Wer im Internet einen Gynäkologen sucht, findet derzeit keine Einträge für St. Georgen. Der nächste ist in Villingen oder Mönchweiler. Foto: Aycatcher/Fotolia.com/Freepik

Kommune wirbt um Frauenarzt. Bürgermeister ist mit Interessenten im Gespräch.

St. Georgen - Die Suche nach einem Frauenarzt in St. Georgen dauert an. Seit Monaten müssen Patientinnen weite Weg in Kauf nehmen, um zum Gynäkologen zu fahren. Geht es nach der Stadt, soll sich das ändern.

Vor gut einem halben Jahr verabschiedete sich Andrea Schneider, St. Georgens letzte praktizierende Gynäkologin, von der Bergstadt. Seitdem liegt die Versorgungssituation in Bezug auf die Frauenheilkunde bei null. Schon damals versprach Bürgermeister Michael Rieger "alles zu versuchen", um eine Nachfolge-Regelung zu finden. Wie nah dran ist die Bergstadt also an einem neuen Facharzt für Frauen?

Noch keine einzige Bewerbung eingegangen

Bei der Suche fährt die Kommune "zweigleisig", wie es Johannest Probst, Sprecher der St. Georgener Ärzteschaft, ausdrückt. Zum einen wurde der Arztsitz von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) regulär ausgeschrieben. Zum anderen inseriert die Stadt in einschlägigen Fachzeitschriften, darunter im Ärzteblatt Baden-Württemberg.

Das sei eigentlich nicht die "primäre Aufgabe" der Kommune, wie der Bürgermeister betont. Dennoch gehe man dieser Verantwortung nach.

Das ernüchternde Ergebnis dieses verstärkten Suchaufwands: Bisher ist noch keine einzige Bewerbung eingegangen. Rieger habe allerdings einen Interessenten vermittelt bekommen, wie er auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt.

Mit dem Bewerber stehe der Bürgermeister in persönlichem Kontakt und man habe sich auch bereits getroffen. Ob sich dabei allerdings etwas konkretisiere, sei derzeit nicht abzusehen, sagt das Gemeindeoberhaupt.

Versorgungsgrad liegt bereits bei 127 Prozent

Trotz des Versorgungsgrads von 127 Prozent in der Frauenheilkunde im Schwarzwald-Baar-Kreis – so die Auskunft der KVBW – ist die medizinische Situation für Frauen aus der Bergstadt angespannt. So bleibt als nächstgelegener Weg für einen Arztbesuch nur der Gang nach Villingen-Schwenningen oder Mönchweiler.

Dieses Problem, ein zwar ausreichender Versorgungsgrad, aber eine zunehmende Zentralisierung der Praxen, ist bei der KVBW hinreichend bekannt. Junge Ärzte ziehe es in die Städte, heißt es hierzu aus Stuttgart. In den größeren Kommunen teilen sich Mediziner in Gemeinschaftspraxen oder Ärztehäusern ihre Aufgaben. Dabei wollen sich die "neuen Mediziner" auch ein Stück weit von der Vorstellung des rund um die Uhr erreichbaren Arztes lösen, der 60 Stunden pro Woche arbeitet, sagt Swantje Middeldorff, Pressesprecherin der KVBW.

Zusätzliche Anreize für Mediziner, sich in weniger attraktiven Gebieten niederzulassen, die gebe es, erklärt Middeldorff – auch im Schwarzwald-Baar-Kreis, wie die Sprecherin versichert. Die Frauenheilkunde sei hiervon aber nicht betroffen.

Auch für Bürgermeister Rieger steht fest, dass man zwar unterstütze, wo es geht, finanzielle Anreize aber ausscheiden, um einen Arzt zur Niederlassung zu bewegen: "Sollte ein Arzt nicht aus Überzeugung kommen?", fragt Rieger.

Er erklärt weiter: "Ob sich ein Arzt oder eine Ärztin niederlässt, hängt nicht von mir ab. Zunächst muss sich jemand auf den Sitz bewerben, dann muss er das richtige Alter haben, damit sich das ›Selbstständigmachen‹ auch noch lohnt, und es müssen ansprechende und moderne Praxisräume gefunden werden."

Derzeit können die betroffenen Frauen also nur hoffen und abwarten, dass sich zeitnah ein Nachfolger findet.