Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie von der Stadionführung. Foto: Pressefoto Baumann

Strahlende Kindergesichter, große Augen und ganz viele Bilder für die Ewigkeit – der Stadionbesuch von 250 Kindern aus der Region im VfB-Stadion lieferte einmalige Einblicke.

Stuttgart - Seit Lothar Matthäus mit dem Satz „I hope we have a little bit lucky“ zitiert wurde, war für so manchen klar: Fußball und Bildung – das passt nicht. Die Landesstiftung Baden-Württemberg sieht das anders und startete zusammen mit dem Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart und den Stuttgarter Nachrichten das Projekt Kicken und Lesen, das fußballbegeisterte Jugendliche zum Lesen animieren soll. „Im Rahmen eines Fotowettbewerbs gingen Bilder bei uns ein, auf denen Schulklassen ihre Lieblingsbücher in Szene gesetzt hatten. Die besten neun nehmen an der einmaligen Führung durch das VfB-Stadion teil“, sagt Christine Potnar von der Landesstiftung. Die Kinder durchlaufen sechs Stationen im Stadion – von der Spielerkabine bis zur Fankurve. Überall wartet ein Fachmann, der alle Fragen beantwortet. „Dabei war es uns auch wichtig, dass die Experten ihre Lieblingsbücher dabeihaben und vorstellen“, sagt Potnar.

„Hat das Stadion Putzfrauen, oder wie wird das sauber gemacht?“, lautet eine der Fragen eines Schülers der Klasse 6c des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Mühlacker. Dirk Preiß, Sportredakteur der Stuttgarter Nachrichten, steht auf der Pressetribüne inmitten der Haupttribüne und zeigt nach rechts. „Im Gästeblock wird gerade noch der Müll vom letzten Spiel aufgesammelt. Dafür sind Mitarbeiter angestellt“, erklärt er. Wie viel das Stadion gekostet hat, wie das Muster in den Rasen kommt, die Jungen und Mädchen im Alter zwischen acht und elf Jahren möchten alles wissen. Das bekommt auch Ex-VfB-Profi Peter Reichert zu spüren. Der heutige Fanbeauftragte steht an der nächsten Station, in der Cannstatter Kurve. „Das ist eine willkommene Abwechslung und macht unheimlich viel Spaß“, sagt er. An der nächsten Station wartet Jürgen Sundermann, er war mehrmals Trainer des VfB. Bei ihm geht es vordergründig um Fußball. Über das Fachsimpeln freuen sich die vielen VfB-Fans der Gruppe, die im passenden roten Schal und Trikot zur Tour gekommen sind. Dass sie nicht nur über Fußball reden können, sondern auch talentierte Nachwuchskicker sind, beweisen die Kinder an der Torwand. Drei oben, drei unten klappt zwar nicht perfekt, Bücher und Zeitungen gibt es dennoch als Belohnung.

“Das war ein richtig toller Tag heute!“

Einen, der weiß, wie man Bälle und Gegner abwehrt, treffen die Kinder in der VfB-Kabine. Ex-Profi Günther Schäfer gibt sich die Ehre und hat einen emotionalen Appell vorbereitet: „Die vier wichtigsten Tugenden im Leben sind Respekt, Teamfähigkeit, Sozialverhalten und Disziplin. In vier bis fünf Jahren werdet ihr alle an mich denken. Die, die diesen Tugenden nachgegangen sind. Und die, die es nicht getan haben.“ Dabei sitzen die Kinder ganz ruhig da und schauen den ehemaligen Abwehrspieler mit großen Augen an. „Das war die schönste Station heute“, sagt Jonas. Nicht nur, weil er sein schauspielerisches Talent auspacken durfte, als er VfB-Kapitän Serdar Tasci vor einem Spiel imitierte, sondern „vor allem wegen der Trikots, die in der Kabine hängen“, sagt der Elfjährige. Zum Abschluss wird es dann interaktiv: Gunter Barner, der Sportressortleiter der Stuttgarter Nachrichten, wählt im Pressekonferenzraum einen Jungen aus, der Freiburgs Trainer Christian Streich bei der Pressekonferenz spielt, und ein Mädchen, das VfB-Trainer Bruno Labbadia mimt. Der Rest darf sich zusammen mit Barner als Journalist beweisen und Fragen an die Trainer stellen. Anschließend noch eine La Ola, und nicht nur Jonas freut sich: „Das war ein richtig toller Tag.“ Sagt er, noch bevor er sich der obligatorischen Stadionwurst widmet.