Dass Rottweil 2021 ein Jubiläum feiern kann, soll in der Stadt auch mit Fahnen sichtbar werden – wir haben dem schon einmal vorgegriffen. Foto: Otto/Montage: Holweger

Diskussionen um Planungen zu "1250 Jahre Ersterwähnung". Der Wunsch: Nicht so elitär.

Rottweil - Wie kann und soll 2021 ein Stadtjubiläum gefeiert werden, wenn eigentlich voller Sparkurs angesagt ist und das Coronavirus verlässliche Planungen schier unmöglich macht? Diese Frage sorgte am Mittwoch im Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss für Diskussionen.

Ausgerechnet jetzt steht der Stadt ein Jubiläum ins Haus, das zu anderen Zeiten Anlass für eine riesengroße Sause wäre: Vor 1250 Jahren wurde Rottweil erstmals als "Rotuvilla" in der Lebensbeschreibung des heiligen Gallus erwähnt.

Meinungen gehen auseinander

Die Stadt will das in enger Zusammenarbeit mit dem Geschichts- und Altertumsverein (GAV) auf Sparflamme feiern: mit einem Buch "Schlaglichter der Rottweiler Geschichte", einer Ausstellung, einem Festvortrag, weiteren Vorträgen und einem wissenschaftlichen Kolloquium. Insgesamt sollen dafür 40.000 Euro in den Haushalt eingestellt werden. Bescheiden? Ausreichend? Oder gar völlig unnötig? Die Meinungen gingen auseinander.

Für Oberbürgermeister Ralf Broß ist klar, dass Rottweil dieses Jubiläum nicht übergehen kann. Man habe das Konzept auf das Wesentliche reduziert. Mit der Entscheidung, Mittel bereitzustellen, könne man allerdings nicht bis zu den Haushaltsplanberatungen warten, da sonst alles zeitlich viel zu knapp werde. Und Fachbereichsleiter Marco Schaffert betonte, dass für die älteste Stadt Baden-Württembergs eben nicht nur die römische Vergangenheit, sondern auch diese Ersterwähnung besonderes Gewicht in der langen Geschichte habe.

Corona auch noch im nächsten Jahr präsent

Ralf Banholzer von der CDU sieht Jubiläumsveranstaltungen in der momentanen Lage kritisch: "Da derzeit überall nach Einsparpotenzial gesucht wird, kann ich mir das nicht vorstellen." Er werde nicht zustimmen. Seine Fraktionskollegin Monika Hugger tat sich mit ihrem Ja zu dem Vorschlag schwer. Da Corona auch im nächsten Jahr noch präsent sein werde, seien Vorträge oder ein Symposium womöglich schwierig.

"Wie Corona-konform sind diese Veranstaltungen?", wollte sie wissen. Diese Frage habe man natürlich im Hinterkopf, versicherte Broß. Marco Schaffert fügte an, dass man die Veranstaltungen erst für Herbst/Winter 2021 plane. Hugger merkte dazu an, dass in diesem Jahr gerade im Herbst die Infektionszahlen wieder gestiegen seien. Wenn es die Situation aber doch zulässt, sollte man mit den Veranstaltungen zumindest auch eine Breitenwirkung erzielen und auch Schulen und Kindergärten mit einbinden, so ihr Wunsch.

OB: Auch von überregionalem Interesse

"Es muss was Unterhaltsames sein, raus aus der GAV-Ecke, raus aus dem Elitären", forderte auch Peter Schellenberg (FWV). Es sei klar, dass 1250 Jahre Ersterwähnung Rottweils in irgendeiner Weise gefeiert werden müsse. "Und irgendwann muss das Corona-Theater ja auch mal aufhören."

Dass Vorträge, Symposium und ähnliche Angebote ohnehin nur die üblichen Verdächtigen anziehen, befürchtet auch Rasmus Reinhardt (CDU). "Und wer kauft das Geschichtsbuch? Wenn wir ehrlich sind, wird es nicht viele Abnehmer haben", prognostizierte er. OB Broß sieht dies anders: Das Jubiläum sei auch von überregionalem Interesse, insbesondere wenn es gelinge, das Originaldokument aus St. Gallen in Rottweil auszustellen. Zudem sei es "originäre Aufgabe der Stadt", die Stadtgeschichte festzuhalten.

"Das müssen wir uns leisten"

"Für andere Städte ist unser Budget nur ein Nasenwasser", so Jürgen Mehl (SPD+FFR). Schon jetzt würden engagierte Bürger an den Vorbereitungen arbeiten. Im Vergleich zu den 50.000 Euro, die ins Jubiläum 50 Jahre Forum Kunst investiert worden seien, sei der nun angesetzte Betrag für 1250 Jahre Stadtgeschichte doch relativ preiswert. "Hier dürfen wir nicht auf dem Sparstrumpf hocken."

"Das müssen wir uns leisten", befand auch sein Kollege Arved Sassnick, der zudem einen Live-Stream anregte. Frank Sucker (Grüne) wusste zu berichten, dass beispielsweise Neckarsulm sich das Stadtjubiläum 400.000 Euro kosten lässt. "Solche Geburtstage sollte man feiern, das fördert die Identität." Dennoch sei auch sein großer Wunsch, "nicht nur das Bildungsbürgertum damit anzusprechen."

Kulturamtsleiter Schaffert versicherte, dass das Jubiläum auch "gesehen werden soll" in der Stadt. Fahnen, Transparente und ein neues Logo sind angedacht. Der Vorschlag der Verwaltung fand schließlich bei zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung aus den Reihen der CDU eine Mehrheit.

Mit diesem Signal kann es mit den Planungen vorangehen – auf die aktuellen Entwicklungen bezüglich des Coronavirus wolle man laut OB Broß "rechtzeitig reagieren".