Ein Viertel der Bevölkerung von Altensteig ist über 60 Jahre alt. Der Stadtseniorenrat hat bei der Gründung vor 26 Jahren versprochen, sich für ihre Belange einzusetzen. Abgesehen von regelmäßigen Zusammenkünften bestimmter Gruppen hört man nichts mehr von diesem Verein. Unmut wird geäußert.
Altensteig - Vor kurzem hat die Altensteiger AWO im Löwentreff ihr Herbstfest mit Musik und Tanz gefeiert – und lädt bereits am heutigen Samstag, 12. November, an gleicher Stelle zum Bayerischen Abend ein. Der rührige Vorsitzende Ewald Frey hat zum ersten Mal ein Akkordeon-Trio engagiert, das bei den Senioren für Stimmung sorgen soll. Es darf geschunkelt, mitgesungen und getanzt werden.
Im Sommer hatte der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt zu einer einwöchigen Busreise in den Bayerischen Wald eingeladen – weitere Veranstaltungen, wie die traditionelle Weihnachtsfeier sind in Planung.
Und was bietet der Stadtseniorenrat 60-plus an? Findet der Spielenachmittag Am Brunnenhäusle noch statt? Werden Städtereisen und Ausflüge organisiert, wie früher zum Südwestrundfunk nach Baden-Baden? Stellt Annegret Broschk im 60-plus-Büro (die Mietkosten werden von der Kommune getragen) noch Patientenverfügungen aus? Wann wird die längst angekündigte, "neue Internetpräsenz" Realität? Warum findet seit Jahren keine Mitgliederversammlung mehr statt?
Seniorenrat 1995 gegründet
Man müsse für die Senioren etwas tun. An diese Worte des damaligen Altensteiger Bürgermeisters Ulrich Rommel hatte sich Jürg Wieber erinnert und am 6. Dezember 1995 den Stadtseniorenrat 60-plus gegründet. Wegen anderweitiger Verpflichtungen des Kirchenmusikdirektors (Anschaffung einer neuen Orgel in der evangelischen Stadtkirche ) übernahm Doris Kirgis ein Jahr später die Leitung.
Bei den Wahlen am 24. März 2015 erklärte sich Christian Heieck bereit, den Vorsitz zu übernehmen. Bernd-Rüdiger Drews wurde sein Stellvertreter, Antje Stahnke kümmerte sich um schriftliche Angelegenheiten und hielt Kontakt zur örtlichen Presse, Rudolf Häussler war für die Finanzen zuständig. Von zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen sind Ausfahrten mit dem E-Bike in den Sommermonaten unter Leitung von Horst Butsch, die wöchentliche Gymnastik am Mittwochvormittag unter der Regie von Doris Behnke im Ballettsaal der Musikschule und regelmäßige, mal kurze, mal längere, inzwischen fast 500 Wanderungen unter Führung von Erwin Bürkle übrig geblieben.
Dachorganisation in Frage gestellt
Bei dieser Gruppe ist der Unmut unüberhörbar. Kein Vorstandsmitglied habe sich jemals groß über das Interesse an diesem Angebot erkundigt oder an einer Tour teilgenommen. Inzwischen seien sogar Stimmen laut geworden, man brauche den Stadtseniorenrat als Dachorganisation nicht und könnte sich den Mitgliedsbeitrag sparen.
Erinnert wurde an Aktivitäten früherer Jahre wie die Herausgabe eines für die ältere Bevölkerung wichtigen Heftes mit Adressen und Telefonnummern von Ärzten, Apotheken, Krankengymnasten, Pflegeheimen und Behörden, die Einrichtung eines Fitness-Parks auf dem Minigolfplatz und der Rundgang durch Altensteiger Ladengeschäfte, um zu überprüfen, ob das Prädikat "seniorenfreundlich" auch in Zukunft vergeben werden könne (Sind die Geschäftsräume leicht erreichbar, drückt sich das Personal verständlich aus, ist ein Toilettengang möglich, existiert ein Bring- und Holservice?) Fiel die Bewertung positiv aus, konnte man sich das durch einen Aufkleber an der Eingangstür bestätigen lassen.
Vorstandssitzung geplant
Auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten erklärte Heieck, dass die Pandemie vieles zum Erliegen gebracht und es personelle Ausfälle gegeben habe. Er werde in der kommenden Woche mit seinem Stellvertreter zusammensitzen, einen Termin für die nächste Vorstandssitzung festlegen und in absehbarer Zeit eine Mitgliederversammlung einberufen. Eine Auflösung des Vereins sei kein Thema.