Einen lebhaften Eindruck der neuen Stadtschreiberin erlangten die Gäste bei der Begrüßung von Anaïs Clerc im Festsaal des Konvikts.
Einen lebhaften Einblick in die Stadtschreiberei in Rottweil, ein Fingerzeig für „die Neue“ und ein Memento für alle Begleiter des Stipendiums gab’s dazu.
Die Stelle des literarischen Stadtschreibers von Rottweil, erstmals vergeben 2001, ist ein recht offenes Angebot. Das Pflichtenheft ist überschaubar. Knapp eine Handvoll Veranstaltungen haben sich als feste Koordinaten für das dreimonatige Aufenthaltsstipendium etabliert.
Leben mit den Konviktoren
Hinzu kommt als „integraler Bestandteil“, darauf weist Oberbürgermeister Christian Ruf bei der Begrüßung hin, die Schreibwerkstatt. Sie spricht, kurze Wege ziehen eben manchmal besonders, gerne Konviktoren an, ist prinzipiell aber offen für Nachwuchsliteraten. Den Rahmen definiert der jeweilige Stadtschreiber. In der Regel werden Ergebnisse dieser Werkstatt bei der Abschlussveranstaltung Mitte Dezember vorgestellt.
Wesentlicher Unterschied zu anderen Aufenthaltsstipendien ist die Unterbringung: Gewohnt und – auch hier definiert der Stadtschreiber den Rahmen – gelebt wird mit den Konviktoren. Aus der Begegnung mit den jungen Menschen – und mitunter auch mit historischen Phänomenen im Konvikt – können sich Fragestellungen, Impulse, Herausforderungen ergeben. Ansonsten lebt der Rottweiler Stadtschreiber für ein Vierteljahr kein Luxusleben, lebt aber im Luxus, sich nicht um tägliches Fortkommen mühen zu müssen und seine Zeit für angefangene, abzuarbeitende, zu vollendende oder auch nur anzudenkende Projekte zu nutzen.
Straffes Programm
Anaïs Clerc weiß das und hat sich schon mal ein straffes Programm verordnet. Dass die Autorin, die bislang vor allem als Theaterautorin bekannt ist, auch eine Kooperation mit dem Zimmertheater in ihren Kalender legt, überrascht nicht. Und Theaterprojekte verlangen teilweise auch Präsenz auswärts.
Nebenbei: Vielleicht ist Rottweil für die aus dem Schweizerischen Freiburg stammende Literatin ja schon ein klitzekleinstes Stückchen Heimat ob des Umstands, dass ihr Mutter aus Brugg kommt. In der Partnerstadt Rottweil will sie jedenfalls vor allem an ihrem ersten Roman arbeiten. Teile daraus durften die Gäste schon einmal auf sich wirken lassen.
Auch darin hat Heimat eine stark besetzte Funktion. Und weil es darin um das Werden von jungen Menschen in ländlichem Umfeld und religiösem Kontext geht, ergibt sich aus dem Umfeld im Konvikt mit der zwanglosen Kommunikation mit den temporären Mitbewohnern ein Setting, das sich kaum so konstruieren ließe.
Vorgängerin war beeindruckt
Auch Clercs Vorgängerin Ika Sperling hatte das übrigens beeindruckt. Sie, da gerade mitten in Vorbereitungen zu einer Ausstellung, hatte eine Videobotschaft geschickt mit mit einem kommentierten Comic, das ihr Leben und Arbeiten im Konvikt beschreibt.
Nach der Begrüßung durch den stellvertretenden Konviktsleiter Ivica Plavotic und der informellen Verpflichtung durch den Oberbürgermeister gab es auch ein herzliches Willkommen vom Haussprecher: Aaron-Elia Oesterle wünschte Anaïs Clerc eine „sehr schöne Zeit“.