Die Auszubildenden der Stadt Freudenstadt, die am Lebensmittelretter-Wettbewerb teilnehmen, zusammen mit Volontär Hugo Perrin (hinten links) Foto: Stadtverwaltung/Rittmann

Zeitgemäß und Schwarzwald-Tradition zugleich: Die Stadt Freudenstadt startet die erste Initiative, um Lebensmittelreste oder nicht mehr ganz frische, aber noch genießbare Lebensmittel zu retten und sinnvoll zu verwerten.

Zum Start der Initiative ruft die Stadt Jugendliche und junge Erwachsene auf, sich an der „Reste-Challenge“ des Ministeriums für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz zu beteiligen. Das Landesministerium hat unter diesem Namen einen deutsch-französischen Wettbewerb ausgelobt.

 

Wie die Stadt weiter in einer Mitteilung informiert, ist das Ziel, junge Leute dazu zu bewegen, Lebensmitteln mehr Wertschätzung entgegenzubringen und einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. 15- bis 25-Jährige aus Baden-Württemberg und Frankreich können noch bis zum 22. November Gerichte aus nicht mehr ganz frischen Zutaten zubereiten und die Rezepte samt Fotos einreichen.

Die besten Rezepte sollen in einem deutsch-französischen Kochbuch abgedruckt werden. Außerdem winkt den drei kreativsten Köchen oder Mannschaften ein Preisgeld von jeweils 1000 Euro.

Azubis legen los

Auszubildende bei der Stadt Freudenstadt wollen mit gutem Beispiel vorangehen und haben ein Menü aus geretteten Lebensmitteln zubereitet. Mit dabei waren Angelina Gross (Bauzeichnerin), Anastasia Gross (Gärtnerin), Emanuel Pfeffer (Gärtner), Emily Bosch (Kauffrau für Tourismus und Freizeit) und Lars Fidomski (Verwaltungsfachangestellter).

Ins Leben gerufen hat die Aktion Hugo Perrin, der aktuelle Volontär im Rathaus Freudenstadt aus der französischen Partnerstadt Courbevoie. Von Oberbürgermeister Adrian Sonder gab es viel Lob und Ermutigung für das Engagement: „Ganz großartige Aktion. Vielen Dank an unsere Azubis für diesen Einsatz. Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Im Sinne einer nachhaltigen Gesellschaft wollen wir als Stadt aktiv sein.“

Die Auszubildenden verwendeten Zucchini, Tomaten, eine Aubergine, Knoblauch, Zwiebeln, passierte Tomaten, Paprika, Basilikum und Brot vom Vortag. Daraus kochten sie ein französisches Nationalgericht: Ratatouille mit Brotscheiben.

Positiv überrascht

Vom Ergebnis waren die jungen Teilnehmer laut der Mitteilung positiv überrascht: „Das Essen hat für uns unerwartet sehr gut geschmeckt. Man bemerkte keinen Unterschied zur Zubereitung mit frischen Lebensmitteln. Auch das Brot war noch super genießbar.“

Künftig würden sie darauf achten, Lebensmittel zu verwenden, die schon etwas älter sind oder optisch nicht ganz dem Ideal entsprechen, etwa ein Apfel mit Druckstelle. Außerdem wollen die jungen Leute Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und Kollegen darauf aufmerksam machen, mehr Lebensmittel zu retten anstatt ständig frisch im Supermarkt einzukaufen.

Die Partnerstädte Freudenstadt und Courbevoie haben im März eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet mit dem Ziel, gemeinsam gegen die Lebensmittelverschwendung vorzugehen. Freudenstadt will dabei von den Erfahrungen aus Courbevoie profitieren. Die Stadt, die direkt an Paris angrenzt, ist dort landesweit Vorreiterin.

Von dort stammt das Gesetz, dass es französischen Supermärkten ab 400 Quadratmetern Einkaufsfläche verbietet, noch genießbare Lebensmittel zu vernichten. Stattdessen müssen sie sie an soziale Einrichtungen spenden. Courbevoie geht noch viele Schritte weiter und hat zahlreiche lokale Lösungen entwickelt, um die Menge an weggeworfenen Speisen zu senken, etwa in Schulmensen, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Infobroschüre für die Teilnahme am Wettbewerb „Reste-Challenge“ kann per E-Mail an courbevoie@freudenstadt.de angefordert werden.

Weitere Informationen gibt es unter mlr-bw.de/reste-challenge.