Ein Jahr lang konnten in VS an Samstagen Bus und Bahn kostenlos genutzt werden. Nun müssen die Stadträte entscheiden, ob das Null-Euro-Ticket beibehalten werden soll. Eine aktuelle Auswertung zeigt: Die Ergebnisse sind nicht so eindeutig, wie erhofft.
Die Ziele des kostenlosen Nahverkehrs an Samstagen in der Doppelstadt waren klar: Mehr Menschen in Busse und Bahnen bringen, den CO2-Ausstoß reduzieren und die Attraktivität der Innenstädte steigern. Seit 1. Januar 2024 gibt es deshalb das Null-Euro-Ticket in VS. Eine Umfrage sollte klären, ob das Angebot auch tatsächlich Wirkung zeigt.
In einer Vorlage für die Stadträte präsentiert die Verwaltung nun die Ergebnisse der nicht-repräsentativen Befragung. Und diese sind tatsächlich nicht ganz einfach zu deuten. Das kostenlose Angebot hat die Zahl der Fahrgäste an Samstagen insgesamt steigen lassen, trotz anfänglicher Schwierigkeiten bei der Kommunikation des Angebots.
Eine einfache Zählung ergab Werte zwischen 3668 und 6525 Fahrgästen pro Samstag, die Busfahrer bestätigen diese Wahrnehmung. Trotzdem zeigt die Umfrage, dass vor allem Menschen das Ticket nutzen, die ohnehin bereits regelmäßig mit Bus oder Bahn fahren.
Geschäftsleute zeigen sich zufrieden
Besonders auffällig: 80 Prozent der Menschen, die zuvor nie den ÖPNV nutzten, haben das Null-Euro-Ticket gar nicht ausprobiert. Damit bleibt eine zentrale Hoffnung des Projekts – neue Fahrgäste zu gewinnen und eine langfristige Umstellung vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr anzustoßen – offenbar weitgehend unerfüllt.
Immerhin konnte das Angebot gelegentliche Nutzer dazu motivieren, häufiger Bus oder Bahn zu fahren. Die Umfrage zeigt, dass vor allem Personen, die vorher nur selten oder einmal pro Woche den ÖPNV nutzten, durch das Ticket mehr Fahrten unternahmen. Doch ob sie nach einer möglichen Abschaffung des Angebots dabei bleiben würden, ist nach Angaben der Stadt eher fraglich.
Herausforderung für Busfahrer
Aber hat das Ticket auch die Frequenz in den Innenstädten erhöht – insbesondere zum klassischen Samstagsbummel? Die Befragung von Geschäftsleuten zeigt, dass das Angebot tatsächlich mehr Besucher in die Innenstädte gebracht hat. Während die Frequenz in den Fußgängerzonen stieg, blieb allerdings eine klare Umsatzsteigerung für den Einzelhandel aus. Trotzdem sprechen sich viele Geschäftsleute für eine Fortführung des Angebots aus, da es die Erreichbarkeit der Innenstadt verbessert – insbesondere für junge Menschen und Personen ohne Auto.
Deutlich wird durch die Umfrage aber ebenso: Der kostenlose ÖPNV an den Samstagen sorgt für Herausforderungen bei den Busfahrern und Zugbegleitern. Die gestiegene Zahl an Fahrgästen bringe längere Haltestellenaufenthalte und damit Verzögerungen mit sich. Häufige Fragen führen laut Umfrage zudem zu einer höheren Arbeitsbelastung.
Kosten des Angebots sind ein Knackpunkt
Das Fahrgastverhalten ist insgesamt gemischt. Einige Menschen seien freundlicher, weil sie das kostenlose Angebot genießen – andere hingegen würden ungeduldig, wenn Busse voller sind. Kritisiert wird aber insbesondere die unzureichende Kommunikation über das Angebot. Vorgeschlagen wird, die Fahrgastinformation zu verbessern. Außerdem wünscht man sich laut Umfrage eine Erweiterung über die Grenzen von VS hinaus und die Aufstockung der Zugkapazität zwischen Rottweil und Villingen.
Ein Knackpunkt ist die Frage, ob das Null-Euro-Ticket beibehalten werden soll: die Kosten. Für 2025 werden diese von der Verwaltung auf etwa 150 000 Euro geschätzt. Dieses Geld müsste die Stadt an den Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar-Heuberg zahlen, um die entgangenen Einnahmen auszugleichen. Zur Verfügung stehen voraussichtlich zunächst Haushaltsreste. Eine dauerhafte Finanzierung ist damit nach Angaben der Stadt jedoch nicht gesichert.
Stadträte müssen entscheiden
Deshalb stehen nun die Stadträte angesichts knapper Kassen vor einer schwierigen Entscheidung, wie es mit dem Null-Euro-Ticket weitergeht. Drei Optionen stellt die Verwaltung in Aussicht: Die dauerhafte Einführung, dann müsste die Finanzierung gesichert werden, eine Verlängerung der Testphase bis Ende 2025, um weitere Daten zu sammeln und die Strategie zu optimieren oder das Ende des Null-Euro-Tickets.
Die Stadträte werden zunächst im Verwaltungs- und Kulturausschuss am Mittwoch zu dem Thema beraten. Der Gemeinderat soll am 19. März eine Entscheidung fällen.