Bürgermeister Michael Rieger und Nadja Seibert von der Stabstelle Stadtmarketing stellten sich den Schülerfragen zum Fairtrade-Engagement St. Georgens. Foto: Limberger-Andris Foto: Schwarzwälder-Bote

"Fairtrade-Town": Bürgermeister stellt sich Schülerfragen

Von Stefan Limberger-Andris

St. Georgen. Fairtrade müsse wachsen, dafür benötige es Durchhaltevermögen. Bürgermeister Michael Riegers Botschaft an die 26 Schüler der Klasse 8 AK der Robert Gerwig-Schule war klar: Die Stadtverwaltung St. Georgen sieht sich als "Fairtrade-Town" als Initialzündung, fairen Handel gesellschaftsfähig zu machen.

Für die 20 Werkrealschüler und sechs Förderschüler sowie den Lehrerinnen Karin Zandomeni und Katharina Steiger war das Treffen mit dem Bürgermeister der Höhepunkt einer Unterrichtseinheit zum Thema "Wie fair kauft unsere Stadt", das von Johanna Menzinger vom Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg begleitet wurde. Die Schüler hatten sich im Unterricht zu den Themenfeldern Kakao, Textilien und Natursteine schlau gemacht sowie in der Stadt eine Umfrage zum fairen Handel in Geschäften und unter Passanten gestartet.

Nadja Seibert erläuterte den Werdegang St. Georgens bis hin zur "Fairtrade-Town" im September 2014 – und dass sich die Steuerungsgruppe bis heute noch alle sechs bis acht Wochen treffe, das nächste Mal am Montag, 25. Juli um 18.15 Uhr im Café BM. Vertreter der Kirchen, Schulen, des Einzelhandels, aus der Bürgerschaft und der Stadtverwaltung engagierten sich hier. Auf die Beine gestellt wurde vieles, von der "Fairen Saftwoche" über "Fairliebt"-Baumwolltaschen bis hin zum "Fairänderung"-Flyer – die Bilanz nach eineinhalb Jahren "Fairtrade-Town" sei durchweg positiv. Nicht nur in der Außenwirkung. Es gebe bereits eine Fairtrade-School (Freie Schule Brigach) und Fairtrade-Schul-AGs, ja selbst große Betriebe und Banken beabsichtigten, auf diese Linie einzuschwenken. Darüber hinaus sei der Stadtwald FSC-zertifiziert.

Die Stadtverwaltung kaufe mittlerweile Kaffee und Zucker aus fairem Handel, Schreibblöcke mit dem Logo der Stadt seien auf Recyclingpapier gedruckt, Ehrungsgeschenke fair gehandelt, erläuterte Michael Rieger auf Fragen der Schüler. Selbst bei Baumaterialien wie etwa verwendete Steine am Bärenplatz oder auf Friedhöfen achte man darauf. Allerdings gebe es auch Bereiche wie öffentliche Ausschreibungen bei Baumaßnahmen, wo man Arbeiten an den günstigsten Bieter geben müsse. Hier habe man keinen Einfluss auf "Fairtrade". Ebenso wenig, wenn es um die Einhaltung von Sicherheitsstandards gehe, etwa bei Schutzkleidung der Feuerwehr. Auch beeinflusse die kommunale Haushaltsdisziplin das Thema. Trotzdem wolle man bei der Neugestaltung des Marktplatzes im Zuge des Stadtentwicklungskonzeptes den Plattenbelag aus fairem Handel beziehen. Und Johanna Menzinger merkte an, dass auch die heimische Milchviehwirtschaft des fairen Preises bedürfe.

Junge Menschen sollten sich einmischen in gesellschaftliche Diskussionen, so Michael Rieger – im Jugendgemeinderat oder auch einzeln: "Eure Stimme hat mehr Gewicht als Ihr vielleicht denkt."