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Ein Hinweisschild in Langeschiltach rät den Wald nicht zu betreten / Eine amtliche Anordnung ist es nicht

Aktuelle Spuren deuten auf eine Zecken-Problematik im nahen Wald.

St. Georgen. Sie sind – besonders, wenn sie keinen Wirt haben – klein und unscheinbar, können jedoch sehr lästig sein. Die Rede ist von Zecken.

In Gräsern und Wäldern warten die Blutsauger nur darauf, dass der passende Wirt vorbeikommt, dem sie sich dann anhaften können. Sind die Spinnentiere mit Borrelien infiziert, können sie zudem sehr gefährlich werden: Die Folgen von Borrelien-Infektionen spüren Betroffene oft ein Leben lang.

Im Landkreis gab es im Jahr 2018, so die AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg, 200 registrierte Borreliose-Fälle.

Extremer Befall – Bitte Weg nicht verlassen

In Langenschiltach nahe des Föhrenbachs warnt nun ein Hinweisschild Naturliebhaber vor den unliebsamen Parasiten: "Bitte den Weg nicht verlassen. Extremer Zeckenbefall", heißt es da.

Ein aufgebrachter Leserbrief erreichte zum angebrachten Warnhinweis den Schwarzwälder Boten: "Man sollte die Leute viel mehr auf die Gefahr aufmerksam machen", ist eine Leserin überzeugt, die das Schild in Langenschiltach entdeckt hat und beunruhigt ist. Denn: Gegen eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gebe es eine Impfung, gegen Borreliose nicht.

Ein Arzt habe den Test auf Borrelien abgelehnt

Die Leserin plädiert dafür – ganz nach bayrischem Vorbild – Borrelien-Infektionen meldepflichtig zu machen. Auch solle der Test auf Antikörper von den Krankenkassen übernommen werden.

Der Arzt einer Bekannten habe den Test auf Borrelien abgelehnt, so die Leserin. Die Begründung: Dieser Nachweis sei sehr teuer.

"Ich kenne Leute, die an Borreliose erkrankt sind und ich bin überzeugt, dass wenn diese durch einen rechtzeitigen Test verhindert worden wäre, die Erkrankten die Kosten für einen Test gerne übernommen hätte", äußert sich die Leserin weiter.

"Wenn der Arzt den Test diagnostisch begründet, zahlen die Krankenkassen ihn auch", erklärt hingegen der Mediziner Georg Schiestl. Auch er hat mit festgesogenen Zecken schon Bekanntschaft gemacht. Allzu viele Fälle bekommt der St. Georgener Allgemeinmediziner aber nicht unter die Lupe: "Im Sommer etwa alle zwei Monate einen", berichtet Schiestl.

Ein wichtiger Indikator bei der Beurteilung von Zeckenbissen ist die sogenannte Wanderröte. "Bildet sich innerhalb von drei Wochen um die Einstichstelle ein roter Hof, sollte man sofort seinen Arzt aufsuchen", so Schiestl.

Im Verdachtsfall verschreibe er den Patienten dann Antibiotika. Präventiv jedoch nicht: "Bei jedem Insektenstich ein Antibiotikum aufzuschreiben, bringt mehr Schaden, als dass es nützt", erklärt der Allgemeinmediziner. "Keine Panik", sagt Schiestl und rät: "Weiße und lange Kleidung tragen, in Wiesen und Wäldern die Hose in die Socken stecken und abends den Körper auf Zecken kontrollieren."

Eine Borrelien-Infektion können es zudem erst dann geben, wenn die Zecke sich nach etwa 24 Stunden erbricht. "Selbst wenn Sie eine haben – wenn man sie dann abends wegmacht, ist das gar kein Problem", erklärt der Mediziner.

Früher war der Schwarzwald noch kein Risikogebiet

"Zecken gibt es schon immer. Es ist nur immer die Frage, wie darauf aufmerksam gemacht wird", sagt Uwe Klein, Revierförster in Triberg. Aber: Die Infektionsrate der Zecken steige.

Vor 30 Jahren sei der Schwarzwald noch kein Risikogebiet gewesen. "Durch die Klimaerwärmung haben die Infektionsfälle auch hierzulande zugenommen", so Klein. Doch rät der Förster zu Gelassenheit: "Ich selbst habe ein- bis zweimal im Jahr eine Zecke und ich bin immer draußen", sagt Klein. Am meisten gefährdet seien letztlich, so der Förster, Menschen, die in "grünen Berufen" arbeiten.

"Keine Panik. Es gibt gefährlichere Dinge im Leben", ist Förster Klein überzeugt. Zum Hinweisschild in Langenschiltach sagt er: "Es gibt sehr viele Zecken. Aber deswegen muss man die Menschheit nicht einschränken und vom Betreten der Wiesen und Wälder abhalten."

Doch wer hat das Zecken-Warnschild eigentlich aufgestellt? Die Stadt St. Georgen war es jedenfalls nicht. "Wenn es etwas Amtliches wäre, würde es auch auf dem Schild stehen", erklärt Christian Pflumm, Vollzugsbeamter der Stadt. Auch Förster Klein vermutet, dass eine Privatperson dahintersteckt. "Es gibt gewisse Interessengruppen, die die Leute aus den Wäldern heraushalten möchten", so Klein.

Beruhigende Erkenntnisse also: "Keine Panik" und eine gründliche körperliche Untersuchung nach Aufenthalten in der Natur scheinen in der Borreliose-Prävention die wichtigsten Devisen zu sein.

Und schließlich sind auch nicht alle Zecken mit Borrelien infiziert – zudem ist, so schreibt es das Robert Koch-Institut auf seiner Homepage, lediglich bei 0,3 bis 1,4 Prozent der Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen. Wer dennoch auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte bei Spaziergängen das Unterholz sowie hohes Gras meiden und bevorzugt auf den festen Wegen bleiben.

Zu einer möglichen Meldepflicht für Borreliose-Fälle schreibt das Robert Koch-Institut: "Die vorrangig erforderlichen Maßnahmen für Fortschritte in der Bekämpfung der Lyme-Borreliose sind die Standardisierung der Labordiagnostik und die Entwicklung therapeutischer Leitlinien, dafür ist eine Meldepflicht nicht erforderlich."