Heimische Handwerker legten sich mächtig ins Zeug, um noch vor Wintereinbruch die Schäden am Dach und der Fassade zu beseitigen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Nachbarn und Feuerwehr verhindern bei Hausbrand Totalschaden / Örtliche Handwerker als Glücksgriff

Von Dieter Vaas

St. Georgen. Nachbarn und Feuerwehr verhinderten Schlimmeres. Der Schaden schien gering. Trotzdem wurde es der betroffenen Familie aus der Bergstadt nicht so schnell langweilig. Fast täglich gab es Hiobsbotschaften, aber auch Hilfe von allen Seiten.

Durch einen lauten Knall wurde eine Frau an einem Samstagmorgen im August kurz vor 6 Uhr geweckt. "Feuer" rief sie als erste Reaktion. Ihr Mann wachte davon auf, sprang aus dem Bett und rannte los. In direkter Nachbarschaft brannte ein Haus. Er nahm einen Feuerlöscher und ging beherzt gegen die hoch lodernden Flammen vor.

Eine weitere Nachbarin hörte ein Prasseln und glaubte zunächst an starken Regen. Ein Blick aus dem Fenster ließ ihr den Schreck in die Glieder fahren. Ihr Sohn besorgte sich einen Feuerlöscher und begann ebenfalls, das immer stärker werdende Feuer zu bekämpfen.

Die von mehreren Seiten benachrichtigte Feuerwehr war sehr schnell vor Ort. Ihr half auch eine junge Frau, die bis zur nächsten größeren Kreuzung gelaufen war, um die Einsatzkräfte einzuweisen. Sie war Feriengast und kam aus Bayern. Dort lernen die Kinder bereits in der Schule diese Vorgehensweise. Mittlerweile schlugen die Flammen bereits hoch übers Dach. Die massiven Löscharbeiten der "Profis" verhinderten noch Schlimmeres. Ohne das beherzte Eingreifen der Nachbarn zuvor, wären aber auch sie machtlos gewesen, wie Kommandant Werner Fuchs später feststellte. Seine Leute gingen sehr professionell vor. Auch die Drehleiter leistete wertvolle Dienste, obwohl das Gebäude auf der vom Brand betroffenen Seite nur ein Vollgeschoss hat. Vom oftmals beklagten hohen Wasserschaden war auf den ersten Blick überhaupt nichts zu sehen. Ein heimischer Dachdecker flickte das beschädigte Dach soweit, dass es nicht ins Gebäude regnen konnte. Als großen Vorteil erwies sich, dass die Hausbesitzer ein Schlüssel bei einer direkten Nachbarin hinterlegt hatten.

Die betroffene Familie war in Urlaub und hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Bosnien-Herzegowina auf. Um in die Bergstadt zu kommen, benötigte sie wegen des extremen Urlaubs-Rückreiseverkehrs bis zum Sonntagnachmittag.

Auf den ersten Blick schien alles halb so schlimm. Im Haus roch es nicht einmal besonders stark nach Rauch. Ein Arbeitskollege und eine befreundete Familie hatten den größten Schmutz beseitigt sowie ordentlich durchgelüftet. Unbewohnbar war nur das Kinderzimmer, dessen Außenwand gebrannt hatte.

Hier hatte möglicherweise ein technischer Defekt den Brand ausgelöst, lauteten erste Vermutungen. Tags darauf kamen Spezialisten der Polizei. Sie stellten sehr schnell fest, dass von außen Feuer gelegt wurde. Vermutlich hatte der Täter gleich neben der Eingangstür seine Notdurft verrichtet und dann einen Liegestuhl angezündet. Dieser brannte wie Zunder. Die Flammen griffen auf die Holzwand über und fraßen sich entlang dem Vordach hoch bis auf den Dachboden. Am Ende stand ein Sachschaden in Höhe von über 100 000 Euro.

Brandstifter bis heute noch nicht ermittelt

Der Brandstifter ist bis heute nicht ermittelt. Zum eigenen Schutz sicherte die Familie das Haus besonders und ließ unter anderem eine Video-Überwachungsanlage installieren. Diese deckt das komplette Grundstück ab und zeichnet 24 Stunden am Tag alles auf eine Festplatte auf. Deren Kapazität reicht für ein viertel Jahr aus.

Groß war die Hilfsbereitschaft von Freunden, Bekannten und Nachbarn. Oft waren es nur kleine Gesten, manchmal auch große Aktionen, die alles Erträglicher machten. Ein Architekt kümmerte sich um die Organisation des Wiederaufbaus.

Zwei Tage nach Brandausbruch richtete sich bereits der Blick nach vorn. Die zuständige Versicherungsagentur hatte schon vor dem Anruf des Hausherrn den Schaden bereits registriert. Der Gutachter meldete sich wenige Stunden später. Er bot einen von der Versicherung beauftragten "Generalsanierer" an. Die Familie bestand auf örtliche Handwerker. Vergleichsangebote wurden erforderlich. Fast alle Aufträge blieben in der Bergstadt.

Ein Glücksfall, wie sich schnell zeigte. Zimmerleute, Elektriker, Maler, Fensterbauer und Heizungsmonteure belagerten teilweise schon fast das Anwesen. Das Haus bekam ein komplett neues Dach und teilweise auch neue Fassaden. Zwei Fenster und die Eingangstür mussten ausgewechselt werden. Im Gang, in der Küche und in zwei Schlafzimmern zeigte teilweise erst nach sechs Wochen das Löschwasser Nachwirkungen. Hier mussten die Böden ausgewechselt werden.

Die Elektrik hatten erheblichen Schaden genommen. Sechs Wochen blieb eine Haushälfte ganz ohne Strom. Es war fast Weihnachten, als alles wieder dauerhaft "unter Strom" stand.

Bis November hatten die Handwerker Dach und Fassadenteile ausgetauscht. Es regnete in der ganzen Zeit nur einmal. Da war gerade der Dachdecker beim Eindecken. Als der erste Schnee fiel, waren alle "Luken" längst geschlossen.

Bis der letzte Handwerker sein Werk beendete, stand Weihnachten vor der Tür. Die Versicherung bezahlte gleich zu Beginn einen Vorschuss. Die Endabrechung und die Restzahlungen erfolgten bereits Anfang Januar.

Bis die betroffene Familie einschließlich der Außenanlage wirklich alles wieder gerichtet hatte, war bereits fast ein Jahr vergangen.