Passend in die Liturgie haben die Musiker die Johannespassion von Johann Sebastian aufgeführt.
Die Aufführung der Johannespassion von Johann Sebastian Bach in der voll besetzten Stadtkirche war nicht nur ein musikalischer Glanzpunkt, sondern auch eine eindrucksvolle Darstellung des christlichen Heilsgeschehens.
Die gut aufgestellte Evangelische Kantorei Balingen zeigte sich in Bestform. Dabei wurde sie von den Solisten Judith Wiesebrock (Sopran), Hanna Roos (Alt), Philipp Nicklaus (Tenor; Evangelist und Arien), Christian Feichtmair (Bass; Jesus) und Thomas Scharr (Bass; Petrus, Pilatus, Arien), ebenso von der Sinfonietta Tübingen und Stefanie Köpfler-Bertls an der Orgel kräftig unterstützt.
Die Gesamtleitung lag bei Wolfgang Ehni in bewährten Händen. Nach einer melancholischen Orchestereinleitung setzte der Chor feierlich und majestätisch mit dem Eingangschor „Herr, unser Herrscher“ ein. Darin wurde die Botschaft der Passion von der Menschwerdung des Gottessohns, seiner Kreuzigung und Auferstehung in Herrlichkeit verkündigt. Nicht nur beim Eingangschor erbrachte der Chor eine großartige Leistung, sondern auch in den vielen höchst dramatischen Turbo-Chören, etwa bei den dynamischen und scharf rhythmisierten Schreien „Weg, weg mit ihm, kreuzige ihn“ oder bei dem Spottchor „Sei gegrüßet Judenkönig“.
Die Jesuspartie war durch Christian Feichtmair charaktervoll verkörpert
Auch die zahlreichen Choräle gestaltete der Chor wunderbar textausdeutend. Eine hervorragende Leistung vollbrachte Philipp Nicklaus in seiner Schlüsselrolle als Evangelist, der seine höchst delikate Aufgabe, die den Bach’schen Rezitativen innewohnenden Dramatisierung und Verlebendigung des Bibeltextes zu verwirklichen.
Auch die Jesuspartie war durch Christian Feichtmair charaktervoll verkörpert. Thomas Scharr brachte sowohl die zögernde Haltung des Pilatus als auch seine entschiedene Haltung als Amtsperson zur Geltung. Das lyrisch-meditative Element der Passion kam besonders gut in den Arien zum Tragen, etwa in der malerischen Sopranarie „Ich folge dir mit freudigen Schritten“ oder in der Altarie „Es ist vollbracht“, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Riesenapplaus nach Glockengeläut
Der Schlusschor „Ruhet wohl, ihr heiligen Gebeine“ wurde vom Chor ausdrucksvoll gestaltet und war kein Klagegesang, sondern wies auf den erlösenden Aspekt hin. Besonders der Choral „Ach, Herr, lass dein lieb Engelein“, vom Chor prachtvoll gesungen, lenkte den Blick auf die Auferstehungshoffnung und mit den Worten „Ich will dich preisen ewiglich“ auf den Lobpreis des Gottessohnes hin.
Nach Innehalten bei Glockengeläut gab es einen Riesenapplaus einer ergriffenen und dankbaren Zuhörerschar.