Die Strichmännchen von "Krieg und Freitag" parodieren das Alltägliche, mal komisch, mal nachdenklich. Foto: Vogel Foto: Schwarzwälder Bote

Lesung: Tobias Vogel alias "Krieg und Freitag" ist zu Besuch

St. Georgen . Tobias Vogel zeichnet gern. Doch reizen ihn nicht die üblichen Motive – statt Personen-Porträts oder Landschaften bleibt er ganz minimalistisch, nämlich bei einfachen Strichmännchen. Damit ist der Hamburger mittlerweile so erfolgreich, dass er teilweise schon davon leben kann. Darüber hinaus ist er ein echter Social-Media-Star geworden.

Unter dem Namen "Krieg und Freitag" postet er regelmäßig seine Comics auf den verschiedenen Kanälen. Auf Twitter hat er 40 000 Follower, auf Facebook 30 000 und auf Instagram stolze 55 000. Und es läuft so gut, dass es mittlerweile auch Merchandise-Artikel von ihm zu kaufen gibt. Zudem ist ein Buch-Band mit seinen besten Comics in Planung. Sogar den Grimme Online Award in der Kategorie "Kultur und Unterhaltung" hat der 37-Jährige dieses Jahr gewonnen.

Im Rahmen der Literaturtage in St. Georgen stellte der ungewöhnliche Künstler einem interessierten Publikum nun seine Werke vor. Zwar stellt man sich unter einer Lesung, so war die Veranstaltung angekündigt, eigentlich etwas anderes vor, doch in Comic-Kreisen präsentieren die Künstler hier ihre Zeichnungen und lesen die dazugehörigen Sprechblasen vor.

Es sind alltägliche Szenen. Viele Bilder handeln vom trostlosen Alltag, von Stress und davon, zu müde zu sein, um allem gerecht werden zu können. "Warum ist am Ende meines Akkus immer noch so viel To Do-Liste übrig?", fragt da zum Beispiel ein erschöpftes Strichmännchen. Das Ganze wird herrlich selbstironisch verpackt.

Gegen die Eintönigkeit

Auch Gesellschaftskritisches findet sich zuhauf: So erzählen die Comics auch vom Unwillen, zur Arbeit zu gehen, von der täglichen Arbeit, die einem die Freizeit raubt und von der Eintönigkeit einer Sachbearbeiterstelle. Und auch von aufdringlichen Mitmenschen und deren nervigen Fragen. Oder von deren überzogenen Erwartungen, denen man immer und überall gerecht werden soll. Dabei haben die Comics stets einen eher pessimistischen Touch: "Die schlechten Dinge im Leben vergehen irgendwann, um Platz für neue schlechte Dinge zu machen", heißt es da etwa in einer von einem Herzen umrahmten Zeichnung.

Doch vermutlich ist es gerade diese gnadenlose Ehrlichkeit, gepaart mit einer großen Portion Ironie und Wortwitz, die seine Follower begeistert. Zudem werden Szenen dargestellt, wie sie einem jeden Menschen regelmäßig widerfahren können.

Das Geheimnis seines Erfolges? "Ich kann viele Dinge im Leben nicht gut. Aber komplexe Dinge auf’s Wesentliche runterbrechen, das kann ich offensichtlich", lacht Vogel.

Das Bergstadt-Publikum hat er auf jeden Fall auch überzeugt. So wird an diesem Abend viel gelacht, als Vogel seine Werke vorstellt. Danach gibt der Künstler, der dieses Jahr Vater geworden ist, noch einen äußerst amüsanten Einblick in sein Privatleben und liest aus seinem Baby-Tagebuch vor.

Im Anschluss können sich seine Fans noch eine persönliche Zeichnung von ihm anfertigen lassen. So wie der zwölfjährige Anton, der Vogel gleich einen eigenen Comic mitbringt. "Ich fand’s cool und witzig", sagt Anton über die Lesung. Und Vogel wiederum findet Antons Comic so cool und witzig, dass er ihn sogar auf Social-Media posten will.

"Ich finde es faszinierend, was man mit Strichmännchen alles machen kann", findet Paula Kleinob aus Villingen-Schwenningen, die sich in die Schlange derer eingereiht hat, die auf eine Zeichnung von Vogel warten. Begeistert ist auch Marion Wysocki. Sie folgt Vogel schon längere Zeit auf Twitter. "Ich freue mich, dass auch einmal jemand Berühmtes nach St. Georgen kommt", so die 58-Jährige, die an diesem Abend ebenfalls stolz mit einer original Vogelschen Zeichnung nach Hause geht.