Der Holzgestalter Bernhard Schmid hat seine Werke in der sogenannten Laubholzhalle ausgestellt. Foto: Zabota

Die Staatsklenge feiert das 75-jährige Bestehen unter anderem mit einem Tag der offenen Tür. Zahlreiche Leute haben das genutzt, um Spannendes über Baumsamen zu erfahren.

Nagold - Am Samstag gab es die seltene Gelegenheit eine Entflügelungsmaschine zu besichtigen. Entflügelungsmaschine? Da geht’s nicht um Engel, sondern um Samen, Baumsamen, von denen einige Flügel haben.

Den Feldahorn, beispielsweise, erkennt man nicht zuletzt daran, dass seine Samen wie kleine Hubschrauber vom Winde verweht werden. Forstleute brauchen diese Flügel nicht, deswegen hat irgendwer die Entflügelungsmaschine erfunden.

Festakt am Vortag

Die Maschine steht in der Staatsklenge an der Calwer Straße. Die Staatsklenge dient dazu, Saatgut von Waldbäumen zu pflücken und aufzubereiten. Sie ist heute ein Teil des Landesbetriebs Forst Baden-Württemberg (ForstBW) und existiert in dieser Form seit 1947. Also feierte sie jetzt das 75jährige Bestehen, unter anderem mit einem Festakt am Freitag mit Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz sowie Forstpräsident Max Reger und mit einem Tag der offenen Tür am Samstag.

Diese Gelegenheit haben viele Bürgerinnen du Bürger genutzt, um einmal die wunderlichen Maschinen und überhaupt den ganzen Prozess des Aufbereitens von Baumsamen kennenzulernen. Thomas Ebinger, Betriebsleiter Technik, berichtete Spannendes über die Samen. Die Buche, die ja doch viele kennen, wirft im Herbst ihre Bucheckern ab. Wer sie in einem Blumentopf mit Erde auf die Fensterbank stellt, kann lange warten. Im Kühlschrank aber keimen sie schnell. Die Natur habe das so eingerichtet, weiß der Forstmann, damit die Herbstfrüchte im darauffolgenden Winter keimen.

Über steile Treppen

Ebinger führte zahlreiche Besuchergruppen über steile Treppen und enge Gänge. Wer dadurch Hunger bekommen hat, für den hielten die Royal Rangers kleine Mittagsgerichte bereit. Wer mal sehen wollte, was Wundersames entsteht, wenn aus dem Samen ein mächtiger Baum geworden ist, konnte in die Laubholzhalle reinschauen, wo der Künstler Bernhard Schmid Skulpturen aus Hölzern schafft, die man nicht so schnell vergisst, weil sie in jeder Hinsicht faszinierend sind. Wer lieber spielen wollte, Kinder vielleicht, fand einen kleinen Spielplatz mit einem Ernteparcours. Wer wollte, konnte ein Erntediplom erwerben oder sich im Zapfenweitwerfen üben.

Das mit dem Zapfenernten ist ja eigentlich kein Kinderspiel. Die Staatsklenge bildet hier Zapfenpflücker aus. Im Staatswald ist so eine Zusatzausbildung Pflicht. "Zapfenpflücken ist kein Beruf. Das sind Baumpfleger", so Thomas Ebinger. Er erinnerte an historische Berichte aus dem "Gesellschafter", wonach früher viele junge Männer beim Pflücken zu Tode gestürzt sind.

Eher selten: der Speierling

Heute stehen die acht Expertinnen und Experten, die in der Staatsklenge und in der Baumschule arbeiten, vor ganz anderen Herausforderungen – nicht weniger gefährlichen. Spätestens die heißen und trockenen Jahre von 2018 bis 2020 hätten gezeigt, dass es so nicht weitergeht, sagt Ebinger. Er steht im Hof der Staatsklenge, eine kühle Oase, beschattet von großen Buchen und Eiben, beantwortet die vielen Fragen der Leute und erzählt, wie die Staatsklenge heute mithilft, Baumarten zu finden, die für einen klimaanpassungsfähigeren Wald geeignet sind. Bei den heimischen Baumarten liege der Fokus mehr und mehr auf den selteneren Arten Spitzahorn, Sommerlinde, Walnuss, Speierling oder eben Feldahorn. Der mit den Flügeln. Und der Speierling ist ein Wildobstbaum, der hierzulande recht selten geworden ist. Was sich in Nagold und Umgebung bald ändern könnte, denn Besucherinnen und Besucher durften sich einen kleinen Speierling mitnehmen.