Die Sicht auf die Loirenzkirche im Jahr 1997 (linkes Bild) und heute (rechtes Bild). Fotos: Rosenfelder Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Bergstadt im Wandel der Zeit

St. Georgen. Wie sehr hat sich die Bergstadt in den vergangenen Jahren verändert? Ist alles, was moderner gestaltet wurde, auch immer schöner? Den Fragen nach Veränderung der Stadtansicht ging der Vorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte, Architekt Martin Rosenfelder, in einem Vortrag nach, den er in den Räumen der "Geschichtstruhe" hielt.

Dazu hatte er aus dem Archiv Rosenfelder, das schon sein Vater Georg aufgebaut hatte, etliche alte Bilder herausgesucht. Diesen Bildern setzte er solche entgegen, die er, möglichst aus derselben Perspektive, erst in jüngster Zeit gemacht hatte – digital natürlich, während viele alte Bilder eingescannt worden waren.

Nicht ganz eng sah er dabei die Zeit, in die er zurückblickte. Er hatte durchaus auch Bilder aus den frühen 70er-Jahren mit dabei, aus der Zeit, als die Marktplatz-Tiefgarage entstand und man sogar den damaligen Oberstadtbaumeister Fichter erkannte, in typischer Pose.

Vor allem hatte er sich vorgenommen, die Veränderungen in der Kernstadt zu zeigen – und das fast 40-köpfige Publikum erwies sich als überaus sicher dabei, die jeweiligen Blicke zu erkennen. Die Hauptstraße und die Sommerauerstraße, die obere Gerwigstraße, die Gewerbehalle-straße oder der Bärenplatz – sie alle zeigten teils gelungene, teils aber auch nicht ganz so schöne Veränderungen.

So fragte Rosenfelder beispielsweise provokant, wieso das Ärztehaus an der Lorenzkirche den stark überkragenden Teil habe und weshalb man sogar einen Teil des Bürgersteigs geopfert hatte. Das sei nicht immer nachvollziehbar. Statisches Element aus dieser Sicht ist die Lorenzkirche, aber selbst an ihr ging die Zeit nicht ganz spurlos vorüber: Der Vorplatz wurde völlig überarbeitet.

Noch eindrucksvoller wirkt der Blick in Richtung Osten. Hier habe sich einiges geändert, stellte der Referent fest. Vor allem habe sich eine Verdichtung der Verbauung ergeben. Allerdings bemerkte Rosenfelder: "St. Georgen ist deutlich grüner als früher", wobei er das ausschließlich auf Bäume, Sträucher und Rasenflächen bezog. Manche Blickwinkel könne man heute nicht mehr nachvollziehen, weil die Sicht zugewachsen sei.

Sehr gut gelungen sei die Auflösung des einstigen Friedhofs, der nun einen parkähnlichen Charakter besitze. Viele Häuser hätten sich durch den Umbau stark verändert, ohne dass dabei der Gebäudeumriss wirklich anders geworden sei. Bestes Beispiel: Die alte Sängerhalle, die einst dem Liederkranz gehörte, heute modernisiert von der Närrischen Bürgerwehr. "Jede Zeit hat wohl irgendwie ihre Farbe", sinnierte er ob der tiefroten Fassade.

Besonderen Raum erhielt die Gegend um alte und neue Post, der Bärenplatz und das einstige Heimann-Areal, wo sich auch besonders viel geändert hat. Nicht glücklich sei er über den Umbau der Gerwig-straße, in der einst viele besondere Gebäude modernen Betonklötzen gewichen seien.

Nur ein erster Vortrag sei das gewesen, das Archiv Rosenfelder enthalte Material für "mindestens zehn weitere", schloss der Referent nach rund 90 Minuten und 100 Bildern.