Kita-Kinder der Altensteiger Karlstraße hatten sich als Gänse verkleidet, schnattern beim Erscheinen von Martin um die Wette und sangen Laternenlieder Foto: Köncke

Die Stadtkapelle spielte Laternenlieder, Kommunionkinder erinnerten an das Ereignis, Jungen und Mädchen der Kita Karlstraße schnatterten als Gänse um die Wette. Die katholische Heilig-Geist-Gemeinde Altensteig hat ihr traditionelles Martinsfest gefeiert.

Altensteig - Mit diesem Andrang hatten die Organisatoren nicht gerechnet. 300 Eltern machten sich am frühen Samstagabend mit ihren Kindern, begleitet von Verwandten und Bekannten, auf den Weg zum Altensteiger Stadtgarten und verfolgten hinter der Absperrung das Geschehen über einen römischen Soldaten, der Erbarmen mit einem Bettler hatte und seinen Mantel teilte.

Im Pavillon wartete die Altensteiger Stadtkapelle unter Leitung von Lisa Moll auf ihren Einsatz und einige der verkleideten Kita-Kinder zupften aufgeregt an ihrem federweißen Kostüm.

Auf dem Festplatz beim katholischen Gemeindehaus bereitete man sich derweil auf viele hungrige und durstige Besucher vor. Wie später zu erfahren war, gab es bereits nach einer Stunde weder Bratwürste noch Punsch, weder Glühwein sowie frischgebackene Waffeln – und auch der mobile Standbetreiber aus Nagold war mit dem Umsatz an Magenbrot, Zuckerwatte, Lebkuchen und Süßigkeiten "zufrieden".

In drei Proben wurde das Stück einstudiert

In drei Proben hatte Hanna Perenz mit Kindern das Martinsspiel einstudiert. Die Mantelteilung in vorgesehener Form klappte nicht, weil Megan Sperl mit ihrem Pferd nicht zur festgelegten Zeit in den Stadtgarten einreiten konnte. Kurzerhand wurde das Ereignis mit einem Holzpferd nachgespielt. Die Stadtkapelle eröffnete das Fest mit dem passenden Titel "Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind", danach griffen Kommunionkinder zum Mikrofon. Als sich der römische Soldat Martin laut Überlieferung bei einer Schar Gänse versteckte, weil er nicht Bischof werden wollte, begannen sie laut zu schnattern und sangen – auf der Gitarre begleitet von Kathrin Seeger – mehrere Lieder. Pfarrer Adam Galazka bedankte sich zum Schluss bei allen Beteiligten.

Eigentlich hätte danach der Laternenumzug Richtung katholische Kirche starten sollen. Weil die Reiterin ankündigte, sie werde jeden Moment eintreffen, wurde gewartet, das Blasorchester spielte zur Überbrückung zwei Stücke, dann tauchte Megan Sperl hoch zu Ross auf und drehte einige Runden.

Lagerfeuer taucht Ort in magisches Licht

Anders als früher wurden die meisten Bestellungen für Speisen und Getränke nicht am Festplatz aufgenommen und das Geld kassiert, sondern aus organisatorischen Gründen bereits unterwegs. Das Lagerfeuer brannte und tauchte den Ort in magisches Licht. Und wofür wird der Erlös des Martinsfestes verwendet? "Wir haben da eine Idee" – mehr wollte Hanna Perenz, nicht verraten.

Das Martinsspiel hat eine lange Tradition und geht auf die Legende zurück, wonach der 22-jährige Soldat bei einem nächtlichen Ritt am Stadttor von Tours auf einen vor Kälte zitternden Bettler stieß und mit ihm aus Barmherzigkeit seinen Mantel teilte. Das sprach sich herum. Martin sollte daraufhin Nachfolger des verstorbenen Bischofs werden, wollte das anfangs nicht, versteckte sich in einem Gänsestall, wurde durch lautes Geschnatter des Federviehs entdeckt und erklärte sich am Ende bereit, das hohe Würdenamt anzunehmen.