Heimatgeschichte: Siegbert Hils beleuchtet Entwicklung der Firma Mathias Bäuerle / Anfänge im "Ursprung"

Einen bedeutenden Abschnitt St. Georgener Industriegeschichte beleuchtete jüngst der Verein für Heimatgeschichte: die Entstehung und Entwicklung der Firma Mathias Bäuerle.

St. Georgen. Siegbert Hils, fundierter Kenner der Materie, brachte den Besuchern die Historie der Uhrenfabrikation der Firma Mathias Bäuerle – jedem echten Bergstädter kurz und bündig als MB geläufig – in einem interessanten und kurzweiligen Vortrag nahe.

Deren Geschichte, so Hils, begann mit dem 1839 im Stockwald geborenen Mathias Bäuerle. Nach Lehr- und Gesellenjahren habe der geschickte Uhrmacher im Jahr 1863 im "Ursprung" bei Peterzell, seine erste eigene Werkstätte bezogen und eine Familie gegründet. Sechs Jahre später konnte er im "Bruderhaus" ein eigenes größeres Haus bauen. Auch der 1865 geborene Sohn Mathias junior absolvierte später bei seinem strengen Vater eine Uhrmacherlehre.

Der Referent beschrieb anschaulich das harte Leben in dieser Zeit. In seinem Vortrag griff er auf Quellenmaterial, wie etwa Chroniken, alte Baupläne sowie Tagebücher von Mathias Bäuerle junior zurück. Hils erzählte von anfänglichen Irrungen und Wirrungen, als man etwa versucht habe, unter Umgehung eines Zwischenhändlers, an den Mathias Bäuerle seine Uhren verkaufte, das einträgliche Italien-Geschäft allein zu tätigen.

Im Jahr 1884 machte MB – dieses Kürzel hatte sich inzwischen durchgesetzt – bei der Ausstellung anlässlich der Neueröffnung der St. Georgener Gewerbehalle mit dem Slogan "Specialität: Schotten-Repetieruhren" erfolgreich auf sich aufmerksam. Inzwischen bezog MB im Jahr 1888 seinen Neubau in der Stadt. Noch produzierte der Betrieb, so Hils, mit einfachen Mitteln – erst 1897 wurde dann die erste Maschine eingesetzt.

Mathias junior sei als uneheliches Kind geboren worden. Obwohl seine Eltern später heirateten, fühlte er sich offenbar ständig gegenüber seinen Geschwistern zurückgesetzt. Es sei zu wachsenden Spannungen innerhalb der Familie gekommen.

Im Jahr 1900 hätten seine Brüder Tobias, Fridolin und Christian die Geschäftsleitung übernommen. Das alles habe aber dem Erfolg der Firma keinen Abbruch getan – ganz im Gegenteil. MB erweiterte mehrfach seine Anlagen und erschloss sich neben der Uhrenherstellung weitere, neue Produktlinien.

Man begann, berichtete Siegbert Hils, mit der Produktion von Registrierwerken und ab 1904 mit Rechenmaschinen. Besonders Letztere sollten bald sehr erfolgreich sein und zunehmend wichtiger für das Unternehmen werden. Bei der Pariser Weltausstellung präsentierte man vier Uhren, die mit einer Goldmedaille prämiert wurden. Während des Ersten Weltkriegs produzierte MB auch Zünder für das Militär.

Im Laufe der Jahre habe die Uhrenproduktion, mit der einst alles anfing, aber immer mehr an Bedeutung verloren. Ab 1953 produzierte MB nun ausschließlich andere Artikel, besonders das Erfolgsprodukt Rechenmaschinen. Zuvor, im Jahr 1935, sei das Familienunternehmen Mathias Bäuerle in eine GmbH umgewandelt worden – mit neuen Kapitalgebern.

Damit endete ein toll präsentierter, informativer Vortrag über die Uhrenfabrikation des alten Bergstadt-Unternehmens. Siegbert Hils wurde von den Besuchern dafür mit verdientem Applaus bedacht.