Rückblick: Martin Zimmermann erinnert sich an die Anfänge zurück / Einsätze werden anspruchsvoller
St. Georgen (nmk). Jahr für Jahr wird der "Virtual Fires Congress" in St. Georgen ausgerichtet – doch wie fing eigentlich alles an? Fragt man das Initiator Martin Zimmermann, muss er weit ausholen. Mehr als 15 Jahre geht es zurück in die Vergangenheit – genauer gesagt in eine Zeit, in der sich Tunnelunglücke häuften. "Es gab damals ein großes Forschungsprojekt, das ›Virtual Fires‹ hieß", erklärt er. Mit im Boot waren unter anderem Tunnelbetreiber und die Königliche Technische Hochschule Stockholm.
Die damalige Fragestellung, die im Zentrum des Projekts stand, ist noch heute der Fokus der jährlichen Kongresse: Wie kann durch den Einsatz von Technologien das Rettungswesen effektiver arbeiten und Einsatzkräfte besser vorbereitet werden?
"Man muss sich vergegenwärtigen, dass vor 16, 17 Jahren die Technologien sehr teuer waren", unterstreicht Zimmermann. Seine Firma Imsimity war zu dieser Zeit eines der wenigen Unternehmen, das Feuer und Rauch virtuell darstellen konnte. "So entstand für uns der erste Kontakt in den Bereich Rettungsorganisationen", erinnert sich der Geschäftsführer.
Als die Forschungsgelder zur Neige gingen, stellte sich für Zimmermann die Frage, was mit den Forschungsergebnissen passiert. Die einfache und doch ernüchternde Antwort: nichts. Denn wo keine weiteren Gelder, da keine weitere Forschung. "Das war für mich als Forschungslaie etwas befremdlich", meint er.
Angespornt von den Projekterfolgen, ging er auf den damaligen Geschäftsführer der PE-Stiftung, Dieter Knorpp, zu. Es war die Geburtsstunde des "Virtual Fires Congress". "Wir waren damals sehr früh dran", sagt Zimmermann. Entsprechend war die Resonanz. "Beim ersten Kongress waren es exakt 19 Teilnehmer."
Heute erinnert zwar nur noch der Name an das damalige Projekt – doch dafür gelingt es den Veranstaltern Jahr für Jahr, renommierte Forscher nach St. Georgen zu locken. "In der Zwischenzeit hat sich der ›Virtual Fires Congress‹ als fester Termin in der Szene der Rettungsorganisationen verankert", so Zimmermann.
Wie nah Theorie und Praxis beieinander liegen, zeigt ein Beispiel aus den Vorjahren: Damals führte die Exkursion, die stets am zweiten Tag stattfindet, in den Europapark nach Rust. "Wir hatten damals die Gelegenheit, die ganze Sicherheitseinrichtung kennenzulernen", sagt Zimmermann. 2018 folgte dann der Großbrand in der Attraktion Piraten in Batavia.
Der "Virtual Fires Congress" ist also am Puls der Zeit. Doch der Initiator merkt auch an: Die Bundesrepublik bestreitet beim Thema Digitalisierung nicht unbedingt eine Vorreiterrolle. "Deutschland hat da sehr vieles zerredet. Es hat vieles seine Richtigkeit, dass man es mit Bedacht angeht. Aber wir müssen auch die Realitäten betrachten", meint er. "Wenn man links und rechts überholt wird – das steht Deutschland eigentlich nicht gut."
Dabei mache er es nicht unbedingt am Bruttoinlandsprodukt oder der Finanzkraft eines Landes abhängig, inwiefern dieses die Digitalisierung vorantreibt. "Ob es umgesetzt und positiv angenommen wird, hängt davon nicht ab. Das sieht man an so Ländern wie Estland und Lettland", erklärt er. "Da ist es normal, dass man mit dem Handy auf dem Marktstand einen Apfel kaufen oder Behördengänge durchführen kann."
Doch nicht nur die Technik an sich hat sich weiterentwickelt, auch die Einsätze sind heute anspruchsvoller geworden – etwa durch Solaranlagen auf Dächern oder die zunehmend dichtere Bebauung. Selbst wenn die Einsatzzahlen an manchen Orten sinken, bedeutet das im Umkehrschluss, dass Rettungskräfte weniger Erfahrung sammeln.
"Ein weiteres Szenario, das die Einsatzkräfte schildern: Wenn wir früher einen Unfall oder einen Brand hatten, musste man sehen, wie die Leute flüchten und musste zusehen, dass sie geordnet aus dem Gebäude kommen. Heute hält der Besucher sein Smartphone drauf." Deswegen habe man beispielsweise einen Partner in Holland, der Szenarien wie Einsätze mit der Polizei virtuell durchläuft.
"Es gibt immer wieder neue Aufgaben, denen die Einsatzkräfte im Rettungswesen gegenüberstehen", schließt Zimmermann. Mit anderen Worten: Für den Kongress gehen so schnell nicht die Themen aus.