In solchen Löscheimern transportierte die Feuerwehr das Löschwasser. Foto: Meder Foto: Schwarzwälder-Bote

Versorgung gestaltete sich Ende des 19. Jahrhunderts schwierig / Quelle schafft Entspannung

Von Willi Meder

St. Georgen. Ein Auszug aus den Gemeinderatsprotokollen der jungen Stadt für die Jahre 1892 bis 1894 beleuchtet die vielfältigen Probleme im Zusammenhang mit der Wasserversorgung.

Da wohl nicht alle Bürger von den Vorteilen einer Hauswasserversorgung überzeugt waren, wurde beschlossen, dass der Bürgermeister zusammen mit einem Gemeinderat von Haus zu Haus gehen solle, um bei den Eigentümern nachzufragen, wer eine Hausleitung vom Ortsbrunnen erstellen lassen will.

Kräftig wurde an der Infrastruktur der Wasserversorgung gearbeitet. 1893 erhielt Maurermeister A. Merz den Auftrag, den Hauptbehälter zu erstellen. Die Quell- und Teilkästen sollten die Brüder Gottlob und Christian Weisser übernehmen.

Alte Gesellschafthat noch Schulden

Die alten Schulden der Vierröhrenbrunnen-Gesellschaft in Höhe von 250 Mark wurden von der Gemeindekasse bezahlt. Auch mit Kleinigkeiten, wie der Abflussdole des Krankenhauses (altes ehemaliges Pfarrhaus) musste sich der Rat befassen.

Bedeutender war der gleichzeitige Beschluss zur Versteigerung einer zugeworfenen Feuerlöschwette. Durch die Leitung, in der das Wasser unter hohem Druck floss, wurden manche Feuerwehrrequisiten wie Wasserzuber und Löscheimer entbehrlich. Diese sollten versteigert werden. Der Rat beschloss, die Wasserleitung in das evangelische Pfarrhaus auf Gemeindekosten herzustellen. Kurz vor Weihnachten 1895 wurde der Wasserzins für das Katholische Pfarrhaus ermäßigt.

Da die Wassermenge Ende 1898 nicht mehr ausreichte, sollten Brunnengrabungen erfolgen. Kaum ein Jahr später sollten zum Graben des Brunnens in der Gemarkung Brigach bei Ludwig Haas senior 5000 Mark aufgenommen werden.

Zwei Brunnenmeister reichen nicht mehr

Im März 1901 machte es der gewachsene Arbeitsaufwand für die zwei ernannten Brunnenmeister notwendig, noch zwei weitere Männer zu ernennen, denen besonders bei Bränden die Zuleitung des Wassers zu den Hydranten oblag. Zur Herstellung des Hochdrucks auf der Sandreute wurde Wasser aus dem Reservoir der Mühledobelquelle in die Türkeibrunnenstube geleitet. Auch 1902 und 1903 waren es wieder Kleinigkeiten die den Gemeinderat in Sachen Wasser beschäftigten. Er beschloss auf Ansuchen der Bahnverwaltung, jährlich Wasser zur Spülung der Aborte im St. Georgener Bahnhof abzugeben. Etwas später wurde Wasser für die Waschküche beim Bahnhof abgegeben. Dem Totengräber Math. Wößner sollte das Brunnengraben in seinem Haus verboten werden. B. Allgaier wollte von der Bahnhofstraße eine Wasserleitung zu sich ableiten. Dies wurde nicht genehmigt.

Am Weidenbächleweghöherer Zins fällig

Im Mai 1903 ersuchte der Gemeinderat die Großherzogliche Wasser- und Straßenbaudirektion, sie möge ihre Beamten mit den Vorarbeiten zur Wasserleitungserweiterung am Spittel- und Klosterberg betrauen. Zu dieser Zeit wurde auch festgelegt, dass diejenigen, die am Weidenbächleweg Häuser erstellen, einen erhöhten Wasserzins zu zahlen hätten. Es wurde auch überlegt, ob ein zweites Wasserreservoir auf dem Roßberg sinnvoll wäre.

Wasser blieb Mangelware. Deshalb wurde den Wegarbeitern die Wasserentnahme aus den Quellschächten sowie das Öffnen derselben bei Strafe verboten. Sogar beim Bau am neuen Schulhaus (der späteren Gerwigschule) wurde an Leitungswasser gespart. Im Gemeinderatsbeschluss vom 27. Juli 1904 hieß es: Maurermeister Weisser erhält zu den Betonierarbeiten am Schulhaus kein Wasser aus der städtischen Leitung.

Im November 1904 schloss die Stadt mit der Großherzoglichen Domänendirektion einen Pachtvertrag über die Nutzung der Bollaiwiesenquelle (Kühlbrunnen) ab. Die Arbeiten zur Herleitung des Wassers in die Stadt wurden vergeben. Diese Quelle schaffte eine merkliche Entspannung in der Versorgungssituation.