Commerzbank-Chef Martin Zielke auf der Bilanzpressekonferenz im Februar. Foto: Rex Features

Unicredit aus Italien und die französische Großbank BNP Paribas sollen sich für das Institut interessieren. Der Bund weist allerdings Berichte über einen baldigen Verkauf seiner Anteile an der Commerzbank zurück. Experten äußern zudem Zweifel an der Attraktivität des in der Krise teilverstaatlichten Instituts, das noch mitten im Umbau steckt.

Frankfurt - Spekulationen über eine Fusion der Commerzbank mit einem ausländischen Institut beflügeln den Aktienkurs des zweitgrößten deutschen Geldhauses. Die Commerzbank-Aktie legte am Donnerstag rund drei Prozent zu. Auslöser waren offenbar Medienberichte, die italienische Großbank Unicredit und die französische BNP Paribas hätten Interesse an einer Übernahme der Staatsanteile an der Commerzbank.

 

Die Bundesregierung plane einen baldigen Ausstieg aus dem in der Finanzkrise teilverstaatlichten Institut, schrieb die „Wirtschaftswoche“. Berater einer Investmentbank analysierten bereits „unverbindlich, ob es einen Markt für die Staatsbeteiligung gibt“. Das Bundesfinanzministerium wies den Bericht zurück: „Es laufen keine Verhandlungen, und wir haben keine Investmentbank beauftragt. Unsere Position zur Commerzbank war und ist unverändert. Wir stehen nicht unter Zeitdruck. Wir wollen für den Steuerzahler perspektivisch ein gutes wirtschaftliches Ergebnis erzielen“, teilte eine Sprecherin mit.

Ein schneller Ausstieg brächte dem Bund Verluste ein

Der Bund war 2009 bei der Commerzbank eingestiegen, die sich kurz vor der Finanzkrise mit der Übernahme der Dresdner Bank verhoben hatte. Um seinen Einsatz wieder herauszubekommen, müsste der Bankenrettungsfonds Soffin seine Aktien laut Berechnungen von Analysten für mindestens 18 Euro pro Stück verkaufen. Derzeit liegt der Aktienkurs bei elf Euro.

Der Bankenanalyst Andreas Pläsier von Warburg Research sieht für die Bundesregierung noch weitere Gründe, sich mit einem Verkauf ihrer Commerzbank-Anteile zurückzuhalten: „Ich weiß nicht, ob die Bundesregierung es toll fände, wenn da noch mehr Mitarbeiter abgebaut würden“, sagte Pläsier dieser Zeitung. Da Unicredit über ihre Tochter Hypovereinsbank bereits über ein Standbein in Deutschland verfüge, dürften bei einer Fusion Filialen zusammengelegt und Stellen gestrichen werden, sagte der Analyst. Auch eine Fusion mit BNP Paribas werde nicht ohne Personalabbau über die Bühne gehen. Die Commerzbank ist bereits dabei, ihre Belegschaft zu verkleinern – sie soll bis 2020 auf 36 000 Vollzeitstellen schrumpfen. Ende 2015 waren es noch 43 000. Für die laufende Restrukturierung der Bank wäre jede Art von Fusion problematisch, ergänzte Pläsier: „Wie soll die Bank weitere Kunden hinzugewinnen, wenn eine solche Veränderung bevorsteht?“

„Es ist noch zu früh.“

Der Umbauprozess dürfte auch auf potenzielle Käufer eher abschreckend wirken, sagte der Analyst Ingo Frommen von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Er bezweifle, dass BNP Paribas oder Unicredit tatsächlich konkrete Kaufabsichten hegten: „Das Problem liegt in der Ertrags- und Kostenrelation. Daran arbeitet die Commerzbank, aber es ist noch viel zu früh“, sagte Frommen.

Dass die Gerüchte dennoch auf fruchtbaren Boden fielen, liege wohl daran, dass BNP Paribas Deutschland wiederholt zum Wachstumsmarkt erklärt habe, sagte Frommen. „Ich denke aber, dass sie da Potenziale eher in der digitalen Welt sieht.“

BNP Paribas ist bereits mit der digitalen Consorsbank auf dem deutschen Markt aktiv. „Die Commerzbank hat ein Riesen-Filialsystem – wer will jetzt so etwas kaufen, noch dazu mit deutschem Mitbestimmungs- und Arbeitsrecht für die Mitarbeiter?“, zeigte sich der LBBW-Analyst skeptisch. Aus hiesiger Sicht sei überdies fraglich, ob man „die größte Unternehmenskundenbank in Deutschland in ausländische Hände geben will“.