Das Wilhelmspalais vor dem Umbau zum Stadtmuseum. Foto: Leif Piechowski

Beim Umbau des Wilhelmspalais’ in Stuttgart muss ein Teil des Baumbestands weichen. Die Stadtverwaltung soll klären, wo sie Ersatzpflanzungen für möglich hält, fordern die Stadträte.

Beim Umbau des Wilhelmspalais’ in Stuttgart muss ein Teil des Baumbestands weichen. Die Stadtverwaltung soll klären, wo sie Ersatzpflanzungen für möglich hält, fordern die Stadträte.

Stuttgart - Mindestens 38,8 Millionen Euro werden der Umbau des historischen Wilhelmspalais und der Einbau des Stadtmuseums kosten. Das finden die Stadträte zwar unerfreulich. Heftig hoch schlugen die Wogen im Technikausschuss des Gemeinderats am Dienstag aber nicht deswegen – vielmehr wegen 17 Bäumen und Gehölzen mit Stammumfängen bis zu 150 Zentimetern. Ihnen droht die Motorsäge. Das teilte Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) den Stadträten mit.

Neun Bäume müssen der künftigen Anlieferungszone des Museums an der nordöstlichen Gebäudeseite weichen. Fünf Bäume nahe der Urbanstraße fallen der Tieferlegung des Geländes für den künftigen Museumsgarten und den Veränderungen an der Freitreppe zum Opfer. Drei Bäume stehen der Sanierung von Gebäudemauern im Weg. Nur sieben der 17 Bäume können auf dem Grundstück ersetzt werden.

Diese Botschaften machten die Stadträte reihum betroffen – zumal die Verwaltung auch nicht verriet, wo für die zehn Bäume ein Ausgleich geschaffen werden soll. Lediglich vom „nahen Umfeld“ war die Rede.

Wenn sich jetzt unvermittelt herausstelle, dass 17 Bäume beseitigt werden sollten, sei das nicht nachvollziehbar, meinte Michael Kienzle (Grüne). Er sah darin ein weiteres Anzeichen, dass die Verwaltung zu unsensibel mit den Bäumen umgehe. Die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle hielt der Verwaltung vor, sie habe den Bezirksbeirat Mitte ausgebremst. Das Gremium habe seit Ende Oktober über die Außengestaltung des Museums reden wollen. Es halte die geplante Außengestaltung und die Baumfällungen für „inakzeptabel“.

Wie sich der Plan denn mit der Baumschutzsatzung vertrage, mit der die Stadt private Bauherren zur Erhaltung und gegebenenfalls zu zahlreicheren Ersatzpflanzungen oder Ersatzzahlungen heranziehe, fragte Joachim Fahrion (Freie Wähler). Und auch Gangolf Stocker (SÖS) warnte, die Stadt würde ein schlechtes Beispiel geben. Sie solle versuchen, auf die Fällungen zu verzichten. Allein Alexander Kotz (CDU) machte für die späte Aufregung über die „unerfreulichen“ Baumfällungen auch ein wenig den Gemeinderat mitverantwortlich: „Wir lassen uns, wenn Architektenwettbewerbe entschieden werden, manchmal von schönen Konzepten blenden.“ Es sei zu hoffen, dass nicht alle 17 Bäume tatsächlich fallen. Für Andreas Reißig (SPD) stand im Vordergrund, dass gut sechs Jahre nach dem Grundsatzbeschluss für ein Stadtmuseum nun der Baubeschluss gefasst werde. Für die Bäume, die weichen müssen, gelte es nun einfach Alternativstandorte zu benennen.

Bürgermeister Thürnau platzte trotzdem der Kragen. Den Vorwurf, dass die Verwaltung zu sorglos Bäume fällen wolle, weise er für das Technikreferat weit zurück. Außerdem: „Wenn man Bäume nicht mehr fällen dürfte, würde die Stadtentwicklung blockiert werden.“ Was beispielsweise im Internet über ein angebliches „Massaker“ an Bäumen im Rosensteinpark wegen des geplanten Rosensteintunnels kursiere, sei unsägliche „Stimmungsmache“.

Der Bürgermeister sagte zu, dass in absehbarer Zeit die Standorte für die Ersatzpflanzungen dargelegt werden – und zwar mehr als zehn. Denn die Baumschutzsatzung sieht für gefällte Bäume mit großem Stammumfang nicht nur je einen Ersatzbaum vor – und die Baumschutzsatzung gelte natürlich auch für die Stadt. Sie pflege die Bäume, die sie fälle, aber auch zu ersetzen.