Mit Entwicklungen wie diesen möchte GFT sein Portfolio erweitern: Eine App erkennt an einem Auto die Schadensbilder und errechnet die voraussichtlichen Kosten.Foto: GFT Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: GFT Technologies legt die Halbjahresbilanz vor / Kurzarbeit ist in der Bergstadt kein Thema

Schlechte Nachrichten sind in der Wirtschaft derzeit an der Tagesordnung. Anders sieht das bei GFT Technologies aus. Zwar spürte das St. Georgener Unternehmen die ersten Auswirkungen von Corona – doch der Umsatz stieg dennoch.

St. Georgen. Gute Nachrichten für alle Angestellten von GFT. Das Unternehmen scheint trotz der wirtschaftlichen Krise auf Kurs zu fahren. Der Branchenspezialist für die internationale Finanzindustrie stellte nun die neuesten Zahlen vor.

221 Millionen Euro Umsatz erzielt

CEO Marika Lulay, die Anfang 2017 den in St. Georgen bekannten Co-Gründer Ulrich Dietz an der Spitze des Unternehmens abgelöst hat, erklärt hierzu: "Wir konnten das erste Halbjahr mit einem Umsatzplus abschließen – wir haben unsere Ziele erreicht und gehen trotz der Verwerfungen in der Weltwirtschaft weiterhin von einem Wachstum für GFT aus."

Die Zahlen untermauern diese Aussage: Der GFT-Konzern erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatz in Höhe von knapp 221 Millionen Euro. Damit erreichte das Unternehmen ein Wachstum von fünf Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019, das damals mit knapp 211 Millionen Euro Umsatz abgeschlossen wurde.

"Auch in neuen Geschäftsfeldern, zum Beispiel der Kfz- Versicherungsbranche sind wir erfolgreich", erklärt sie weiter. "So haben wir jüngst ›Intelligent Damage Evaluation‹ vorgestellt, ein KI-gestütztes System, das anhand einfacher Fotos innerhalb weniger Sekunden komplexe Sachschäden analysieren und die Kosten von Kfz-Reparaturen berechnen kann."

Während andernorts Stellen abgebaut werden müssen, profitiert die GFT sogar indirekt von den Entwicklungen. Denn die durch die Pandemie verursachte Krise verstärke den Trend zur Digitalisierung, so Lulay. "GFT ist hervorragend aufgestellt, um diese Nachfrage zu bedienen, und wir sehen vor allem bei unseren Cloud-Angeboten sowie anderen neuen Technologien sehr gutes Wachstum."

Restrukturierung betrifft St. Georgen nicht

Doch auch wenn GFT die Vorteile der Wirtschaftskrise betont, so hat die Pandemie auch ihre Spuren hinterlassen. Das Unternehmen spricht in diesem Zusammenhang von einer "Unterauslastung", der man durch "Restrukturierungsmaßnahmen" begegnete. Doch was heißt das genau?

"Wie alle Unternehmen in unserem Geschäftsfeld müssen wir unsere Kompetenzen immerfort dem anpassen, was der Markt verlangt", meint Jens-Thorsten Rauer, der unter anderem für die deutschen Standorte der GFT verantwortlich ist, auf Nachfrage unserer Zeitung. "Das heißt konkret zum Beispiel: mehr Engineering statt reine Beratung und die eigene Entwicklung neuer innovativer Technologien."

Bereits im vergangenen Jahr habe man daher auf Fortbildungen und Versetzungen gesetzt. "Der Prozess wurde jetzt von der Covid-19-Krise beschleunigt, da der Digitalisierungstrend bei Kunden weiter anzieht", so Rauer.

Während vier deutsche Standorte von diesen Maßnahmen betroffen waren, blieb in St. Georgen alles gleich: 58 Mitarbeiter beschäftigte GFT zum Stichtag 30. Juni in der Bergstadt. Von Kurzarbeit war bislang niemand betroffen, ist vom Hauptsitz in Stuttgart zu erfahren.

Im gesamten Unternehmen sind derzeit 5585 Vollzeit-Mitarbeiter angestellt, was einem Anstieg von 14 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 entspricht. Damals waren es 4892 Mitarbeiter. Dieses Plus resultiert laut GFT aus dem geplanten Kapazitäts- und Kompetenzaufbau in Brasilien, Polen und Italien.

Aufgrund der vorgelegten Fakten – steigenden Umsätzen und Mitarbeiterzahlen, dem Trend hin zur Digitalisierung – rechnet das St. Georgener Unternehmen daher auch mit einem Umsatzanstieg in diesem Jahr. 440 Millionen Euro, so der Plan, sollen erwirtschaftet werden.