Radeln nicht nur beim Stadtradeln emsig mit: Vanessa Lotz (von links), Olivia Pfadenhauer, René Skiba, Bernd Paul (MTB-Guide), Julia Siewert und Karoline Kohl.Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Aktion: Stadtradeln in Bad Liebenzell: Punkte sammeln und das Radfahren fördern / Zusammenarbeit mit Guide Bernd Paul

Das Stadtradeln ist derzeit in aller Munde. Doch in Bad Liebenzell will man den kurzen Hype langfristig durchhalten und hat deshalb schon erste Routen rund um den Aussichtsturm "Himmelsglück" mit einem Mountainbike-Guide erkundet.

Bad Liebenzell. Um das Thema Radfahren in den Alltag zu integieren, treten seit 2008 Kommunalpolitiker und Bürger für mehr Klimaschutz und Radverkehr in die Pedale. Nachdem der Landkreis Calw im vergangenen Jahr mit neun Kommunen erstmals bei der Rad-Aktions-Kampagne Stadtradeln dabei war, kommt es in diesem Jahr zu einer Neuauflage. Mit insgesamt 1627 aktiv Radelnden aus Kommunen, Vereinen und Hochschulen sind 172 Teams entstanden, die nicht nur möglichst viele Radkilometer sammeln, sondern dadurch aktiv ein Zeichen für mehr Klimaschutz und Radverkehrsförderung setzen.

Etwa ein Fünftel klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland entstehen im Verkehr, sogar ein Viertel der CO2-Emissionen des gesamten Verkehrs verursacht der Innerortsverkehr. "Wenn circa 30 Prozent der Kurzstrecken bis sechs Kilometer in den Innenstädten mit dem Fahrrad statt mit dem Auto gefahren würden, ließen sich etwa 7,5 Millionen Tonnen CO2 vermeiden", rechnet René Skiba, Geschäftsführer der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald in Bad Liebenzell, vor.

Dabei liegen dem sportlichen Touristiker nicht nur die Lippenbekenntnisse für drei Wochen Stadtradeln am Herzen. Mit seinem neunköpfigen Team der Touristik Nördlicher Schwarzwald legt er den Fokus zudem auf den touristischen Radverkehr. "Beim Wettbewerb Stadtradeln geht es um den Spaß am Fahrradfahren, aber vor allem darum, möglichst viele Menschen für das Umsteigen auf das Fahrrad im Alltag zu gewinnen und dadurch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Aber das Fahrradfahren bietet weitaus mehr. Es stärkt die Immunabwehr und ist in Zeiten wie diesen in mehrfacher Hinsicht eine gesundheitsfördernde Fortbewegungsart."

Dynamisches Segment

Er bezeichnet den Fahrradtourismus in Deutschland als ein dynamisches Urlaubssegment, da es kaum eine Reiseregion gebe, die nicht vom Fahrradtourismus profitiert. E-Bikes tragen zu diesem Trend mit zunehmender Bedeutung bei und sind auch im Schwarzwald bei Radreisen mehr und mehr geschätzter Begleiter. "Das ist Entschleunigung pur", so der Tenor von Skiba, der dazu argumentiert: "Das bedeutet weniger Anstrengung als beim normalen Fahrrad und bietet dazu Reichweiten, die man sonst rein kräftemäßig nicht erreichen könnte." Elektro-Fahrräder eröffnen neue Möglichkeiten der Mobilität, um mit Unterstützung des Motors mit Leichtigkeit von den Tälern aus über die Höhenlagen des Nordschwarzwalds zu radeln. "Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, lernt Land und Leute intensiver kennen", erklärt Skiba, der sich in Bad Liebenzell mit Mountainbike-Guide Bernd Paul an der Ausgabestation der Leihräder verabredet hat. Ziel ist nicht nur das Punktesammeln für das Stadtradel-Team, sondern darüber hinaus auch das Erkunden der Umgebung per Rad.

Ausgerüstet mit dem richtigen Kopfschutz wurden die Stadträder an der Radfabrik in Bad Liebenzell gegen Mountainbikes getauscht, um mit den für touristische Zwecke angebotenen Leihrädern der Stadt Bad Liebenzell eine neue Tour zu erkunden. Gemeinsam mit Paul startete die rund 35 Kilometer lange Mountainbiketour von der Kurstadt aus nach Schömberg zum neuen Aussichtsturm Himmelsglück, dann über Monakam und dem Golfplatz wieder zurück nach Bad Liebenzell. "Das ist eine Tour, die wir in fünf Stunden mühelos bewältigen konnten", berichtet Skiba, der diese Route nach der gelungenen Testfahrt in Zukunft auch Gästen anbieten wird, zumal unterwegs auch Ladestationen am Aussichtsturm ›Himmelsglück‹ zur Verfügung stehen und keiner Angst haben muss, dass der Akku nicht bis nach Hause reicht".