Zwei Unternehmen haben in einer Woche im Kehler Teilort Marlen rund 300 Kubikmeter Sand auf einem von invasiven Ameisen kontaminierten Spielplatz mit heißem Dampf behandelt.
Einzig ein verbliebenes Klettergerüst erinnert noch daran, dass auf dem Platz in Marlen einmal Kinder spielen konnten.
Stattdessen ziehen sich am Dienstag sogenannte Mieten – in Bahnen aufgeschüttete Sandhaufen – über das Areal. Mitarbeiter des Betriebshofs und eines Lohndampfunternehmens aus Hohenfels konstruieren rings um die großen Mieten eine Art oberirdische Rohrleitung.
Sie ist verbunden mit einem mobilen Hochleistungsdampfkessel, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Kehl.
Verfahren gilt als umweltschonend
Kaum sind die Rohre verlegt und die Miete mit einer grünen Plastikplane abgedeckt, wird der Dampf in die Sandhaufen geleitet. Binnen kürzester Zeit erhitzt sich das abgedeckte Bodenmaterial so auf bis zu 90 Grad. Der Dampf wandert durch den vorab gelockerten Sand und desinfiziert alles auf seinem Weg. „Alles an organischem Material wird denaturiert“, beschreibt Unternehmer Thomas Seifert den Prozess. Üblicherweise betrifft das Schädlinge wie Pilze oder Fadenwürmer. Aber auch Ameisen wurden mit dieser Dämpftechnik bereits bekämpft.
Das Verfahren gilt als besonders umweltschonend, weil in dem Hochleistungskessel lediglich Wasser verdampft wird. Und dieser Wasserdampf hat noch einen weiteren Vorteil. Die feuchte Hitze sorgt dafür, dass das behandelte Material aufquillt und Risse bildet, durch die der Dampf tiefer eindringen kann. Im Fall des Spielplatzes „Im Löhl“ helfen die invasiven Ameisen sogar unfreiwillig bei ihrer eigenen Bedampfung mit: Durch die Tunnel der Tiere kann der Dampf leichter tiefer in den Sand eindringen. Über einen Zeitraum von sechs Stunden wird der Wasserdampf in die Mieten eingeleitet. Dabei werden rund zwei Tonnen Wasser je Stunde verdampft.
Behandelter Sand wird noch heiß abtransportiert
Der behandelte Sand wird am Folgetag von den Mitarbeitern des Betriebshofs zur Deponie abtransportiert – und ist dann immer noch heiß. Weil sich die Bodenplatten auf dem Platz zwischenzeitlich gelockert hatten und deshalb Stolperfallen für Besucher darstellten, beschloss der Ortschaftsrat, den Spielplatz zu überplanen. Mitarbeiter des Betriebshof hatten daraufhin die Bodenplatten zurückgebaut und mit Heißwasser behandelt. Auf dem neuen Spielplatz sollen die Platten allerdings nicht zurückkehren. Stattdessen ist eine wassergebundene Wegedecke vorgesehen. Das bringt nicht nur eine zusätzliche Entsiegelung, es gibt somit auch keine Platten mehr, die die Ameisen unterhöhlen können.
„Unser Ziel ist es, eine Verschleppung der Ameisen zu verhindern“, erläutert der Umweltbeauftragte der Stadt, Gregor Koschate, die Bedampfung. Dass dabei eine Vielzahl der Ameisen abgetötet wird, bezeichnet er als positiven Nebeneffekt. Der Boden auf dem ehemaligen Spielplatz Im Löhl ist anschließend bis in eine Tiefe von etwa 30 Zentimeter keim- und ameisenfrei. Und das soll er möglichst bleiben. „Wir wollen die neue Umgebung derart gestalten, dass sie für Ameisen möglichst unattraktiv ist“, berichtet Koschate. Beispielsweise wird überlegt, auf dem zukünftigen Spielplatz grobkörnigen Rollkies auszulegen. Weil sich darin schlecht Tunnel bauen lassen, meiden Ameisen für gewöhnlich derlei Untergrund.
Die Seilbahn und das Klettergerüst sollen auf dem Spielplatz bestehen bleiben und in die Umgestaltung integriert werden. Hinzu kommen mehr Grünflächen, ein Trampolin, Sitzgelegenheiten, eine Schaukel und ein Holzpavillon. Die Hecke, die den Spielplatz einfasst, wurde bereits zu Jahresbeginn entfernt. Als Ersatz ist ein Zaun vorgesehen, der die Fläche umschließen soll.
Tapinoma Magnum
Die Invasion von Tapinoma magnum, einer ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammenden Ameisenart, stellt eine zunehmende Bedrohung für Gebäude und technische Infrastruktur in Baden-Württemberg und anderen Regionen in Deutschland dar. Auch in mehreren Gemeinden der Ortenau haben sich bereits sogenannte Superkolonien gebildet.