Bernhard von Mutius, Sozialwissenschaftler, Philosoph, Autor und Ratgeber namhafter deutscher und internationaler Unternehmen, beim CoR-Beirat.im Rathaussaal. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Club-of-Rome-Beirat des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums beschäftigt sich mit "Heute die Zukunft denken"

Von Dieter Vaas

St. Georgen. Jesus oder Napoleon hatte kaum jemand auf dem Plan und dennoch beeinflussten sie die Geschichte enorm. Vieles hat die Welt überrascht und die Nachwelt erst im Nachhinein den Wert erkennen lassen. Keiner kann seriös die Zukunft voraussagen. Wie ist es dann möglich, mit den globalen Brüchen und Umbrüchen umzugehen? Antworten gab Bernhard von Mutius. Beim Club-of-Rome-Beirat des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums sprach er über "Heute die Zukunft denken".

Ein realistischeres Bild über die Wirtschaft sei erforderlich. Dazu sei Experimentieren, aber auch behutsames Vorgehen erforderlich. Zur Entwicklung brauchen wir nicht die Ordnung, sondern das Chaos, forderte Bernhard von Mutius. Jeder müsse mit dem Überraschenden rechnen – auch mit dem Scheitern – und daraus lernen. Der Umgang mit Widersprüchen sie wichtig, was manchmal etwas schräg sei, aber gehe. Der Referenz forderte, auf Unerwartetes vorbereitet zu sein. Es gebe immer mehr Fragen, auf die es keine Antworten gebe. Aber "nur gute Fragen bringen uns weiter", so von Mutius.

Der Wandel von Werten auf dem Weg von der Industrie- zur Businessgesellschaft war ein weiterer Punkt. Wie lasse sich der Wert eines Produktes feststellen? Als Beispiel zeigte er einen CD-Rohling. Der Matrialwert sei gleich Null. Bespielt mit Daten und Adressen sehe es schon anders aus. Und selbst wenn sich ein Softwareprogramm darauf befinde, könne der Wert sehr differieren. Sicher wachse aber der Wert mit dem Anteil an Wissen. Mittlerweile gelte: Was berührbar ist, wird gekauft, für Unberührbares wird bezahlt. Dazu zählte Bernhard von Mutius unter anderem auch das Image und Know-how.

Talente werden immer wichtiger. Diese gelte es zu fördern. Die Wertschätzung unter einander gewinnen an Bedeutung. Stichworte wie Arbeitsklima, Fairness, Verantwortung und Nachhaltigkeit werden immer wichtiger. Erfolg und Ethik schließe sich nicht aus. Moralische Werte bekommen wieder mehr Bedeutung.

Die Schlagworte Vernetzung und Kooperation hob er hervor. "Die einzige Organisation, die das wirklich kann, ist das menschliche Gehirn", unterstrich von Mutius. Es sei von sehr hoher Plastizität und wachse bis ins hohe Alter, sofern es beschäftigt wird. Es ist so leistungsfähig, weil es gut vernetzt ist. Die Wissenschaft beginne erst, es richtig zu verstehen.

Wo Menschen zusammenkommen, entsteht ein Innovationskraftwerk. In der Welt der Vernetzung entsteht permanent etwas Neues. Diese neue Welt ist eine große Herausforderung, dürfe die alte Welt aber nicht ganz verdrängen. "Wir brauchen Menschen, die beide Welten übersetzen und verbinden können", so von Mutius. Diese werden immer gefragter.

Um Ordnung und Chaos zu verbinden, sei das weltweit Schauen und Lernen besonders wichtig. Übergangszeiten seien nie ganz einfach. Von Mutius machte aber Mut, sich auf den Weg des ganzheitlichen Denkens und der Nachhaltigkeit zu begeben.

In Zeiten eindeutiger Handlungsvorschriften zur Lösung von Problemen sei Kreativität, Spontanität und das Geheimnisvolle wichtig. Steve Jobs (Apple) sei als Spinner abgetan worden, als er von seinen Leute besondere Ästhetik forderte. Diese sei auch für Prozesse und Produkte erforderlich. Bernhard von Mutius gab schließlich den Zuhörern mit auf den Weg, nicht alles durchzuorganisieren und sich auch Puffer einzubauen.