Eine historische Führung gewährt beeindruckende Einblicke in die Geschichte der Stadt Sulz. Vor Ort berichten noch einige Zeugnisse von ergreifenden Geschehnissen vergangener Tage.
Sulz - Auf recht großes Interesse stieß auch der zweite Teil der historischen Stadtführung mit Ursula Weber. Der erste Teil fand im vergangenen Oktober statt. Mit dem Besuch der Außenbezirke und den Erzählungen der Zeitzeugen vor Ort gewannen die interessierten Zuhörer einen nachhaltigen Eindruck. Geschichte wurde vor Ort erlebt.
Die ehemalige Studiendirektorin und Trägerin des Stauferpreises des Landes fühlt sich als Sulzerin in vierter Generation verpflichtet, sich weiterhin für die Stadt und ihre Bewohner in den Dienst zu stellen.
Über 50 Teilnehmer
Ausgangspunkt war der Marktplatz. Über 50 Teilnehmer wurden von Ursula Weber mit der Stadtgeschichte vertraut gemacht, nach der Sulz im Mittelalter aufgrund des Salzvorkommens zu den zehn bedeutendsten Städten Württembergs zählte.
Erster Halt war in der Brucktorstraße. Hier gewährte einst das dritte Stadttor Einlass und führte gleich zur "Königsstraße", nämlich zur Sonnen- und Brühlstraße. Erstere war der Sitz der Metzgereien und Bäckereien, die heutige Brühlstraße war das Handwerkerzentrum.
"Bekämpfer des Räuberunwesens"
Das besondere Augenmerk in der Brucktorstraße galt dem Haus Nummer 7. Eine Tafel über dem Eingang weist auf den Oberamtmann Georg Schäffer hin, den "Bekämpfer des Räuberunwesens". Der Blick wurde über den Neckar auf die ehemaligen Gasthäuser "Kanne" und "Adler" gelenkt und man erfuhr einiges über Spiel und Spaß der Kinder am flachen Neckarufer.
Reiches Bildmaterial ergänzte die lebendigen Erzählungen von Ursula Weber. Beim Halt am Neckarufer trat "die Farb", also die Färberei und das alte Krankenhaus ins Blickfeld. Hier berichtete Gernot Maier über die Entwicklung des Krankenhauses. Mit der Erweiterung bekam es ein Röntgengerät und einen richtigen OP-Saal, ein Riesenfortschritt. Auch erfuhr man von der bahnbrechenden und erfolgreichen Behandlung von Brandwunden durch den damaligen Leiter des Hauses, den Großvater Maiers.
Bevölkerung sucht Schutz vor Luftangriffen
Am ehemaligen Salinengebäude vorbei, erreichte die immer größer werdende Gruppe den Wöhrd, den Ort für die Kinderfeste. Hier widmete sich Ursula Weber dem Thema Salz, von der Gewinnung über die Verarbeitung bis zum Jahre 1925, als die Saline geschlossen wurde.
Ganz persönliche Erlebnisse aus den Kriegszeiten, die das brutale System deutlich zeigten, vernahm man von Richard Kitzlinger. Sie hatten mit dem Stollen, der drei Hallen umfasste, unter dem Gähnenden Stein zu tun. In den ersten beiden Hallen produzierten die Firma Bosch und Hanns Trippel.
Die dritte Halle diente als Luftschutzbunker für die Sulzer Bevölkerung. Man erlebte das zunehmende Ausmaß des Kriegs hautnah, besonders in der Schilderung, wie im Schindergraben, außerhalb des Stollens, zusammen mit Gefangenen Deckung gesucht wurde. Bewegend war auch die Erzählung, wie die Sprengung der Waldhornbrücke durch drei gefangene Lagerinsassen verhindert wurde – ein Beispiel für Menschlichkeit im Krieg.
Rundgang endet in Friedhofskapelle
Wissenswertes zum Stollen war auch von den Fachleuten Herwart Kopp und Norbert Weber dazu zu hören. Ein Anti-Kriegsgedicht von Andreas Gryphius mit Siggi in der Stroth, sowie Liedbeiträge des Quartetts mit Saskia Rothenhäusler, Beate Roehse, Hermann Schupp und Martin Schneider beendeten in der Friedhofskapelle den Rundgang.