Claudia Scheible-Dimou muss ihre Räume am Bärenplatz aufgeben. Die Corona-Krise setzt ihrem Unternehmen zu.Foto: Scheible-Dimou Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Das große Geschäft mit Seminaren bricht weg / Optikerin Claudia Scheible-Dimou muss umziehen

Corona-Soforthilfen oder entsprechende Kredite bleiben Claudia Scheible-Dimou verwehrt. Angesichts von Auftragsausfällen muss die Dienstleisterin selbst schauen, wie sie zurecht kommt. Ihre Räume am Bärenplatz muss sie infolgedessen aufgeben.

St. Georgen. Ab 1. Juli ist Schluss. Sehtrainerin Claudia Scheible-Dimou packt ihre Umzugskartons und gibt die Räumlichkeiten am Bärenplatz auf. Grund ist der andauernde Corona-Stresstest. Größere, von der Trainerin durchgeführte Seminare, fallen komplett aus. Damit fehlen der Selbstständigen ihre Haupteinkünfte. Einen Anspruch auf Corona-Hilfen hat sie nicht.

Bis Juli wird alles wie gehabt laufen. Dann wird Scheible-Dimou bei einer befreundeten Heilpraktikerin in Peterzell unterkommen. "Für die gesundheitlichen Dienstleistungen, die ich anbiete, brauche ich offizielle Räume", sagt die Augentrainerin. Stundenweise könne sie die Einrichtung ihrer Bekannten mitnutzen. So kann Scheible-Dimou ihre Dienstleistung rund ums Sehen weiterhin anbieten.

Die Expertin für ganzheitliches Augentraining bedauert die Gesamtsituation: "Eigentlich ist mein Job elementar wichtig." Kinder mit Lernschwäche, Erwachsene, die den ganzen Tag am Computer sitzen. In vielen Situation könne ihr Angebot bei den Sehgewohnheiten unterstützen. Die Schlüsselerkenntnis: Unsere Augen sind nicht gemacht für das dauerhafte Ausharren in der Nähe.

Wird unser visuelles System nur einseitig in der Nähe gefördert, so Scheible-Dimou, entstehen dadurch Verspannungen im Nacken oder Kopfschmerzen. Von den Augen können die Probleme dann auf den gesamten Körper übertreten, sagt die gelernte Optikerin. Selbst Charakterschwankungen wären dadurch nachvollziehbar.

Und so sieht die Sehtrainerin auch den Verbleib der Kinder in den eigenen vier Wänden – speziell in der jetzigen Zeit – kritisch. "Ab etwa sechs Metern schalten die Augen auf das Sehen in Entfernung um", erläutert Scheible-Dimou.

Bleiben Spielplätze zu, fällt das Vereinsleben flach und verlassen die Kinder zum Lernen nicht einmal mehr das Haus, bewegen sich auch unsere Augen auf engstem Raum. Die Visualtrainerin rät daher: "Wenn Sie es gut mit ihren Kindern meinen, dann gehen Sie mindestens drei Stunden am Tag mit ihnen raus. Hier empfiehlt sich Wandern. Beim Radfahren tendiert man oft dazu den Blick auf die Nähe zu fokussieren."

Als zu wichtig empfindet Scheible-Dimou ihre Arbeit. "Ich gebe nicht auf", sagt die Sehtrainerin, die sich vor allem auch in ihrer Arbeit mit Kindern und deren Problemen bestätigt sieht.

Bei aller Motivation für ihre Arbeit muss Scheible-Dimou letztlich aber selbst schauen, wo sie bleibt. Ihre Haupteinnahmequelle, Seminare in Unternehmen oder anderen Einrichtungen, entfallen ersatzlos. Von Corona-Hilfen könnte sie profitieren, letztlich fällt sie aber durchs Raster der Voraussetzungen. Und auch die generelle Anerkennung ihrer Dienstleistung, seitens der Krankenkassen, könnte besser aussehen.

Die Sehtrainerin sieht sich gleich mehrfach benachteiligt: Drei Jahre Selbstständigkeit wären Voraussetzung gewesen für eine Kredithilfe. Mit zweidreiviertel Jahren – davor war Scheible-Dimou als Kleinunternehmerin tätig – liegt sie knapp unter der geforderten Grenze.

Soforthilfen scheiden ebenfalls aus, da sie nicht die Hauptverdienerin sei, sondern ihr Mann. "Existenziell gefährdet", wie sie sagt, sei sie laut den Vorgaben damit nicht.

So bleibt Scheible-Dimou nichts anderes übrig, als umzuziehen und sich woanders für ihre Sache einzusetzen. Hierbei wünscht sie sich generell eine höhere Wertschätzung: Während ein Yoga-Kurs relativ leicht gebucht werde, denn hier würden die Krankenkassen unterstützen, müsse man beim Sehtraining "kurz vor der Erblindung stehen", um eine entsprechende Förderung zu bekommen.