Dicht gedrängt stehen die Autos in der Industriestraße. Foto: Hilbertz

Händler begrenzen Parkzeiten wegen Pendlern und Lastwagen. Firmen reagieren unterschiedlich.

St. Georgen - Wohin mit dem Auto in der Industriestraße? Die einen Parkplätze kosten, die anderen sind zeitlich begrenzt. Eine Nachfrage bei den Firmen, den Händlern und der Kommune zeigt: Die Parkproblematik wird sehr unterschiedlich bewertet.

Es ist ein Bild, das nicht gerade selten in der Industriestraße zu sehen ist: Zwei Fahrzeuge begegnen sich, die nächste freie Parklücke, in der man warten könnte, ist weit entfernt. Um aneinander vorbeizukommen, muss ein Wagen auf den Gehweg ausweichen. Denn bis zur Kurve in Richtung Klosterweiher reichen oft die Wagenkolonnen, die die Fahrbahn extrem verengen.

Wer keinen Platz an der Straße findet – so scheint es – greift auf den Parkplatz von Rewe und Lidl zurück. Denn die Händler vor Ort haben mittlerweile Maßnahmen ergriffen, um Dauerparkern Einhalt zu gebieten.

Auf dem Rewe-Parkplatz benötigen Einkäufer seit Kurzem Parkscheiben. Pressesprecherin Sabine Stachorski erklärt hierzu: "Zunehmend wurde der Parkplatz von Pendlern genutzt, die schon morgens ihr Auto abstellten und damit den Parkplatz den ganzen Tag blockierten." Teilweise hätten Kunden Probleme gehabt, einen Parkplatz zu finden.

Ausschlaggebend für die Entscheidung, Parkscheiben einzuführen, sei ein geparktes Auto gewesen, dass die Warenanlieferung unmöglich gemacht habe. "Es hat Stunden gedauert, bis der Halter ermittelt war", so Stachorski.

Stufenweise Einführung

Es handle sich um eine kulante und stufenweise Einführung, betont die Sprecherin. "Zunächst werden nur Parkuhren mit einem Hinweis an die Autos gehängt. Zudem informieren natürlich unübersehbare Schilder über die neuen Bedingungen."

Die Strafen für Dauerparker beginnen bei knapp zehn Euro. "Wer die Parkuhr vergessen und ein Ticket erhalten hat, braucht nur den Einkaufsbon vorzulegen", betont sie.

Die Rückerstattung durch den Bon gilt im Einzelfall laut Mario Köhler, Pressesprecher bei Lidl, auch beim Discounter nebenan. Hier fallen derweil bei einer maximalen Parkdauer von einer Stunde die Strafen höher aus. "Die Bearbeitungspauschale des externen Dienstleisters kann bis zu 30 Euro betragen und ist somit dem öffentlichen Verkehr angepasst."

Allen voran LKW-Fahrer würden ihre Fahrzeuge am Wochenende auf den Parkplatz stellen. "Zurück bleiben Beschädigungen, da die Parkplätze nicht für die Lasten der LKW ausgelegt sind", bilanziert Köhler.

Über Sensoren im Boden werde daher seit Kurzem die Parkdauer geprüft. Die Abwicklung übernehme ein externer Dienstleister, Profit entstünde für Lidl nicht. "Mit dieser Vorgehensweise zwischen Lidl-Kunden und Falschparkern zu differenzieren, haben wir gute Erfahrungen gemacht", betont er.

Verkehrsschau geplant

Doch sind die Dauerparker wie von Rewe vermutet Bahnreisende? Angesprochen auf das mögliche Pendlerproblem weist die Deutsche Bahn die Verantwortung von sich. "Die Zuständigkeit für den ruhenden Verkehr liegt bei den Kommunen, in dem Fall bei der Stadt St. Georgen", erklärt ein Sprecher.

Die wiederum weiß um die grundsätzliche Parkproblematik, vor allem im Bereich nahe des Klosterweihers. "Wir werden in der nächsten Verkehrsschau nach der Sommerpause mit den Fachbehörden die Industriestraße begutachten", sagt Markus Esterle, Leiter der Bürgerdienste. Vor allem im hinteren Bereich stünden viele Lastwagen. "Dort wird ein Parkverbot geprüft", sagt er. Darüber hinaus hoffe man auf eine Verbesserung der Situation durch den PE-Neubau sowie den Ringzug, der die Verkehrsanbindung verbessern würde.

Dass die Stundentaktung der Schwarzwaldbahn derzeit ein Problem ist, bestätigt auch Jasmin Ohmke von "Häseler Metall Technik" (HMT). "Bus und Bahn sind für viele kein Thema, da sie nicht zu den Schichtzeiten fahren", erklärt sie. HMT hat neben "M&M Software" und "Magna", ehemals Getrag, im Gebäude gegenüber dem Bahnhof Geschäftsräume.

"Die Parksituation ist eine Zumutung", so Ohmke. Und auch die Parkzeitbegrenzung stößt bei HMT auf Unverständnis. "Wir können verstehen, dass die Märkte ihre Parkplätze ihren Kunden zur Verfügung stellen wollen, aber auch unsere Mitarbeiter sind häufige Kunden dieser Märkte, etwa in ihren Pausen, vor oder nach der Schicht."

Halbe Auslastung

Laut Ohmke beschäftigt HMT 250 Mitarbeiter in der Industriestraße, etwa die Hälfte kommt zu Fuß oder hat kein Auto. Dem Rest stehen in der unteren Tiefgarage 49 Stellplätze zur Verfügung. "Diese teilen wir aber mit zwei weiteren Firmen der Industriestraße 5", betont sie. Um die Situation zu entschärfen, habe man intern von "M&M" sechs kostenpflichtige Stellplätze gemietet.

Das Softwareunternehmen wiederum fühlt sich von dem Problem nicht betroffen. Laut Beatrice Bach habe man 88 Stellplätze für 113 Mitarbeiter inklusive Aushilfen. Beschwerden gebe es demnach keine.

Magna-Sprecher Bo Zhang erklärt derweil, dass den Kollegen am Standort St. Georgen zwar das Parkproblem bekannt sei, man sich aber nicht weiter dazu äußern wolle.

Viel Unmut also, aber keine Lösung? Tatsächlich verweist die Stadt auf eine Alternative, die zwar nicht kostenfrei, aber erfolgsversprechend wäre: Die Parkplätze neben dem Bahnhof, die dem Technikmuseum St. Georgen gehören. Ab drei Euro am Tag – für Monatsparker gelten andere Konditionen – kann man sich dort einen Parkplatz sichern.

Zwar werde das Angebot ganz gut angenommen, heißt es vonseiten des Technikmuseums, doch das Limit sei noch nicht erreicht. Lediglich knapp die Hälfte, so die Schätzung, sei belegt. Der Tenor: "Da ist noch Luft nach oben."