Das Unternehmen EBM-Papst will den geplanten Stellenabbau "so sozial verträglich wie möglich" gestalten. Foto: Zelenjuk

Einigung in der sechsten Runde bei EBM-Papst. Mehrarbeit ohne Entgeltausgleich ab 1. Oktober.

St. Georgen - Im März gab EBM-Papst St. Georgen bekannt, dass das Unternehmen Probleme im Automotive-Bereich hat. Seither wird nach Lösungen gesucht. Nun haben sich Arbeitgeber und -nehmer geeinigt. Das Ergebnis bewerten sie indes unterschiedlich.

Sechs Monate lang haben die Geschäftsführung, der Arbeitgeberverband, der Betriebsrat und die IG Metall verhandelt, nun haben sich die Parteien auf ein "Paket für Arbeit" verständigt. Dieses habe das Ziel, EBM-Papst wieder zurück auf die Erfolgsspur zu führen und den angekündigten Stellenabbau an den Standorten St. Georgen und Herbolzheim so sozial verträglich wie möglich zu gestalten, teilt das Unternehmen mit.

Firma baut 100 Stellen ab

Die Vereinbarung tritt zum 1. Oktober in Kraft und hat eine Laufzeit von zwölf Monaten. Unter anderem beinhalte das Paket die Erhöhung der Arbeitszeit um eine halbe Stunde pro Tag ohne Entgeltausgleich. "Die Parteien haben außerdem eine zwölfmonatige Transfergesellschaft sowie einen gut ausgestatteten Interessensausgleich und Sozialplan vereinbart", so Pressesprecher Hauke Hannig.

Circa 100 Mitarbeiter an den beiden Standorten sind vom Personalabbau betroffen, EBM-Papst versucht nun, sie möglichst rasch in neue Beschäftigungsverhältnisse zu integrieren. "Die Einigung ist ein starkes Bekenntnis von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite. Mit dem ›Paket für Arbeit‹ haben wir gemeinsam einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg in eine positive Zukunft erreicht", betont Raymond Engelbrecht, Geschäftsführer von EBM-Papst St. Georgen.

Als "akzeptabel" bezeichnet Thomas Bleile, Erster Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Villingen-Schwenningen, das Ergebnis. "Wir haben lange verhandelt, es ging immer wieder hin und her. Aber jetzt haben wir eine Einigung gefunden, die in Ordnung ist", meint er. "Der Arbeitgeber ist bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um diejenigen zu unterstützen, die vom Arbeitsplatzabbau betroffen sind", hebt er hervor. Durch die Gründung der Transfergesellschaft bekämen diese Mitarbeiter zwölf Monate lang finanzielle Unterstützung und könnten von Qualifizierungs- und Umschulungsmaßnahmen profitieren. "Wir haben außerdem eine gute Abfindung erreicht", teilt Bleile mit.

Am Anfang der Verhandlungszeit habe der Verkauf der gesamten Automotive-Sparte als Option im Raum gestanden, sagt der IG-Metall-Geschäftsführer. "Alle Parteien waren sich aber von Anfang an einig, dass es keine gute Idee ist." Denn: Dieser Schritt hätte möglicherweise größere Kreise gezogen.

"Wir haben sofort gesagt, dass wir im Automotive-Bereich Chancen sehen", betont Bleile. Die Sicherung der Standorte St. Georgen und Herbolzheim habe absolut im Vordergrund gestanden. "Die verbleibenden Beschäftigten zeigen, dass sie hinter dieser Entscheidung stehen, und leisten ihren Beitrag, indem sie eine halbe Stunde pro Tag mehr arbeiten", erklärt er.

Parallel zur Transfergesellschaft werde das Unternehmen laut Bleile weitere Maßnahmen im Bereich Umstrukturierung ergreifen. "In zwölf Monaten werden wir sehen, was für einen Effekt diese Maßnahmen gebracht haben."