Am Basler Klybeckquai sollen künftig 3000 Menschen wohnen. Welche Pläne der Kanton für die Arealentwicklung hat.
Aus dem ehemaligen Basler Chemie- und Pharmaareal Klybeck soll ein neues Stadtquartier werden. Im Blick steht dabei auch die Entwicklung von Klybeckquai und Westquai. Wo derzeit eine Zwischennutzung mit Kultur- und Gastronomieangeboten Besucher ans Rheinufer lockt und die Hafenbahn rangiert, soll in einigen Jahren neuer Wohnraum sowie einladende Grünflächen entstehen. Die Basler Regierungsräte Esther Keller, Tanja Soland und Kaspar Sutter haben am Donnerstag einen neuen Planungsvorschlag präsentiert, nachdem das erste städtebauliche Konzept deutliche Kritik erfahren hatte. Die von den Juso Basel-Stadt auf den Weg gebrachte Volksinitiative „Hafen für alle – Freiräume statt Luxusprojekte!“ hatte nämlich zu einem Gegenvorschlag der Regierung geführt, der „mehr Grün, mehr Rhein und mehr Lebensraum für alle“ vorsieht, wie Keller erklärte. Doch sind damit alle Nutzungskonflikte aus dem Weg geräumt? Wohl kaum, nun gehe es darum, auch die Bevölkerung mit ins Boot zu holen, wie bei dem Pressegespräch deutlich wurde.
Reizbegriff „Rheinhattan“
Denn nach wie vor schwebt der Begriff „Rheinhattan“ über dem gesamten Vorhaben, dessen ursprüngliche Pläne vor zehn Jahren zahlreiche Hochhäuser vorsahen, erinnerte Keller. Die Vorsteherin des Baudepartements betonte denn auch beim erneuten Anlauf von einem zukünftig durchmischten Quartier, das auch preisgünstigen Wohnraum zur Verfügung stelle.
Vorgesehen ist: Das bestehende Quartier Klybeck wird als sozial durchmischtes, attraktives Wohnquartier mit Schulen, Kindertagesstätten und Geschäften nahtlos in Richtung Rhein erweitert. Großzügige Blockrandbebauungen mit begrünten Höfen böten gute Voraussetzungen für vielfältige, preisgünstige Wohnungen, so Keller. Nach dem Willen der Regierung werden die Stadtteile Klybeck und Kleinhüningen zum Rhein hin und zur Wiese wachsen. In Flussnähe sollen Wohnungen für 3000 Personen sowie 1500 Arbeitsplätze entstehen, wie Finanzdirektorin Soland ergänzte.
Hafenbahn wird verlegt
Voraussetzung dafür sei die Verlegung der Hafenbahn, die derzeit noch einen Keil zwischen Klybeckquartier und Klybeckquai darstellt, erklärte Sutter, Vorsteher des Wirtschaftsdepartements. Die historische Barriere des Gleisfeldes der Hafenbahn wird damit aufgehoben – gleichwohl sollen die Spuren der industriellen Vergangenheit in der Stadterweiterung spürbar bleiben. Der motorisierte Individualverkehr wird dereinst draußenbleiben müssen. Stattdessen priorisiert der Kanton den Fuß- und Veloverkehr. Eine neue Tramlinie soll eine Erweiterung und Weiterentwicklung der bestehenden „Stadt der kurzen Wege“ ermöglichen und auf einer neuen Brücke den Rhein überqueren. Fahrziel ist der Bahnhof in Saint-Louis, so die Verantwortlichen. Ein Wettbewerb für die neue Rheinbrücke nach Frankreich soll laut Kantonsbaumeister Beat Aeberhard bereits nächstes Jahr stattfinden. Basel-Stadt sei diesbezüglich an den Verhandlungen mit Frankreich für einen Staatsvertrag.
Gemischte Nutzung vorgesehen
Anders als das Klybeckufer werde der Westquai vor den Toren von Weil am Rhein zunächst in der Industrie- und Gewerbezone bleiben, führte Sutter aus. Dort sei eine flexible Nutzung mit Arbeit, Freizeit, Kultur und Gastronomie vorgesehen – und zwar nach 2029 mit dem Ende der bestehenden Baurechte. Die Funktion des Hafens, der für die Schweiz eine wichtige Rolle spiele, bleibe erhalten, verwies er zudem auf das noch zu entstehende trimodale Güterterminal Gateway Basel Nord. „Ich bin zuversichtlich, dass es bald eine Entscheidung geben wird und das neue Hafenbecken kommen kann.“
Deutlich mehr Naturflächen
Gegenüber dem bisherigen städtebaulichen Konzept haben die Planer Freiräume und Naturflächen um rund 20 000 Quadratmeter vergrößert, sie umfassen nun die Hälfte des Arealperimeters Klybeckquai – Westquai. „Damit wird eine wesentliche Vorgabe aus dem Gegenvorschlag erfüllt“, machte Keller deutlich. Herz des Freiraumkonzepts ist der neue Quartierpark am Rhein, der aus dem Ackermätteli wächst und das Quartier Klybeck mit dem Rhein verbindet. Darüber hinaus soll die Rheinpromenade um zwei Kilometer von der Dreirosenbrücke zum Dreiländereck verlängert werden. Und: Ein Abschnitt beim Klybeckquai will der Kanton fürs Rheinschwimmen öffnen.
Und was geschieht mit der Zwischennutzung am Klybeckquai? Laut Soland bestehen dort Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Der Kanton werde die Sache jedenfalls anders angehen als beim Erlenmattquartier, wo die Zwischennutzer Neubauten weichen mussten. Auch auf der Agenda: Altlasten. „Diese werden Kosten verursachen“, so Sutter. Indes: Sämtliche Pläne könnten obsolet werden, sollte die Volksinitiative für die Wiederherstellung und Aufforstung der Klybeckinsel an der Wahlurne angenommen werden.