wenn sie diesen Karten als Sinnbild der unterdrückenden Kolonialmacht in eine neue Form gibt.
Und vermutlich wird an diesem Beispiel deutlich, was die aktuelle Ausstellung „Le Sel Noir“ in der Städtischen Galerie ausmacht und was vielleicht in der theoretischen Beschreibung des Galerieleiters Alejandro Perdomo Daniels während der Vernissage noch etwas sperrig daherkam: In der Ausstellung, die zehn „Perspektiven Schwarzer Gegenwartskunst“ zeigt, gehe es um „Kämpfe um Anerkennung“, erläuterte Perdomo Daniels, der mit dieser Kooperationsausstellung zusammen mit der Städtischen Galerie Bremen seine erste Schau in Schwenningen zeigt. Die Ausstellungsstücke seien nicht nur Kunst, sondern auch Selbstbehauptung und Selbstermächtigung.
Titel regt Perspektivwechsel an
Für die Ausstellungsbesucher bedeute dies vor allem einen Perspektivwechsel, der schon durch den eigentümlichen Titel der Ausstellung angeregt werde. „Le Sel Noir“ ist Französisch, bedeutet schwarzes Salz und zeige, dass es „nicht nur weißes Salz und nicht nur unsere Spreche“ gibt.
Oberbürgermeister Jürgen Roth wusste da in seinem Grußwort zur Ausstellungseröffnung sogar einen kulinarischen Tipp: Das Gewürz werde in der indischen Küche verwendet, schmecke ähnlich und verleihe etwa einem Joghurt eine zusätzliche Würze. „So ist der Titel also nicht nur lecker, sondern auch ein Statement“, schloss das Stadtoberhaupt und fragte gleichzeitig, warum diese Ausstellung gerade in Schwenningen gezeigt werde: „Das Thema ist wichtig in einer offenen, demokratischen und vielfältigen Gesellschaft.“ Und besonders in Villingen-Schwenningen mit Einwohnern aus 100 Nationen umso passender.
Studenten begleiten Ausstellung
Ebenso vielfältig sind auch die Studierenden der Hochschule Furtwangen, sodass es nahe lag, eine Kooperation anzustoßen: So wird die Ausstellung in der benachbarten Städtischen Galerie begleitet von Studierenden und ihrer Professorin für Transkulturelles, Julika Baumann Montecinos.
Die Prorektorin für Zusammenarbeit und Gesellschaft der Hochschule Furtwangen, Ulrike Salat, zeigte sich darüber am Freitagabend bei der Eröffnungsfeier zur Ausstellung in den Räumen der Hochschule besonders stolz. Denn so lebt die Ausstellung von der Teilhabe: „Es ist eine sinnliche Ausstellung, die einlädt, sich damit zu beschäftigen“, hatte Perdomo Daniels versprochen und die Künstlerin Sonia E. Barrett ergänzte später sinnbildlich: „Ihr seid alle Experten darin, was meine Installation mit euch macht.“