Mit Bauklötzen spielen, singen, gemeinsam lachen – für die Entwicklung des Kindes sind die ersten Jahre in Kita und Kindergarten wichtig. Foto: © lordn – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Erziehung: Im Gemeindehaus der Lorenzkirche entsteht eine eigene Einrichtung mit neuer Leitung

St. Georgen braucht mehr Betreuungseinrichtungen. Das ist das Fazit der Kindergartenbedarfsplanung für das kommende Jahr. Die Stadt hat für den Moment bereits eine Lösung. Doch laut dem Amtsleiter muss langfristig ein neues Betreuungskonzept her.

St. Georgen. Die Bergstadt wächst. Und es gibt immer mehr junge St. Georgener. Was in erster Linie eine gute Nachricht ist, stellt die Stadtverwaltung vor eine gewaltige Herausforderung. Denn Eltern haben einen Anspruch darauf, dass ihre Kinder betreut werden. Markus Esterle, Leiter der Bürgerdienste, stellte daher am Mittwochabend im Gemeinderat besagte Kindergartenbedarfsplanung für das Jahr 2020/21 vor. Diese muss von der Stadt erstellt werden und soll gewährleisten, dass die Kommune entsprechend genügend Betreuungspläne vorhält.

Die Kernaussage des Papiers: St. Georgen braucht angesichts steigender Kinderzahlen weitere Betreuungsmöglichkeiten. Im Vergleich zum Vorjahr, so Esterle, gebe es bei den Null- bis Sechsjährigen einen Zuwachs von 819 auf 853 Kinder. Alle Einrichtungen mit Ausnahme des evangelischen Kindergartens Spatzennest in Langenschiltach seien "nahezu voll" ausgelastet.

40 Kinder können nicht untergebracht werden

Auf 516 genehmigte Plätze kommen demnach 465 betreute Kinder. Davon sind 75 unter drei Jahren, was 16 Prozent entspricht, und 390 Kinder zwischen drei und sieben Jahren. Was im ersten Moment danach klingt, als gäbe es noch knapp 50 freie Plätze, ist laut Esterle allerdings ein Trugschluss. In manchen Fällen zählen demnach Kinder doppelt, die Plätze lassen sich also nicht eins zu eins mit den zu Betreuenden aufrechnen. Unterm Strich können im kommenden Jahr derzeit etwa 40 Kinder nicht im Stadtgebiet untergebracht werden.

Um weiter zu verdeutlichen, dass mehr Angebote geschaffen werden müssen, ging Esterle auch auf die Tagesmütter der Bergstadt ein. Von 13 Selbstständigen – eine weitere Tagesmutter befindet sich in der Ausbildung – pausieren derzeit sechs. "Dieser Job ist schlichtweg nicht mehr lukrativ", meint der Amtsleiter und verweist auf einen niedrigen Stundenlohn, verbunden mit den Risiken eines Selbstständigen. Dieses Problem wirke sich insofern auch auf die Stadt aus, als dass man die Tagesmütter als "wichtige Ergänzung" zum städtischen und kirchlichen Angebot sehe.

Vier neue Stellen sind nötig

Was also tun, wenn die Einrichtungen voll sind, die Tagesmütter weniger werden, und gleichzeitig die Geburten steigen? Der Beschlussvorschlag der Verwaltung sieht vor, dass die bisherige Außengruppe des Kinder- und Familienzentrums Weidenbächle (Kifaz), die sogenannten Stadtzwerge, um eine Kleinkindergruppe und eine altersgemischte Gruppe mit verlängerter Öffnungszeit erweitert wird. Damit spaltet sich die Einrichtung vom Kifaz ab, wird eigenständig und erhält eine eigene Leitung. Auf Nachfrage von Karola Erchinger (Freie Wähler) erklärte Esterle, dass er hierfür schon bereits jemanden im Blick hätte.

Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigten die Ausführungen rund um den zweiten Punkt der Vorlage. Im Erziehungsbereich, so Esterle, herrsche ein Fachkräftemangel. Für die Erweiterung des Angebotes müsse man, basierend auf dem Mindestpersonalschlüssel, vier neue Stellen schaffen. Bereits jetzt greife man sich bei Personalausfällen innerhalb der Einrichtungen unter die Arme, wie er auf Nachfrage von Guido Santalucia (SPD) betonte.

Nachdem der Gemeinderat sowohl der Schaffung der neuen Einrichtung als auch der Ausschreibung besagter Stellen zugestimmt hatte, soll dem Gremium in einer der nächsten Sitzung der Mietvertrag mit der evangelischen Gemeinde vorgelegt werden.

Derweil betont Esterle in seinem Fazit, dass man zwar das Betreuungsproblem mit diesen Veränderungen kurzfristig gelöst bekomme, allerdings auch langfristig – etwa im Hinblick auf das entstehende Baugebiet Glashöfe – ein neues Konzept brauche.