Bernhard Lobmeier führt seit diesem Jahr die Rathaus-Apotheke. Foto: Marull Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Bernhard Lobmeier übernimmt in St. Georgen die Rathaus-Apotheke / Umkämpfter Markt

St. Georgen. Seit der Jahrtausendwende sinkt die Zahl der Apotheken kontinuierlich. Seit Ende des Jahres 2016 bis zur Jahresmitte 2017 etwa ist laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) die Zahl der Apotheken um 143 auf 19 880 Apotheken geschrumpft.

Damit wurden im Bundesgebiet so wenige Apotheken wie zuletzt im Jahr 1988 gezählt. Damals hatten in Westdeutschland und der DDR zusammen noch 19 781 Apotheken geöffnet.

"Derzeit versorgt eine Apotheke im Schnitt noch 4000 Einwohner", sagt Apotheker Bernhard Lobmeier, der zum Jahreswechsel die Rathaus- Apotheke in St. Georgen von seiner langjährigen Chefin Renate Schilson übernommen hat.

Die Zahl bewege sich zwar noch im europäischen Mittel, die Tendenz zeige aber eindeutig nach unten. Gründe dafür gebe es viele, sagt Lobmeier im Gespräch mit unserer Zeitung. Zum einen mache bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten und Präparaten der Onlinehandel den niedergelassenen Apotheken zu schaffen.

Zum anderen sei das Apothekengeschäft auch abhängig von der ärztlichen Versorgung. "Wenn der Arzt vor Ort seine Praxis aufgibt, wird automatisch auch der Apotheke ihre Existenzgrundlage entzogen. Vor allem im ländlichen Raum ist das ein echtes Problem", sagt Lobmeier.

Um dem entgegenzuwirken, bieten viele Apotheken mit Versanderlaubnis an, Medikamente vorzubestellen und zu liefern. Auch die Rathaus-Apotheke liefert bestellte Medikamente nach Hause: "Das ist gerade im ländlichen Raum ein wichtiges Angebot – auch weil die Bevölkerung auf dem Land immer älter wird und oft nicht mehr so mobil ist", sagt Lobmeier.

Besonders der Onlinehandel habe aber einen entscheidenden Nachteil zu den Apotheken vor Ort. "Wir bieten unseren Kunden eine umfassende Beratung an und sagen dabei auch mal, dass dieses oder jenes Medikament einfach nicht geeignet ist", meint der Apotheker aus St. Georgen. Dabei sei der Spagat zwischen Kaufmann und Heilberufler nicht immer einfach, Ehrlichkeit zahle sich aber immer aus.

Zur schwierigen Marktsituation komme, so Lobmeier, auch ein eklatanter Fachkräftemangel. "Die Studienplätze sind begrenzt, das Studium anspruchsvoll und diejenigen, die einen Abschluss haben, wollen oft nicht in eher ländlich geprägte Regionen", weiß Lobmeier. Dass, wie in seinem Fall, eine Nachfolge direkt geregelt werden kann, sei da schon eher die Ausnahme.